Duisburg. .
Die Kritik von Tierschützern an Zoohändler Norbert Zajac wird immer lauter. Der Duisburger Geschäftsmann will ab Mai auch Hundewelpen in seinem Geschäft in Neumühl verkaufen. Zajac versteht den Proteststurm sogar als Werbung für sein Vorhaben.
Hunde und Katzen gehören nicht in Zoogeschäfte. Das war in der Vergangenheit immer Konsens zwischen Tierschützern und Zoofachgeschäften in Deutschland. So steht es in den Heidelberger Beschlüssen, die sich die rund 670 Mitglieder des Zentralverbandes Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) selbst auferlegt haben, obwohl der Verkauf junger Hunde und Katzen gesetzlich durchaus erlaubt ist. Norbert Zajac hat dieses Agreement schon einmal über Bord geworfen, als er 2008 in seinem Zoofachgeschäft erstmals Katzenkinder anbot. Und auch mit seinem neuesten Vorhaben erregt der Duisburger Unternehmer wieder die Gemüter von Tierschützern. Ab Mai steigt er ins Hundewelpen-Geschäft ein. Den Mischlingshund oder andere kleine Familienhunde soll es dann ab 500 Euro zu kaufen geben. Mit vierwöchiger Gesundheits-Garantie.
Die Entrüstung ob dieser Pläne ist bei den Tierschutz-Organisationen groß. Peta startete unlängst eine Online-Protestaktion gegen den Hundeverkauf. Nun haben sich auch der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) und der Tierschutzbund negativ zu Zajacs Plänen geäußert. Und der Futtermittelhersteller Interquell bricht die Geschäftsbeziehungen zu den Duisburgern ab, weil er „befürchtet, dass andere Unternehmen Ihrem Beispiel folgen, was unserer Meinung nach zu Missständen im Hundehandel führen würde“, heißt es in einem an Zajac adressiertes Fax. Norbert Zajacs Antwort kurz und schmerzlos: „Normalerweise biete ich jedem an, sich das Konzept anzuschauen und bin für Fragen offen. Nach so einem Angriff von Ihnen, werde ich in Ihren Fall auf das Angebot verzichten. Bitte nennen Sie uns einen Termin für den Abbau...“.
All diese Kritik scheint am Unternehmer des Jahres 2010, der diesen Preis des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft (BVMW) auch wegen seines Mutes zur Expansion und Erneuerung erhalten hat, abzuprallen. Er sieht sich als Visionär, weshalb Zajac auch schon vor 30 Jahren aus dem seiner Meinung nach zu konservativen ZZF ausgetreten ist, sagt der Duisburger im Gespräch mit DerWesten. Er freue sich vielmehr über die Werbung, die die Tierschützer ihm bescheren: „Vor der Kampagne waren es vielleicht täglich fünf Leute, die im Laden nach einem Hund gefragt haben, heute sind es 10 bis 20.“ Dass das Geschäft ein für ihn lohnendes ist, davon ist Zajac überzeugt: „Ich würde sonst keine halbe Million Euro investieren.“
Ein Kritikpunkt des Tierschutzbundes ist der Stress-Faktor, dem die Tiere in dem Laden ausgesetzt sind. „Die Tiere kennen keinen Feierabend. Wir befürchten, dass dies die Zahlen in den Tierheimen ansteigen lässt.“ Dem setzt Unternehmer Zajac entgegen: „Es klopft keiner, es jagt keiner, nur menschliche Stimmen, die Tiere sind wie in einem Löwenkäfig mit Geländer drum geschützt, immer Frischwasser im Napf, Fußbodenheizung und fünf qualifizierte Angestellte und drei Tiermediziner kümmern sich um sie“, zählt der Unternehmer die Vorzüge seiner Hunde-Anlage mit eigenem Quarantäne-Bereich auf, die zurzeit auf dem Areal am Konrad-Adenauer-Ring entsteht.
Stadt muss Pläne noch absegnen
„Häufig haben solche Welpen ernstzunehmende Verhaltens- und Gesundheitsprobleme, die den unerfahrenen Tierhalter langfristig überfordern“, erklärt Marius Tünte, Sprecher des Tierschutzbundes. Katzen und Hunde könnten in einem Geschäft nicht verhaltensgerecht – so wie es das Gesetz vorsieht – untergebracht werden. Zweimal hat der Tierschutzverband deshalb an den Duisburger Unternehmer geschrieben, damit dieser seine Pläne noch einmal überdenken möge. Einen, bevor Zajac 2008 mit dem Handel von Katzenkindern begonnen hat, einen weiteren Mitte Februar. Die Diplom-Biologin und Fachkoordinatorin des Tierschutzbundes, die ihm im September 2008 schrieb, bekam keine Antwort. Nun, da Verbands-Präsident Wolfgang Apel höchstselbst an Zajac geschrieben hat, antwortete er ihm auch. Von seinen Plänen rückt der Unternehmer trotzdem nicht ab.
Auch die Herkunft der Hundewelpen bereitet dem Tierschutzbund-Präsidenten Sorgen: „Wir befürchten, dass Hundewelpen, die im Zoohandel angeboten werden, überwiegend aus Massenzuchten stammen. „Für verantwortungsvolle Züchter sollte eine Abgabe ans Zoofachgeschäft nie in Frage kommen“. Die mindestens zehn Wochen alten Hundewelpen, die Zajac demnächst verkaufen möchte, beziehe er von Privatleuten oder auch Kleinzüchtern. Auch auf Zeitungsannoncen meldet sich der Unternehmer. Zudem habe er oft bewiesen, dass er sein Handwerk verstehe und ihm auch der Tierschutz nicht egal sei: „Schon als wir anfingen, Katzen zu verkaufen, wurden große Proteste angekündigt. Doch die blieben aus. Daher mache ich mir keine großen Sorgen.“
Ob das neueste Vorhaben Zajacs diesmal auch ohne Proteste anläuft, bleibt jedoch abzuwarten. Für den 28. März plant ein bislang anonymer Hundefreund eine Protest-Versammlung gegen den Welpenverkauf. Und noch eine Hürde hat der Unternehmer vor sich: Ordnungsamt und Veterinäramt der Stadt Duisburg müssen dem ganzen Vorhaben auch noch grünes Licht geben, Zajac hat noch Auflagen zu erfüllen, teilte Stadt-Sprecherin Anja Huntgeburth mit. Die endgültige Genehmigung ist also noch nicht erteilt.