Duisburg. . Duisburger Ärzte sehen im Koma-Saufen ein wachsendes Problem - bei Jugendlichen, aber sogar schon bei Kindern. Das Angebot „HaLT - hart am Limit“ soll den Alkohol-Exzessen nun Paroli bieten - mit Gruppentreff und Erlebnistag.

Saufen bis zum Umfallen: Ein wachsendes Problem bei Jugendlichen und sogar bei Kindern - auch in Duisburg. „Allein im vergangenen Jahr haben wir hier stationär 41 junge Patienten im Alter zwischen elf und 18 Jahren wegen einer akuten Alkoholvergiftung behandelt“, erklärt Prof. Thorsten Rosenbaum, Chefarzt der Wedauer Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. „Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.“

Denn viele Jugendliche, die - meist bei einer Party mit Gleichaltrigen - durch einen Vollrausch von den Beinen kommen, bringen die Freunde dann einfach nach Hause zu den Eltern. Diese Fälle werden gar nicht weiter bekannt, weiß der Jugendmediziner. „Außerdem können sie auch woanders zur Krankenhaus-Behandlung eingeliefert werden.“ Wie auch immer, das Sauf-Koma ist ein Schock-Erlebnis. „Die Betroffenen fühlen sich sehr schlecht, leiden unter starker Übelkeit, nässen ein, schämen sich.“ Der Facharzt jedenfalls hält Hilfe für wichtig, „die über den kurzen, ein- bis zweitägigen Klinikaufenthalt zur Ausnüchterung hinausgeht.“

109 Alkoholvergiftungen

Eine solche Hilfe wird es jetzt geben. Das Angebot heißt „HaLT - hart am Limit“. Es fußt auf einer Anfrage des Suchthilfeverbunds Duisburg an die Kinderklinik, ob diese sich an der bundesweiten HaLT-Aktion für Jugendliche mit schädlichem Alkoholkonsum beteiligen möchte. Udo Horwat, Vorstand des Verbunds: „Insgesamt lagen im Jahr 2010 in unserer Stadt 109 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus. Die JugendSuchtberatung ist froh, dass die Klinik das Projekt als Kooperationspartner mitträgt.“

Inhaltlich geht es bei „HaLT“ um einen Gruppentreff und einen Erlebnistag. Dabei ist Freiwilligkeit Ehrensache. Die ärztliche Schweigepflicht bleibt gewahrt. Horwat: „Der Jugendliche selbst und die Eltern müssen Interesse haben und einverstanden sein. Nur dann nehmen wir nach einer Woche Kontakt mit ihnen auf.“ Das HaLT-Modell umfasst einen „Risiko-Check“ zum persönlichen Alkohol-Konsum. Das Angebot dazu ist zweigeteilt. Zuerst trifft sich eine Gruppe von acht bis zehn jungen Leuten mit ähnlichen Erfahrungen zum Gespräch und tauscht Erfahrungen aus. Spielerische Elemente fließen ein. So können die Teilnehmer mittels einer „Rauschbrille“ - obwohl nüchtern - Alkoholwirkung nachvollziehen.

Ausflug in den Hochseilgarten

Teil zwei besteht aus einem kostenlosen Klettertag, etwa im Hochseilgarten. „Dabei kann der Einzelne Grenzerfahrungen machen. Die Alkoholvergiftung war ja auch eine Grenzerfahrung. In der Gruppe geht es darum, sich gegenseitig zu sichern und zu stützen“, erläutert Udo Horwat. „Viermal im Jahr planen wir ein HaLT-Angebot im Zusammenwirken mit der Kinder- und Jugendklinik. Da alkoholische Getränke nun mal nicht aus unserem gesellschaftlichen Leben wegzudiskutieren sind, ist unser Anliegen, dass die jungen Leute - sofern sie gemäß Jugendschutzgesetz schon Alkohol trinken dürfen - selbstbewusst und sorgsam damit umgehen können.“