Duisburg. . Die Bootsflottte der Wasserschutzpolizei in Duisburg hat eine neues Flagschiff: “WSP 1“ fährt mit modernster Elektronik, ist deutlich geräumiger, mit automatischer Identifikationserkennerkennung ausgestattet und natürlich schneller als je zuvor.
Sie ist das neue Flaggschiff der vier Boote umfassenden Flotte der Duisburger Wasserschutzpolizei: Seit gut einem Monat ist die „WSP 1“ auf dem Rhein, der Ruhr und in Hafengewässern unterwegs. Die 1,5-Mio- Euro-Neuerwerbung wartet mit zahlreichen Verbesserungen in punkto Ausstattung auf. Diese sollen der dreiköpfigen Crew die Arbeit im schwankenden Alltag deutlich erleichtern. Die WAZ hat sich für eine Streifenfahrt im Frühdienst mit an Bord gewagt.
Joachim Lehmann sitzt. Das war nicht immer so. Bisher erledigte der 59-jährige Bootsführer, der seit vier Jahrzehnten der WSP angehört, den Job im Stehen. Vor sich hatte er da noch ein gutes altes Steuerrad, mit dem er das Schiff durch die Fluten manövrierte. Ein solches sucht man in der neuen Ausführung vergeblich. Nun ist alles elektronisch geregelt: Ein kleiner Hebel, den Lehmann mit seiner rechten Hand vorsichtig umfasst, genügt, um das Ruder zu bedienen. „Funktioniert fast wie ein Joystick am Computer“, sagt der Polizeihauptkommissar. Den Umgang mit der neuen Technik mussten er und seine Kollegen erlernen. „Aber Weiterbildung gehört bei uns stets dazu.“
Herzstück Radarpilot
Neues Polizeiboot
Von seinem Sitz aus, der an einen Pilotensessel im Flugzeugcockpit erinnert, hat Lehmann den Fahrstand mit allen Instrumenten bestens im Blick. Herzstück ist der Radarpilot. Der ist mit einem Exklusiv-Navigationsgerät im Auto vergleichbar – mit dem Unterschied, dass er über einen Riesen-Bildschirm und deutlich mehr Funktionen verfügt. So zeigt es dem Bootsführer etwa die ideale Fahrlinie an. Hier, in Höhe von Rheinkilometer 780 in Höhe von Ruhrort, liegt diese bei einem Wasserstand von 3,10 Meter eher in der Mitte des mächtigen Stroms.
Das Automatische Identifikationssystem meldet auf Knopfdruck, welches Binnen- oder Seeschiff die „WSP 1“ da gerade vor sich hat. Name, Kenn-Nummer, Zeitpunkt der letzten Kontrolle – all das spuckt der Bordcomputer sofort aus.
„Die Elektronik hat die Mechanik im Laufe der Jahre vollkommen verdrängt“, sagt Lehmann rückblickend. Vieles erleichtere die tägliche Arbeit, doch modernste Technik ist manchmal eben auch etwas störanfälliger. „Die alte WSP 1 war uns vertraut bis zur letzten Schraube. Da konnten wir vieles sogar selbst reparieren. Das geht heute nicht mehr“, so Lehmann. Trotzdem weint er dem Vorläufer keine Träne nach. Dafür gebe es einfach zu viele Verbesserungen im neuen Boot. Eine nicht zu unterschätzende: die erhöhte Spitzengeschwindigkeit.
750 PS und 60 km/h
Wenn der Bootsführer den Hebel nach vorne schiebt, heulen die beiden V-8-Motoren kurz auf. Sie sind mit jeweils 750 PS bestückt. Das reicht, um ein Toptempo von fast 60 km/h zu erreichen. Die alte „WSP 1“ schaffte 42.
Und das Tollste: Diese Leistung macht viel weniger Lärm. „Das ist für mich das angenehmste. Durch die verbesserte Dämmung des Maschinenraums ist es viel leiser geworden“, sagt Stefan Wilms. Der 42-jährige Polizeioberkommissar erinnert sich noch gut ans permanente Dröhnen an Bord des Vorläufers. „Das ging auf Dauer auf die Ohren.“ Zu den technischen Neuerungen zählen auch Lautsprecher, die alle Anweisungen des Bootsführers an jeder Stelle des 19 m langen, 5,35 m breiten und 32 Tonnen schweren Schiffes verständlich machen. Und mit der absenkbaren Arbeitsplattform am Heck lassen sich Materialien oder Personen leichter aus dem Wasser heben. „Das Boot ist eine Maßanfertigung“, so Lehmann.
Erstmals echte Kojen unter Deck
Dann bitten Stefan Wilms und sein Kollege Udo Galinsky (51) zum Rundgang unter Deck. Erstmals gibt es Kojen. Diese sind kaum breiter als die schmalen Liegen darin. „Früher lagen wir alle im Gemeinschaftsraum auf Klappbetten“, sagt Wilms. Vor allem bei Ausbildungsfahrten, wenn bis zu zehn Neulinge tagelang rheinauf- und rheinabwärts mit unterwegs sind, seien diese Kojen ein großes Plus.
Ein Binnenschiffer, der tonnenweise Gips in loser Schüttung geladen hat, begegnet der „WSP 1“ in Höhe zwischen Laar und Walsum. Lehmann winkt. Der Adressant entgegnet den Gruß. Man kennt sich. Die Jahre auf dem Wasser verbinden. „Ist das üblich unter Kapitänen?“, lautet die letzte Frage. Da lächelt Lehmann nur. „Ich bin kein Kapitän. Einen Kapitän gibt’s auf dem Traumschiff, nicht bei uns.“