Duisburg.

Die Duisburger Physik-Studentin Caroline de Beule lernte im Rahmen ihrer Diplomarbeit die Schwerelosigkeit kennen - auf 31 Parabelflügen an drei Tagen. Die Experimente der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Gerhard Wurm sind eine Belastung für den Körper.

Das sind wissenschaftliche Höchstleistungen: Wenn man plötzlich doppelt so viel wiegt wie gewohnt, im nächsten Moment schwerelos ist und dabei auch noch konzentriert ein Experiment beobachtet. „Das ist ein wahnsinniges Gefühl, wenn man durch die Lüfte schwebt“, sagt Caroline de Beule. Die 23-jährige Physik-Studentin hat im Rahmen ihrer Diplomarbeit hoch über dem Ozean die Schwerelosigkeit kennengelernt. In drei Tagen hat sie zusammen mit vielen anderen Wissenschaftlern bei 31 Parabelflügen an ihrer Forschungsarbeit gearbeitet.

Mehrere Mitglieder der Arbeitsgruppe „Experimentelle Astrophysik“ von Prof. Dr. Gerhard Wurm waren an dem neuen Versuch beteiligt, der in einem Airbus in der Nähe von Bordeaux (Frankreich) stattfand. Dabei wird Staub in einer Vakuumkammer mit einem Laser beschossen, um verschiedene Effekte in der Schwerelosigkeit zu untersuchen. Indem der Laser die Rolle eines Sterns übernimmt, simuliert man die Planetenentstehung im Weltall. Schwerkraft und Licht beeinflussen diese Prozesse. Die auftretenden Eruptionen werden gefilmt – mehr als 90 Videos werten die Wissenschaftler nun aus.

Experimente gehen auf den Magen

„Die Experimente gehen ganz schön auf den Magen. Wenn man zuerst für rund 20 Sekunden die doppelte Erdanziehung spürt, dann schwerelos und anschließend wieder doppelt so schwer ist, dann ist das schon eine Belastung für den Körper“, sagt Caroline de Beule. Die Übergänge seien trotz kleiner Pausen sehr anstrengend gewesen, aber es habe sich „definitiv gelohnt“, ist sich die junge Forscherin sicher. Sie ist nun auf die Aufzeichnungen aus der Vakuumbox gespannt, die sie für ihre Diplomarbeit mit dem Titel „Experimente zur Gravitationsabhängigkeit der durch Licht induzierten Erosion protoplanetarer Körper“ benötigt.

Neben drei Forschern von der Universität Duisburg-Essen sind auch zahlreiche andere Wissenschaftler an Bord gewesen. „Das war sehr aufregend, mit so vielen Experten verschiedenste Experimente zu veranstalten“, berichtet de Beule. So seien beispielsweise Mediziner oder Luft- und Raumfahrtforscher mit im Flugzeug gewesen. Die Mischung der verschiedenen Fachbereiche habe zusätzlich für Spannung gesorgt. 

Ärztliches Attest ist notwendig

Besondere körperliche Voraussetzungen musste de Beule nicht nachweisen. „Mein Chef hat sich bei mir vor dem Start lediglich erkundigt, ob ich einen starken Magen hätte. Da ich ja genügend Kirmeserfahrung habe, habe ich ihm das bestätigt. Ein fachärztliches Attest, das mir bescheinigt, ein starkes Herz zu haben, hinterher und schon ging es in die Lüfte“, erzählt die Physik-Studentin noch immer euphorisiert. Allerdings unterscheidet sich der freie Fall auf dem Rummel und echte Schwerelosigkeit offensichtlich doch ein wenig voneinander. „Ich kann das Gefühl kaum beschreiben. Das ist noch viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Auch wenn es für meinen Magen sehr anstrengend war.“

Das Fachgebiet fasziniert die angehende Physikerin. Sie hofft, bei den nächsten Parabelflügen im Frühjahr wieder dabei sein zu können. Dann analysieren die Wissenschaftler die Mars- und Mondgravitation. „Beispielsweise ist noch nicht genau erforscht, warum sich der Mars manchmal in Staub hüllt – das wollen wir herausfinden“, sagt de Beule begeistert.