Duisburg. . Weil die Bundesbank Münzgeld nur noch in Containern liefert, bitten die Kreditinstitute Kunden beim Geldwechsel zur Kasse. Das Verfahren ist Ergebnis einer Reformkette, das die alte Münzrolle zum Auslaufmodell macht.

Ein Einzelhändler wundert sich: Für gerolltes Münzgeld soll er bei seiner Bank jetzt Gebühren zahlen — sowohl beim Ankauf als beim Verkauf. Sprich: Für jede Rolle Kleingeld für seine Wechselgeldkasse bittet ihn die Bank gesondert zur Kasse. Und will er ungebrauchte Rollen später wieder eintauschen, muss er erneut eine Gebühr entrichten. Kurios: Eine Rolle mit Ein-Cent-Münzen hat einen Wert von 50 Cent. Für die Ausgabe der Rolle verlangt die Sparkasse Duisburg beispielsweise eine Gebühr von 30 Cent. Nimmt sie die Rolle zurück, werden sogar 50 Cent fällig. Die Gebühr übertrifft bei diesem Beispiel sogar den Wert des Geldes.

Das Verfahren ist Ergebnis einer Reformkette, das die alte Münzrolle zum Auslaufmodell macht. Zum Jahreswechsel hat die Bundesbank beschlossen, die Münzgeldversorgung schrittweise zurückzufahren. Inzwischen werden Münzen nur noch in tonnenschweren „Normcontainern“ abgenommen. Ein Normcontainer für Ein-Euro-Münzen enthält zum Beispiel 75.000 Geldstücke.

Umstellung "nicht sinnhaft"

„Seit die Bundesbank die kostenlose Versorgung mit Rollengeld eingestellt hat, müssen wir über einen Drittanbieter rollen lassen“, bestätigt Andreas Vanek, Sprecher der Sparkasse Duisburg. Die Kosten werden weitergegeben, einen Unterschied bei der Stückelung gebe es nicht. Für Ein-Cent-Rollen sind seit Mitte März die gleichen Gebühren fällig wie für eine Zwei-Euro-Rolle. Die Kunden zeigen Verständnis, sagt Sprecher Vanek, Großkunden könnten aber auch mit dem Drittanbieter direkt verhandeln. Für Privatkunden gebe es aber extra einen Kleingeld-Service: Bis zu 600 lose Münzen können sie pro Tag kostenlos auf ihr Giro-Konto einzahlen.

Den Rollen-Tausch lassen sich auch die Privatbanken bezahlen, wie bei der Nachfrage in den vorgeschalteten Callcentern zu hören war. Verkehrte Welt allerdings bei der Volksbank Rhein-Ruhr: Dort nimmt man gerolltes Kleingeld von Privatkunden kostenlos an, nicht aber lose Münzen, wie Sprecher Günter Sickmann erklärt. Bei Firmenkunden hänge das Verfahren individuell vom Umfang ab.

Aufschrei der Einzelhändler ausgeblieben

Der große Aufschrei der Einzelhändler über die Rollen-Gebühr sei allerdings ausgeblieben, sagt Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands: „Wir haben bereits im Dezember alle unsere Mitglieder angeschrieben, dass der Geldwechsel teuer werden kann und ihnen empfohlen, sich frühzeitig bei ihrer Bank zu erkundigen“, sagt Bommann. Bis auf Einzelfälle sei es im Nachklang aber „ruhig“ geblieben. Die Umstellung hält er dennoch für „nicht sinnhaft“: „Zum einen, weil die erhöhten Kosten uns weh tun. Zum anderen, weil die Bundesbank aus unserer Sicht die Bargeld-Versorgung kostenneutral sicherzustellen hat. Das ist Aufgabe des Staates“.