Duisburg. .
Die Warnstreiks bei der Bahn sorgten auch am Duisburger Hauptbahnhof für Wartezeiten. Dennoch herrschte eine gelassene Grundstimmung bei den Fahrgästen.
Michael Wölm ist kalt. Seit zwei Stunden wartet der Duisburger an Gleis 13 des Hauptbahnhofs nun schon auf seinen Zug. Doch der ICE, der ihn eigentlich um 8.10 Uhr an sein Dienstreise-Ziel nach Wolfsburg befördern sollte, er ist immer noch nicht da. An Tagen des Warnstreiks, zu dem am Dienstag die Gewerkschaften Transnet und GDBA aufgerufen hatten, benötigen Bahn-Reisende neben einer Fahrkarte und Gepäck aber stets eine Primärtugend: Geduld.
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„Ich hatte mich vorher im Internet erkundigt. Da war schon eine Verspätung für meinen Zug angekündigt, ich war vorsichtshalber aber trotzdem zeitig hier“, berichtet Wölm. Zur vorgesehenen Abfahrtszeit folgte dann eine kurze Durchsage, dass der ICE mit Endhaltepunkt in Berlin mehr als 90 Minuten Verspätung haben würde. Somit war aus den schlimmsten Befürchtungen frustrierende Bahnsteig-Realität geworden.
Als nichts mehr ging
Um dieses unfreiwillig in Kauf genommene Zeit-Reservoir zu überbrücken, flüchteten viele Bahnkunden in den Tunnel, der im Hauptbahnhof zu den Gleisen führt. Dort verkauft Monika Müller in einem der Läden seit 17 Jahren Frikadellen, Bratwurst und Kaffee. „Ich habe Frühschicht und war deshalb schon um vier hier. Bis 7 Uhr lief alles ganz normal. Doch danach ging für zwei Stunden gar nichts mehr. Ich hatte aber eigentlich ein größeres Chaos befürchtet“, erzählt die Verkäuferin.
Tanja Steven ist Mitarbeiterin in der Bahnhofsbuchhandlung Grauert. Sie berichtet, dass sie an diesem Morgen auf einige Stammkunden vergeblich gewartet hätte. „Ich dachte erst, dass ich heute ganz allein im Laden stehe.“ Doch trotz des im Vorfeld angekündigten Streiks war der Bahnhof alles andere als menschenleer. „Das Schönste war, dass sich kein Fahrgast groß aufgeregt hat. Hier herrschte eine insgesamt entspannte Grundstimmung“, schilderte Steven.
Entspannter Eindruck
Einen entspannten Eindruck machte auch Barbara Fuchs. Sie ist Stamm-Fahrgast und war am Dienstagmorgen von Großenbaum nach Mönchengladbach unterwegs. „Ich habe Verständnis für die Streikenden.“ Wer die gleiche Arbeit leiste, der solle auch gleich bezahlt werden, sagt sie. Auch sie wirkt gelassen. Kein Wunder, hielt sich bei ihrer Zugverbindung mit S- und Regionalbahn die Verspätung doch in Grenzen.
Das war bei Ulrike Katzer etwas anders: Sie pendelt täglich im Zug von Köln zu ihrem Arbeitsplatz in Rheinhausen. „Normal fahre ich immer um kurz nach neun. Heute war ich extra eine Stunde frühe am Hauptbahnhof. Doch da standen alle Züge still“, erzählt sie. Die Art des Protestes missfällt ihr: „Das Streiken halte ich nicht mehr für zeitgemäß.“
Bis 10 Uhr waren laut Deutsche Bahn rund 15 Züge, die Duisburg anfahren, komplett ausgefallen, mehr als 50 hatten Verspätungen. Diese lagen bei Zügen des Fernverkehrs zwischen 30 und 120 Minuten, bei S-Bahnen meistens etwas darunter. Wegen der Ausnahmesituation durften Kunden mit VRR-Tickets auch IC- oder ICE-Züge benutzen. 10.15 Uhr. Der Zug, auf den Michael Wölm seit 8.10 Uhr wartet, ist da. Er atmet auf. Endlich Abfahrt. Gute Reise!