Duisburg. .
Tausende Literaturliebhaber besuchten die 9. türkische Buchmesse in Duisburg. In der deutschen Öffentlichkeit bekam die Veranstaltung wenig Aufmerksamkeit - wohl auch, weil die Veranstalter die lokalen Medien erst gar nicht eingeladen hatten.
Ausnahmezustand auf dem Konrad-Adenauer-Ring im Duisburger Stadtteil Neumühl: Zehntausende türkischstämmige Literaturliebhaber strömten zwischen dem 23. Dezember und dem 2. Januar in eine alte Lagerhalle, um die 9. Türkischen Buchmesse zu besuchen. Nebeneffekt: Das Ordnungsamt verhängte allein an einem Tag 25 Knöllchen gegen verkehrswidrig geparkte Autos.
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Mehr als 100.000 Bücher, überwiegend islamisch geprägter Natur, wurden ausgestellt, namhafte Autoren aus der Türkei suchten das Gespräch mit ihren Lesern im Ausland, und Kalligraphen präsentierten ihre Kunst. Auf Nachfrage sagte ein Besucher: „Aus Sorge vor etwaiger einseitiger Berichterstattung ist die Mega-Veranstaltung im Vorfeld den deutschen Medien nicht explizit angekündigt worden.“
Islamisch geprägte Bücher dominierten
Denn auch wenn bei der mittlerweile 9. Türkischen Buchmesse in Duisburg Werke aus allen literarischen, politischen und religiösen Bereichen sowohl auf Türkisch wie auch auf Deutsch präsentiert worden sind, so war die Anzahl der islamisch geprägten Bücher nach Angaben von Besuchern dominierend. Vermutlich haben die Veranstalter der „Astec GmbH“, einer nach eigenen Aussagen unabhängigen Gesellschaft, es aus diesem Grund vorgezogen, die Messe ohne Einladung an die lokalen Medien durchzuführen.
Zu den genauen Besucherzahlen konnte Ahmet Turunc, Mitgründer von Astec, nichts sagen. Ordner der Veranstaltung hingegen sollen einem Geschäftsinhaber, dessen Laden in unmittelbarer Nähe zu der Messehalle liegt, von über 30.000 Besuchern berichtet haben. Die Parkplatzmöglichkeiten in dem Gewerbegebiet reichten bei Weitem nicht aus, um dem großen Besucheransturm gerecht zu werden; doch dem Erfolg der Messe scheint das keinen Abbruch getan zu haben. „Es war eine überragende Veranstaltung. Die Menschen hier haben einen unwahrscheinlich großen Lesehunger, und wir geben ihnen die Möglichkeit, alle Werke aus ihrer Heimat zu kaufen und zu lesen. Ich bin enttäuscht, dass das Ordnungsamt der Stadt Duisburg uns nicht einen längeren Aufenthalt genehmigt hat“, sagt Ahmet Turunc.
Seit der ersten Veranstaltung stetig gewachsen
Für ihn sei es nicht nur aus wirtschaftlichen Interessen wichtig, Messen dieser Art in Deutschland zu veranstalten. „Zwischen 1995 und 2000 habe ich viele türkische Familien in ganz Europa besucht. Obwohl wir alle aus der Türkei stammen, konnte ich mich häufig nicht mit den Kindern dieser Familien verständigen. Die muttersprachlichen Kenntnisse lassen häufig zu wünschen übrig“, schreibt Ahmet Turunc auf der Internetseite seiner Firma. Ihm gehe es vor allen Dingen darum, dazu beizutragen, dass die nachkommenden türkischstämmigen Generationen nicht die Sprache und Kultur ihre Eltern verlernen.
Das dichte Gedränge auf den Parkplätzen des gesamten Gewerbegebiets ist für Turunc ein Indiz dafür, dass diese Buchmesse nach Duisburg gehöre und zu einem unverzichtbaren Ereignis der Stadt geworden sei. Seit der ersten Veranstaltung zwischen den Jahren 2002 und 2003 ist die Messe erheblich gewachsen. „Wir brauchen jedes Jahr ein bisschen mehr Platz. Immer mehr Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet besuchen uns. Das zeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist“, so Turunc.