Duisburg. .
Wie Biathlon nur ohne Schnee – so sieht Nordic-Cross-Skating aus. Auf zwei Rollen geht es bei dieser schweißtreibenden Sportart quer durch die Natur. Stephan Hagen liebt diesen Sport. Und hat einen Wettkampf in Duisburg organisiert.
Mit einem kräftigen Ruck zieht Stephan Hagen seine Tennissocken hoch und schließt die drei blauen Klettverschlüsse an seinen Skikes. Seine Füße in den Wanderschuhen sind jetzt regelrecht mit diesen Rollschuhen der etwas anderen Art verschweißt. Dann richtet er sich vorsichtig auf, bemüht, das Gleichgewicht zu wahren, was auf der leicht abschüssigen Straße gar nicht so einfach ist. Mit routinierten Bewegungen streift er sich die Handschuhe über und greift nach den beiden Stöcken, die an seinem Auto lehnen. Noch ein schnelles, schüchternes Lächeln und er gleitet mit elegantem Schwung den Feldweg hinunter, dass der Kies unter seinen Rollen nur so knirscht.
Was bei Stephan Hagen so leicht und locker aussieht, hat es in sich. Nordic-Cross-Skating ist der Name dieser noch recht neuen und unbekannten Sportart, die mehr mit winterlichem Skifahren denn mit Inline-Skating gemein hat. Das liegt schon am „Sportgerät“: Die sogenannten Skikes werden mit Klettverschlüssen an den Schuhen und Waden befestigt und haben vorn und hinten nur je eine Reifen. „Im Gegensatz zu Inline-Skates sind das Luftreifen“, erklärt Stephan Hagen, der auf seinen Skikes regelmäßig rund um Duisburg unterwegs ist. Dadurch werden die Roller zwar unweigerlich langsamer, sind aber auch stabiler – mit Skikes kann man über unebenes Gelände wie Waldwege und Schotterstraßen fahren. „Bei Inlineskates ist Feierabend, wenn der Asphalt zu Ende ist“, erklärt Oliver Borgs, der vor drei Jahren zu diesem Sport gekommen ist und gemeinsam mit Stephan Hagen trainiert. Außerdem sind Skikes mit einer richtigen Bremse ausgestattet: Leicht zurücklehnen genügt und schon steht man still.
Ganzkörpertraining
Nordic-Cross-Skating ist generell für jeden geeignet, der gerne Sport treibt, erklärt Stephan Hagen. Und dann kommt ein ganz großes „ALLERDINGS“: Man sollte schon ziemlich gut trainiert sein, denn das Skaten in freier Wildbahn fordere viel Kraft. „Ich habe mal gelesen, dass dabei 90 Prozent der gesamten Muskulatur beansprucht wird“, erklärt Hagen. Und das habe er zu Beginn seines Trainings auch gemerkt. Nach fünf Minuten auf zwei Rollen war für ihn Schluss. Was ihn seitdem aber immer wieder auf seine Skikes zwingt, ist die ungeheure Freude an dem neuen Hobby. „Zum Joggen musste ich mich zwingen, auf die Dinger geh’ ich so“, sagt er und grinst breit.
Einen weiteren Vorteil im Vergleich zum Joggen sieht er in der gelenkschonenden Art der Bewegung, die Nordic-Cross-Skating auch für Hobbysportler mit Rückenproblemen oder Gelenkschmerzen attraktiv mache. „Man spürt überhaupt keine Belastungsschmerzen“, sagt er. Doch weil das Training so anstrengend sei, sei es eher nicht für Kinder geeignet. Auch wenn diese oft ganz begeistert reagierten, wenn sie Stephan Hagen und Oliver Borgs komplett mit Schutzhelm, Stöcken und Skikes vorbeigleiten sehen. „Seit Jahren fahren wir an der Regatta-Bahn vorbei und die Jugendlichen rufen dann immer: ,Wow, das will ich auch machen’“, erzählt Borgs und nestelt an seinen Handschuhen.
Kontakt über Internetforum
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Seit einigen Monaten sind Hagen und Borgs nicht mehr nur als Doppel unterwegs, wenn sie am Mittwochabend ihre wöchentliche 15-Kilometer-Runde drehen. Über ein Internetforum für Nordic-Cross-Skater haben sie Gleichgesinnte aus dem Ruhrgebiet gesucht und gefunden. Bis zu elf Sportler kommen jetzt regelmäßig zusammen, um ihrem Hobby zu frönen. Nachwuchs ist aber immer gern gesehen: Interessierte Neueinsteiger können über das Forum mit der Duisburger Gruppe Kontakt aufnehmen: „Wir nehmen dann auch Rücksicht auf das Können der Neuen“, versichert Stephan Hagen.
Auch um ihren Lieblingssport bekannter zu machen, haben Stephan Hagen und sein Nordic-Cross-Skating-Team am 23. und 24. Oktober ein Turnier im „Modernen Biathlon“ organisiert (siehe Kasten). Wie bei dem bekannten Wintersport geht es darum, eine festgelegte Strecke möglichst schnell zu bewältigen – allerdings nicht auf Skiern, sondern auf Skikes, zu Fuß oder auf Mountainbikes – und dann mit Lasergewehren die Ziele der professionellen Biathlonanlage zu treffen. Schon rund 30 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet und Holland haben sich angemeldet. Zum ersten Mal ist sogar ein Nordic-Cross-Skater aus Schweden mit dabei. Anmeldungen in allen Disziplinen sind noch bis zum 21. Oktober möglich.