Das Szenario-Weihnachtskonzert ermöglichte einen seltenen und aufregenden Blick auf die Duisburger Musikszene. „Von außen betrachtet nimmt man die Szene in Duisburg kaum wahr. Aber heute haben wir gesehen, dass es richtig gut läuft“, freut sich Thomas Block.
Es war in der späten Donnerstagnacht oder eher am frühen Freitagmorgen, die Verwunderung über das Erlebte war noch nicht verflogen. „Erst habe ich nicht geglaubt, dass das wirklich funktioniert“, sagte ein Musiker im verrauchten Kellerclub. Wie knapp 40 andere Sänger und Instrumentalisten stand er auf einer der beiden Bühnen im Djäzz, um beim „szenario: Weihnachtskonzert“ zehn bis fünfzehn Minuten zu spielen. Trotz des Überangebots an Programmpunkten verwickelte sich die Veranstaltung nicht zu einem wirren Knäuel, sondern ermöglichte einen seltenen und aufregenden Blick auf die Duisburger Musikszene.
Szenario Weihnachtskonzert
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Die wichtigste Erkenntnis des Abends war nicht, dass es gute Bands in Duisburg gibt. Die Leistung der alljährlichen Veranstaltung ist es – 2010 so deutlich wie nie –, eine Innensicht auf die Musikszene der Stadt zu bieten. Das Konzept hätte leicht scheitern können, dessen waren sich die Organisatoren auch bewusst. Rapper, Jazzer, Punkrocker, Funk-, Elektro- und Rock-Musiker, die nur eines gemein haben: dass sie aus Duisburg kommen. Im Alltag würden nur wenige Anhänger des einen Genres eine Platte aus dem anderen Bereich auflegen. Doch am Donnerstag funktionierte es. Die Qualität der Gruppen war sicherlich ein Grund dafür, dass die Besucher allen Musikern die verdiente Anerkennung entgegenbrachten.
Doch funktionierte eben nicht nur die Veranstaltung, offensichtlich gilt das ebenfalls für die Szene. Sie ist auch nach diesem an negativen Ereignissen reichen Jahr intakt. Thomas Block, der musikalische Leiter des Abends, wunderte sich selbst: „Von außen betrachtet nimmt man die Szene in Duisburg kaum wahr. Aber heute haben wir gesehen, dass es richtig gut läuft. Und das ist von innen heraus entstanden, durch die Musiker selbst, nicht durch irgendwelche Kultur-Projekte.“ Bands, die vor knapp 20 Jahren zuletzt von sich reden machten und in alle Winde verstreut waren, kamen wieder zusammen; junge Gruppen, von denen man noch viel hören sollte, traten auf; zahlreiche Premieren waren auf den Bühnen zu sehen.
Bezeichnend war, dass am Freitagmorgen als letztes keine angeheiterten Gäste aus dem Djäzz wankten, sondern Musiker. Freilich kam die Veranstaltung aber auch beim Publikum gut an. Trotz des Verzichts auf Vorverkauf mussten die Türen eine Stunde nach Beginn des Konzerts schon wieder geschlossen werden, ausverkauft.
Höhepunkte des Konzerts zu benennen, fällt schwer. Für manche mögen es die 24/7 Fucked Ups gewesen sein, die krachigen Punkrock spielten. Nicht weniger wild, wenn auch musikalisch anders gelagert, war die Funk-Exkursion von Matthias Dymke an der Orgel und Ufo Walter am Bass. Oder die Folk-Polka von Resistanzen2. Oder die Elektro-Experimente von Marek Vejvoda, Bartosz Kwiecinski am Drum-Computer und Till Steinebach an der Trompete. Oder einer der vielen Sänger, die mit der hervorragend besetzten Begleitband auftraten. Oder das wahnsinnige Finale mit rund 20 Menschen auf der Bühne, die den „Zebratwist“ grölten: Seriöse Musiker spielten dabei mit, Punkrocker sangen, Rapper lagen sich in den Armen und das Publikum war glücklich. Es funktioniert.
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