Duisburg. .

Evangelische und katholische Gemeinden in Duisburg bieten dem Afrikaner Mamadou Diallo (19) Kirchenasyl, um seine Abschiebung zu verhindern. Die Stadt erkennt das Asyl erst mal an. Das weitere Vorgehen ist jedoch unklar.

Am frühen Donnerstagmorgen sollte Mamadou Diallo von den Behörden abgeholt und nach Italien abgeschoben werden. Die Anspannung bei seinen Helfern, die ihm seit Mittwoch in der evangelischen Freikirche in Hochfeld Asyl gewähren, war groß. „Es blieb aber erstaunlich ruhig rund um die Kirche“, sagt Hermann Mahler vom Unterstützerkreis.

Der 19-jährige Afrikaner, der schon viele Schicksalsschläge in seinem Leben hinnehmen musste (wir berichteten), lebt zunächst erst mal weiterhin innerhalb der Kirchenmauern. Stadtsprecher Frank Kopatschek erklärte, dass die Stadt das Kirchenasyl nicht brechen werde. „Für uns ist wichtig, dass wir wissen wo sich Herr Diallo aufhält und das er nicht untergetaucht ist.“ Wie das weitere Vorgehen aussehen wird stehe noch nicht fest.

Italien müsste entscheiden

Der Duisburger Rechtsanwalt Michael Grödde hat die Hoffnung, dass Diallo hier bleiben darf, wenn in Deutschland ein Asylverfahren zu seinem Fall aufgenommen würde. „Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat unser Ersuchen abgelehnt, weil aufgrund europäischer Abkommen die Drittstaatenregelung gilt“, sagt der Jurist. Das bedeutet, dass Italien als Erst-Einreiseland in der EU über den Verbleib des jungen Mannes entscheiden muss. „Ich halte diese Regelung für eine Fiktion. Für Griechenland zum Beispiel gibt es mittlerweile über 100 Urteile deutscher Gerichte, die dem Mittelmeerland bescheinigen, kein sicherer Drittstaat zu sein“, erklärt der Fachmann für Asylrecht

Auch für Italien gebe es zwei vergleichbare Urteile. Die Situation für Flüchtlinge und Asylsuchende sei nach Gröddes Einschätzung „katastrophal.“ Deshalb müsse der Fall von Mamadou Diallo in Deutschland untersucht werden.

Wie eine Familie

Der junge Mann aus Guinea versucht inzwischen, mehr Deutsch zu lernen. „Familie“, sagt er, „ist ein sehr schönes Wort.“ Denn in seinen Helfern sieht er eine kleine Familie für sich, bei der er sich geborgen fühlt.

„Wir haben einen Zeitplan eingerichtet, so dass zwei bis drei Mal am Tag jemand von uns nach ihm schaut und ihm ein bisschen Gesellschaft leistet“, sagt Hermann Mahler. Diallo schläft auf einer Luftmatratze, hat ein kleines Zimmer mit Waschbecken, einer Kochplatte und einem kleinen Fernseher. „Im Moment hat er alles, was er braucht. Wir hoffen, dass er bald wieder nach draußen darf und sich frei bewegen kann.“