Duisburg. .

Der Großeinsatz der Polizei gegen das organisierte illegale Glücksspiel war rasch Stadtgepräch im Duisburger Norden. Festnahmen gab es bei der groß angelegten Durchsuchung mit 600 Beamten nicht, wohl aber zwei leicht Verletzte.

Sie kamen am frühen Morgen, nutzten den Überraschungseffekt: Rund 600 Polizeibeamte standen am Mittwoch um 8 Uhr wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel plötzlich vor 78 Haustüren in etlichen Städten des Ruhrgebiets und am Niederrhein und verlangten Einlass. Wer nicht gleich reagierte, der durfte sich nicht wundern, wenn die Türen gewaltsam geöffnet wurden. Spezialkräfte drangen ein, durchsuchten die Räume nach Personen – erst dann ließen sie die Überraschten wissen, was der Grund des unangekündigten Besuchs war.

Schwerpunkt dieser Razzia war der Duisburger Norden: Dort wurden rund 50 Wohnungen, Geschäftsräume, Lager, Teestuben und Spielhallen gestürmt. Ziel der Polizeiaktion war es, Beweismaterial (Unterlagen, Spielautomaten etc.) einzusammeln, mit dem belegt werden soll, dass bandenmäßig Glücksspiel betrieben wird, dass unerlaubte Sportwetten abgeschlossen und Steuern hinterzogen werden. Außerdem geht es um Urkundenfälschung, Hehlerei und Betrug im großen Stil. Der Gesamtschaden wird von Polizei und Staatsanwaltschaft auf 1,6 Millionen Euro geschätzt. Drahtzieher dieser Machenschaften sollen zwei in Marxloh ansässige Familien sein.

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Von Gregor Herberhold

Die Aktion war rasch Stadtgespräch in den nördlichen Stadtteilen. Überall tauchten große Gruppen von Polizisten auf, riegelten Straßen und Gehwege ab, ließen Schaulustige nicht allzu nah an die Einsatzorte heran.

Die Bürger verfolgten die Einsätze von ihren Fenstern aus oder diskutierten in Gruppen auf dem Bürgersteig, Kinder unterhielten sich über die Aktion auf dem Schulhof. Gerüchte machten die Runde, was der Grund des Einsatzes war, der den ganzen Tag dauerte. Genaues wusste niemand.

Eine gewisse Schadenfreude war aber zu spüren, als an der Marxloher Hagedornstraße ein schwerer, amerikanischer Geländewagen beschlagnahmt und auf einem Tieflader abtransportiert wurde. „So viel Polizei habe ich noch nie hier gesehen“, sagte eine Geschäftsmann, der in der Nähe des Pollmannkreuzes ansässig ist und den Start der Razzia hautnah erlebte.

Festnahmen gab es bei der großangelegten Durchsuchung nicht, wohl aber zwei leicht Verletzte. Eine Person erlitt Prellungen, als eine Wohnungstür aufflog und ihn am Arm traf. Eine ältere Frau musste wegen eine leichten Schocks ärztlich versorgt werden -- die in die Wohnung stürmende Polizei war zu viel für sie. Außerdem wurde ein Hund angeschossen, der auf die Beamten losgegangen war.