Die Literatur des Buchmesse-Partnerlandes Türkei ist fazsninierend und vielfältig. Wer nicht nach Frankfurt reisen kann, findet in der Gladbecker Stadtbücherei dazu eine große Auswahl.

„Faszinierend Farbig” lautet der Slogan der Türkei als Gastland bei der Frankfurter Buchmesse. Die Türkei ist Ehrengast und wird sich mit 300 Schriftstellern als Land mit einer abwechslungsreichen, von unterschiedlichen Einflüssen geprägten Kultur präsentieren.

Wer Orhan Pamuk, den großen Lyriker und Nobelpreisträger, wer Nazim Hikmet, den im Moskauer Exil lebenden Kommunisten und Dissidenten, wer Yasar Kemal, den „Sänger und Chronisten seines Landes” und Verfasser der großartigen Abenteuersaga um Memed, den Bauernjungen, kennenlernen will, der wird an diesem Wochenende in Frankfurt so einiges geboten bekommen.

Doch wem Frankfurt zu weit ist, der wird auch in Gladbeck fündig: Die Stadbibliothek hält so einiges aus der türkischen Literatur bereit, auch in Originalsprache. Orhan Pamuk darf hier natürlich nicht fehlen, und „wird auch sehr stark nachgefragt”, bemerkt Uwe von der Weppen, Leiter der Bücherei. Allerdings gebe es ansonsten „für den normalen Leser nicht viele bekannte türkische Autoren”, meint er. Das soll sich ändern.

Von der Weppen unterscheidet, ebenso wie Detlev Uhde von der Humboldt-Buchhandlung, allerdings die türkischen Autoren. Uhde meint: „Es gibt die Autoren, die in Deutschland aufgewachsen, assimiliert sind, die auch auf Deutsch schreiben, über den Islam zum Beispiel. Das sind dann meist Frauen.” Hatice Akyün ist so eine. „Einmal Hans mit scharfer Soße” heißt ein Buch von ihr, und sie beschreibt darin mit viel Witz ihr Leben in Deutschland. Dieses sei ein Leben in „zwei Welten”, tagsüber in der modernen Gesellschaft, abends im Kreis der Familie, wo Tradition und Werte zählten. Solche Bücher weckten ebenfalls das Interesse der Leser und würden in der Bibliothek auch verstärkt ausgeliehen, beobachtet auch von der Weppen. Die anderen Autoren, das seien die, die wirklich in der Türkei lebten und auch auf türkisch schrieben. Die seien in Deutschland noch relativ wenig bekannt. Ihre Chance liege jetzt auf der Buchmesse.

Diese Bücher in Originalsprache, die in der Abteilung „Fremdsprachig” immerhin ein ganzes Regal füllen, würden vor allem von Türken ausgeliehen. Hier sind nicht nur Romane und Geschichten zu finden, sondern auch ganz Alltägliches, wie zum Beispiel Kochbücher oder Lexika.

Bücher in Originalsprache finden sich zwar nicht in den Regalen der Gladbecker Buchhandlungen. Doch, so erklärt Uhde, die türkische Literatur brauche sich nicht zu verstecken. So bekommen interessierte Gladbecker auch in der Humboldt-Buchhandlung und Mayerschen eine respektable Auswahl an Büchern türkischer Autoren.

Detlev Uhde hält den Neuling von Orhan Pamuk in den Händen, „Das Museum der Unschuld”. Ein besonderes Interesse der Kunden habe es zwar bis jetzt noch nicht gegeben an der türkischen Literatur. „Das Interesse wird erst richtig geweckt mit dem Rummel auf der Messe”, weiß Uhde als erfahrener Buchhändler.

Auch die Mayersche Buchhandlung hat Werke türkischer Autoren in den Regalen, „die große Resonanz gibt es aber bis jetzt noch nicht”, hat Maren Gatermann festgestellt. Würde es jetzt nach der Buchmesse jedoch verstärktes Interesse an der türkischen Literatur geben, werde man „da natürlich reagieren”.

Doch nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, auch Dialog erwartet sich Detlev Uhde davon, dass die Türkei mit einer großen Künstler-Schar als offizieller Ehrengast auf der Buchmesse vertreten ist. „Da wird so manch einer 'was entdecken, was ihm gefällt”. Auch Uwe von der Weppen sieht Chancen, dass das Verständnis der Deutschen für die Türkei allgemein gestärkt wird: „Man lernt etwas über das Land und die Menschen, wenn man liest”, ist er sich sicher.