Duisburg. .

Rund 30 Minuten brauchten die Feuerwerker am Dienstag, um den Weltkriegs-Blindgänger an der Merremstraße zu entschärfen. Alles lief glatt. „Ein bisschen Angst“ hatten die Anwohner dennoch.

Eine Bombe im Vorgarten. „Shocking“, sagt Nachbarin Astrid Weddermann salopp. Aber so locker nimmt sie’s erst, nachdem das rostige Weltkriegsrelikt fachgerecht entschärft da liegt.

Um genau 11.40 Uhr ist es am Dienstag auf der Merremstraße im Dellviertel soweit. Als das Team um Feuerwerker Peter Giesecke (56) die nun zünderlose Fünf-Zentner-Bombe auf den Lkw lädt, wird sogar ein Erinnerungsfoto gemacht.

„Vorher hatten wir aber schon Angst und haben uns ausgemalt, was mit unserem Haus passieren könnte“, bekennt auch Anwohnerin Christine Gindera. „Da kriegt man Gänsehaut.“

„Das ist ein Ding“

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Von Alfons Winterseel

Um die Ecke wohnt Lisa ­Issleib. Mit ihrem Ehemann Hansjörg und Chihuahua-Hündchen Candy im Gepäckkorb kommt sie angeradelt, um sich die Szene anzugucken: 110 Kilo Sprengstoff, vermutlich TNT, direkt vor der Haustür eines zweigeschossigen Hauses im dicht besiedelten Wohnquartier. „Das ist ein Ding.“ Und es war eine wirklich böse Überraschung am vergangenen Freitag. Ausgebuddelt von Bauarbeitern, die eigentlich nur ganz normal die Leitungen für Gas und Wasser instand setzen wollten.

Am Dienstag dann, ab 10 Uhr, machten Polizei und Ordnungsamt für die Entschärfung durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst aus Düsseldorf die Straßen im Umkreis der Fundstelle dicht. Auch einen Teil der A 59.

Um 11.12 Uhr konnte Feuerwerker Giesecke mit seiner gefährlichen Aufgabe beginnen. Ursprünglich war 11 Uhr angepeilt. Aber eine ältere Dame, die ihre Wohnung hätte verlassen müssen – wie die anderen 1763 Betroffenen im 250-Meter-Umkreis der britischen Bombe – wollte das nicht. Auch eine mehrmalige Aufforderung durch Mitarbeiter des Ordnungsamts blieb erfolglos.

Letzter Fund in unbewohntem Gelände

„In solch einem Fall muss eine Erklärung unterzeichnet werden, dass man auf eigenes Risiko in der Gefahrenzone bleibt“, erläutert Johannes Bergmann, beim Ordnungsamt zuständig für Bombenfunde aller Art. Über 120 Einsätze hat er in 16 Jahren schon betreut. „Die letzten waren alle im Innenstadtbereich.“

Am Güterbahnhof lief die vorherige Entschärfung erst vor 13 Tagen. „Da mussten wir allerdings niemanden evakuieren, weil der Fundort im unbewohnten Gelände lag.“

Diesmal gingen die Evakuierten bis zur Entwarnung einfach „Einkaufen“, besuchten Freunde oder machten sich auf zur Sammelstelle in der Turnhalle des Mercator-Gymnasiums. Wie Waltraud und Anthony Godwin. Durch den Böninger Park werden sie wieder nach Hause zurückkehren, um nach dem Wohlergehen von Wellensittich Timmy zu sehen. Waltraud Godwin, gebürtige Duisburgerin, war elf Jahre alt, als die Bomben auf ihre Heimatstadt fielen. „1944 – wir flüchteten immer in den Bunker.“ Mit ihrem späteren Angetrauten, einem Briten, den sie in Italien kennengelernt hatte, war der Krieg allerdings nie ein Streitthema. Auch am Dienstag nicht.