Duisburg. .
Das deutsche Spiel am Freitag beginnt um 13.30 Uhr – also dann, wenn viele arbeiten müssen. Eine Umfrage, wie Arbeitgeber mit Fußball-Feiertagen wie diesem umgehen. Was wird erlaubt? Welche Guck-Schlupflöcher bleiben den Fans von Jogis Jungs?
Das zweite Gruppenspiel der deutschen WM-Kicker gegen Serbien wird am Freitagmittag bereits um 13.30 Uhr angepfiffen – und damit zu einer Zeit, die alles andere als „arbeitnehmerfreundlich“ ist. Doch wie gehen die Arbeitgeber mit Fußball-Feiertagen wie diesem um? Was wird erlaubt? Welche Guck-Schlupflöcher bleiben den Fans von Jogis Jungs? Und wer schaut während seiner Schicht TV-technisch in die Röhre? Die WAZ hat sich umgehört.
„Wir sind ein Dienstleister und die betrieblichen Belange stehen immer im Vordergrund“, sagt Andreas Vanek, der Pressesprecher der Sparkasse. 1400 Mitarbeiter sind an 67 Standorten in Duisburg beschäftigt. Diese sind am Freitag bis 15.30 Uhr geöffnet, Dienstschluss ist um 16 Uhr – da ist das deutsche Spiel aber längst gelaufen. In einigen Filialen stünden, so Vanek, aber Fernseher. „Der Kundenstrom lässt dann deutlich nach“, blickt Vanek auf die Erfahrungen von vorherigen WM- oder EM-Turnieren zurück. Und wenn keine Kunden da sind, könne auch mal ein Blick auf den Bildschirm riskiert werden. In punkto Bekleidung gelte für alle Mitarbeiter die übliche Empfehlung. Doch eine Mütze oder ein Schal in Schwarz-Rot-Gold seien zumindest auf den Schreibtischen zu finden.
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„Unsere Busse und Bahnen fahren in dieser Zeit natürlich planmäßig weiter“, sagt Helmut Schoofs, Pressesprecher der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG). „Aber unsere Fahrerinnen und Fahrer werden über Zwischenstände informiert – und sie dürfen über Lautsprecherdurchsagen auch alle Fahrgäste informieren“, sagt Schoofs. Zwar seien die Dienstpläne sehr stramm organisiert, doch für die echten Fußballfans in der Belegschaft bestünden zumindest Tauschmöglichkeiten. „Wir achten aber genau darauf, dass die vorgeschriebenen Ruhezeiten zwischen den Diensten eingehalten werden.“
„Die Kollegen im Wach- und Wechseldienst müssen ganz normal arbeiten“, sagt Hermann-Josef Helmich aus dem Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Polizei. „Aber das gehört zu unserem Job nun einmal dazu, dass wir arbeiten, wenn andere feiern können. Da ist die WM genau wie Weihnachten oder Silvester: Auch diese Dienste müssen gemacht werden.“
Helmich selbst erinnert sich an das WM-Finale 1974. Das Spiel zwischen Deutschland und den Niederlanden war keine Minute alt, da musste er die Wache wegen Ermittlungen zu einer Unfallflucht verlassen – und verpasste fast die komplette Übertragung.
Bei der Feuerwehr sind immer gleichzeitig 111 Kollegen im Rahmen einer 24-Stunden-Schicht in den sieben Wachen des Stadtgebietes im Dienst – so auch am Freitag während des WM-Kicks. „Es können jederzeit Einsätze kommen. Und in unserer Arbeitszeit haben wir auch Wartungs-, Reparatur und Reinigungsarbeiten zu erledigen“, sagt der stellvertretende Sachgebietsleiter Achim Schulten. Kurzfristiger Dienst-Tausch sei möglich, aber schwierig.
Die Uni feiert ihr Sommerfest
Und wie ergeht es den Studenten an der Uni Duisburg-Essen? Rauchen ihre Köpfe in Seminaren und Vorlesungen, während Poldi und Klose auf Torejagd gehen? „Nein! Denn am Freitag steigt in den Innenhöfen unserer Rundbauten ein Campus-Sommerfest. Das ist ein Angebot von den Studierenden für alle Studenten und Mitarbeiter. Und da wird natürlich auch das Deutschland-Spiel auf Großleinwand gezeigt“, erzählt Uni-Pressesprecherin Beate Kostka. Der Dekan habe den Professoren empfohlen, dass dies ein vorlesungsfreier Nachmittag sein soll. „Bei uns herrscht am Freitag absoluter Ausnahmezustand“, so Kostka.
„Die Patientenversorgung muss jederzeit sichergestellt sein“, erklärt Barbara Jung, die Sprecherin der Katholischen Kliniken Duisburg. Dort sind rund 2300 Mitarbeiter an fünf Standorten beschäftigt. „In Krankenhäusern ist das Fußballgucken immer schwierig. Die Arbeitsabläufe lassen das meistens nicht zu. Wo es passt, darf aber auch einmal Zeit für die WM sein“, so Jung.
„Unsere Mitarbeiter in der TV-Abteilung haben natürlich einen unschlagbaren Vorteil. Sie haben die Spiele stets vor Augen – und dabei auch immer die Kunden im Blick“, sagt Detlef Graeff, Gesamtverkaufsleiter des Elektrogroßmarktes Saturn im Forum. Er erwartet am Freitag aber keinen allzu großen Kundenandrang. „Ich denke, die meisten werden Fußball gucken.“