Duisburg/Gelsenkirchen. .
Von solchen Wänden träumen Graffiti-Sprayer: Beni Veltum (23) aus Gelsenkirchen darf in Duisburg-Meiderich die 100 Meter lange Wand der „Neue Triton-Werft“ besprühen; ganz legal. 200 Sprühdosen benötigt Veltum für sein Schiff.
Beni Veltum war 13, als ihn die Polizei abends um 21 Uhr beim Graffiti-Sprühen auf der Autobahn erwischte. Längst hat der Künstler das heimliche Gestalten kreativer Werke in der Dunkelheit aufgegeben. Der 23-jährige Gelsenkirchener, der in Dortmund Design und Medienkommunikation studiert, gestaltet in Duisburg sein größtes Projekt. Er verpasst der tristen Außenwand vor der „Neue Triton-Werft“ in Meiderich ein künstlerisch gestaltetes Erscheinungsbild.
Über einen Freund an der Uni bekam Veltum Kontakt zu Melanie Jacobs, der Tochter von Firmenchefin Petronella Jacobs. Die war angetan von der Idee, die graue Wand ihrer Werft kräftig auffrischen zu können. Dem Künstler mit der Sprühdose wollte sie freie Hand lassen bei der Gestaltung. Fetzig dürfte das „Mauerwerk“ ruhig wirken, doch einen Werftbezug wünschte sie sich schon.
Mit diesen Vorgaben konnte Beni Veltum gut leben. Seinen Eltern verdankt es der 23-Jährige, dass er die Sprühdose heute als legales Werkzeug benutzt. Als Geburtstagsgeschenk für ihren Sohn hatten die Eltern eine Werbetafel angemietet, auf der sich Beni damals austoben durfte. „Fünf bis sechs Jahre lang habe ich nur schlechtes Zeug gemalt. Doch mein Drang zum Malen war permanent vorhanden.“ Für Beni Veltum gehört Graffiti als Kunstrichtung ebenso zur Jugendkultur wie Hip Hop in der Musikszene.
Fenster als Bullaugen
Graffitikünstler sprühen in der Regel Buchstaben auf die Flächen, mal in in geschwungenen Linien, mal in kantigen Formen. Für den Duisburger Auftrag fertigte Beni Veltum zunächst eine Zeichnung an, wie die Mauer aussehen könnte. Immerhin ist sie 100 Meter lang und 2,50 Meter hoch. Er rechnete aus: 200 Sprühdosen mit roter, schwarzer und grauer Farbe würde er benötigen.
Die Fenster an der öden Fläche wirken wie Bullaugen auf einem Schiff. Für den 23-Jährigen lag es auf der Hand, die Fenster genau in sein aufgesprühtes Bild zu integrieren. Und Wellen, die als Logo der Werft die Schiffswege charakterisieren, sprühte Beni Veltum in kräftigem Rot vertikal auf die Wand.
Wie detailgenau Gestaltung aus der Spraydose sein kann, zeigte er mit seiner Kettendarstellung. Ästhetisch greifen die Glieder auf der Mauerwand ineinander. Eine ruhige Hand und fließende Bewegungen sind erforderlich für ein perfektes Bild. „Denn korrigieren“, weiß Veltum, „kann man hinterher nur selten.“ Solche Projekte treiben ihn an, um immer besser werden zu können. In der nächsten Woche soll der Pott für immer auf der Mauer vor Anker gehen.