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„Gerecht geht anders“ sagt der IG-Metall Bevollmächtigte und Lüdenscheider SPD-Ratsherr Bernd Schildknecht.

Was ungerecht ist, wie`s besser wäre und warum sich so Wenige für Politik interessieren, erläuterte er Donnerstag vor dem SPD-Ortsverein Oberbrügge-Carthausen im Schulungsraum der Feuerwehr auf der Susannenhöhe.

2012 werde er erneut für das Amt des Bevollmächtigten kandidieren, kündigte er an, bevor er ins Thema einstieg. „Hartz IV ist teilweise zum jammern. Das wird die Partei auf absehbare Zeit nicht loswerden“, sagte er rund heraus. Was mit der Arbeitslosenversicherung passiert sei, dafür müssten sich Schröder und Hartz heute noch schämen. „Wie denkt denn jemand, der 52 Jahre alt ist, über 30 Jahre gearbeitet hat, seine Arbeit verliert und in Hartz IV rutscht, über die Demokratie?“, fragte Schildknecht in die Runde. Der IG Metall Lüdenscheid sind in diesem Jahr 1617 neue Mitglieder beigetreten. „Das ist überwiegend junge Leute“, erklärte Schildknecht. Die Betriebsräte leisteten hervorragende Arbeit. Schildknecht sieht als Ursache für den Mitgliederanstieg: „Die Leute begreifen, ohne Betriebsrat geht es nicht.“ Die Wahlbeteiligung lag zwischen 85 und 95 Prozent. Standortsicherung und Beschäftigungssicherung sind die Dinge, die die Gewerkschaft antreiben. Die Bereitschaft zu politischem Engagement ist gering. Das weiß er auch. Trotzdem sieht er eine kleine Wende. „Stuttgart ist noch nicht vorbei“, meinte er. Die Politikmüdigkeit der Bürger hatte Folgen: „Hätte sich in den letzten 10 bis 15 Jahren etwas bewegt, würde niemand über die Rente mit 67 diskutieren.“ Da sei eine Menge aus dem Ruder gelaufen. „Aber auch, weil wir uns nicht gekümmert haben“, gestand er ein. „Die Kirchen haben uns nicht geholfen“, meinte er mit Blick auf verlängerte Betriebsnutzungszeiten und fragte dann in die Runde: „Ja glaubt ihr denn, der Sonntag ist sicher?“

Kritik an Lobbypolitik

Auch der finanzielle Aspekt fand Beachtung. „Wenn draußen ein Facharbeiter auf 2300 Euro Brutto kommt, wie soll er seine Familie durchbringen?“, wollte er wissen. Als Alleinverdiener wäre das kaum zu schaffen. In der Krankenversicherung sei die Kopfpauschale auf kaltem Dienstweg durchgesetzt worden. Wegen der Änderungen, die umfassend erst 2012 greifen, betonte er: Diese Republik wird ab 2012 keine Demokratie mehr sein, sondern eine Marktwirtschaft.“ Schildknecht setzte sich ausdrücklich für die Einführung einer Bürgerversicherung ein. „Was Rösner da einstielte, ist reine Lobbypolitik“, so Schildknecht. „Wenn das nicht verändert wird, haben wir spätestens bei der nächsten Wahl ein Problem.“ Steigen werden auch die Kosten für die Pflegeversicherung, eine Entwicklung, die bereits vor 20 Jahren absehbar war. Finanzielle Vorsorge könne sich kaum noch jemand leisten. Die Realität sind befristete Arbeitsverträge und Leiharbeit. Für Schildknecht ist Bildung von entscheidender Bedeutung: „Nicht jeder kann Doktor werden, aber vielleicht können wir ihn so weit bringen, dass er sich wehren kann“, wünschte er sich für die Zukunft.