Duisburg/Essen. .
Am 9. April sprang Johann Hawranek in den Rhein, um einen Brückenspringer aus den Fluten zu retten. Trotz des beherzten Eingriffs des 24-Jährigen verstarb der Mann. Am Freitagabend wurde Hawranek in Essen mit einer Landesmedialle ausgezeichnet.
„Ich bin furchtbar stolz auf meinen Enkel. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich an diesem Tag wirklich Angst um ihn hatte“, sagt Stephanie Hawranek, wenn man sie auf den 9. April anspricht.An jenem Tag fuhr ihr Enkel Johann Hawranek mit seinem Auto über die Brücke der Solidarität, als ihm beim Anblick eines Mannes, der über das Brückengeländer stieg und sich in den Rhein stürzte, der Atem stockte.
Der 24-Jährige fuhr sofort zum Flussufer, um von dort aus dem Mann zur Hilfe zu eilen. Am Ufer traf er auf zwei Arbeiter, die den Vorfall ebenfalls beobachtet hatten. Nach einigen Momenten sahen die Männer den Selbstmörder im Wasser treiben. Während einer der Arbeiter einen Spanngurt aus seiner Baumaschine holte, rief der andere den Rettungsdienst. Johann Hawranek riss sich seine Kleider vom Leib, legte den Spanngurt um und stürzte sich ohne zu zögern in den eiskalten Rhein. Mit allerletzter Kraft gelang es ihm, zu dem im Wasser treibenden Mann zu schwimmen, ihn zu packen und den Kopf des Selbstmörders über Wasser zu halten.
„Ich würde das jedes Mal so tun“
Die beiden Arbeiter zogen Johann Hawranek und den Selbstmörder aus dem Wasser. Der junge Retter kam mit einem Schock, starker Unterkühlung und leichten Verletzungen ins Krankenhaus, welches er nach sechsstündiger Behandlung wieder verlassen konnte. Der von ihm Gerettete überlebte leider nicht.
„Ich habe damals nicht lange nachgedacht und aus dem Bauch heraus reagiert. Es gibt Leute, die sagen, dass das Wahnsinn gewesen wäre, aber ich würde das jedes Mal so tun“, sagt Hawranek, der sich wünscht das viel mehr Menschen im Alltag beherzt eingreifen sollten.
Ehrung seit 1951
Der selbstlose Einsatz des Rheinhauseners wurde am Abend in einer Feierstunde auf der Zeche Zollverein von der Landesregierung mit einer Medaille für Lebensretter ausgezeichnet. Ministerin Sylvia Löhrmann bedankte sich in ihre Rede bei den mutigen Menschen aus NRW: „Sie Held zu nennen, ist wirklich keine Übertreibung. Sie haben vorbildlich gehandelt und ganz besonderen Mut bewiesen, sich selbst in Lebensgefahr begeben, um das Leben anderer zu retten. An Ihnen können und sollen sich all diejenigen ein Beispiel nehmen, die einfach nur wegschauen oder vorbeigehen, obwohl sie helfen könnten.“
Der 24-Jährige fühlte sich am Abend bei der Verleihung der Medaille „sehr gut“, auch wenn ihm der Tot des Brückenspringers bis heute nahe geht.
Die Rettungsmedaille des Landes NRW wird seit 1951 für Taten verliehen, bei denen Retter die Gefahr für das eigene Leben nicht scheuen, um einen anderen Menschen aus einer lebensbedrohlichen Notlage zu befreien. Die Medaille ist aus massivem Silber gefertigt.