Duisburg. .

OB Adolf Sauerland äußert sich nicht zu den Pfiffen seiner Mitarbeiter gegen ihn. Vertreter der Duisburger Parteien bewerten die Versammlung unterschiedlich. Dieter Lieske (SPD) berichtet von „Angst vor Repressalien“ unter den Bediensteten der Stadt.

Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) nahm selbst keine Stellung mehr zu den Geschehnissen auf der Personalversammlung der Stadtverwaltung am Mittwochmorgen. Sein Sprecher Josip Sosic: „Ich wüsste nicht, dass wir darauf reagieren. Er hat sich in einer nicht-öffentlichen Veranstaltung der Belegschaft gestellt.“

Dieter Lieske, personalpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, zieht als Fazit: „Der Oberbürgermeister hat ein ganz inniges Verhältnis zu sich selbst. Seine Rede war ein untauglicher Versuch, sich bei seiner Belegschaft anzubiedern.“ Das „feige Wegtauchen“ nach der Loveparade mit dem Argument, er hätte ja nichts unterschrieben, habe ihm die Belegschaft nicht verziehen. „Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung müssen doch Angst haben, irgendetwas Kritisches zu unterschreiben.“

CDU: Ereignisse nicht überbewerten

„Der OB stellt sich nicht vor sie und nimmt sie nicht in Schutz,“ analysiert Dieter Lieske (SPD) die Reaktion der Mitarbeiter auf der Personalversammlung der Stadt am Mittwoch. Welche Stimmung in der Stadtverwaltung herrsche, macht er daran fest, dass die Verdi-Vertrauensleute ihren Geschäftsführer gebeten hätten, eine Erklärung zu verlesen: „Sie haben Angst vor Repressalien.“

Aus CDU-Kreisen war zu hören, dass man mit einem derartigen Ablauf der Personalversammlung schon gerechnet hatte. Für den Oberbürgermeister sei es zwar eine unangenehme Situation gewesen, aber er habe sich ihr gestellt. Pfiffe und Kritik am OB habe es in den vergangenen drei Jahren auf den Personalversammlungen immer gegeben, weshalb man die Ereignisse am Mittwoch nicht überbewerten solle.

Nicht vergessen dürfe man, dass Verdi-Geschäftsführer Thomas Keuer Ratsherr für die Linken sei und der Personalratsvorsitzende Rainer Hagenacker vor der letzten Kommunalwahl den SPD-Kandidaten Jürgen C. Brandt öffentlich unterstützt habe.

Anders sieht das Hermann Dierkes, Fraktions-Chef der Linken: „Ein Oberbürgermeister, der derart auf offene Ablehnung seiner Belegschaft stößt und keine Konsequenzen zieht, ist offenbar weit weg von der Wirklichkeit.“

Er hoffe, dass es nun im Landtag doch noch zu einem Untersuchungsausschuss zur Loveparade-Tragödie komme, da nun auch die FDP dafür sei. „Nun kommt es darauf an, wie SPD und Grüne sich verhalten.“

„Aber es sind 100 von 1740 aus dem Saal gegangen“

Stephan Krebs, Fraktionsvorsitzender der Duisburger Wählergemeinschaft, glaubt, dass sich viele Mitarbeiter geäußert haben, die dem OB auch schon vorher kritisch gegenüber gestanden hätten. „Ich würde nicht den Eindruck unterstützen, die ganze Stadtverwaltung sei gegen ihn.“ Er sehe die Belegschaft dreigeteilt: „Ein Drittel will, dass er bleibt, ein Drittel ist neutral nach dem Motto ,Dienst ist Dienst’ und ein Drittel möchte, dass er geht.“

Diese Meinung teilt Wilhelm Bies, Fraktionschef der FDP, nicht: „So ‘was kommt von so ‘was! Wenn ein OB sich so verhält und sich nicht eindeutig hinter seine Verwaltung stellt, sollte man nicht verwundert sein, wenn die Mitarbeiter und auch die Bevölkerung so reagieren.“ Das Thema Rücktritt des OB sei auf kommunaler Ebene erledigt. „Aber er und die CDU werden die Ernte dafür einfahren“, ist sich Bies im Hinblick auf die nächste Wahl jetzt schon sicher.

Dieter Kantel von den Grünen relativiert: „Ich respektiere die Meinung der Mitarbeiter. Aber es sind 100 von 1740 aus dem Saal gegangen, das waren fünf Prozent.“ Es bleibe die Zwickmühle: Der Rücktritt eines Oberbürgermeisters sei in der Gemeindeordnung einfach nicht vorgesehen, ohne dass dies finanzielle Folgen für ihn hätte. Aber: „Solange ich dem OB nichts vorwerfen kann, kann ich auch nichts einfordern.“