Duisburg. Chronische Wunden können für Patienten schlimme Folgen haben. Eine junge Duisburger Firma nimmt sich schwerer Fälle an – mit diesem Konzept.

Ein Versäumnis mit großen Folgen: Nach einer Operation am Sprunggelenk landet eine Duisburgerin in der Kurzzeitpflege eines Seniorenwohnheims. Die Betreuer wechseln zwar den Verband, aber viel zu selten – weil die ärztliche Anordnung dazu fehlt. Die Wunde entzündet sich und der Hausarzt bittet schließlich die Experten der neuen Firma „Außerklinisches Wundmanagement“ (AKM) in Neumühl, sich das Problem anzuschauen.

„Wir haben in Absprache die Wundbehandlung angepasst und einen Termin beim Chirurgen organisiert, der das entzündete Gewebe herausgeschnitten hat. Denn mittlerweile hatte sich am Implantat eine schwere Infektion gebildet“, sagt AKM-Geschäftsführer und Mitinhaber Dr. Jonathan Ellermeier. Das Implantat wird schließlich ersetzt. „Und wir bekamen das Problem gemeinsam unter Kontrolle“, so der 39-jährige Mediziner.

Unternehmen aus Duisburg versorgt schon 400 Patienten mit chronischen und schweren Wunden

Das Neumühler Unternehmen ist auf die Versorgung von Patienten mit schweren und chronischen Wunden spezialisiert. Und zwar auf Fälle, bei denen Ärzte und Pflege Unterstützung benötigen. Mehr als 20 Mitarbeiter, davon zwei Drittel Pflegerinnen und Pfleger mit Zusatzqualifikation, kümmern sich um rund 400 Patienten. Sie arbeiten dafür mit mehr als 150 Ärzten und über 80 Pflegeeinrichtungen an Rhein und Ruhr zusammen.

Der Arzt Dr. Jonathan Ellermeier ist einer der Geschäftsführer der jungen Firma, die aktuell rund 400 Patienten versorgt.
Der Arzt Dr. Jonathan Ellermeier ist einer der Geschäftsführer der jungen Firma, die aktuell rund 400 Patienten versorgt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Das Geschäftsmodell: AKM begutachtet die Wunde, diskutiert mit Ärzten eine mögliche Therapie und empfiehlt die Behandlung mit passenden Produkten. Die Ärzte verordnen das Material, was von den Krankenkassen bezahlt wird. Der eigentliche Verbandswechsel für die meist chronischen Patienten mit ihren schweren Wunden erfolgt durch Pflegedienste, die dabei von den AKM-Experten unterstützt werden. „Wir dokumentieren den Heilungsverlauf, tauschen uns regelmäßig mit Ärzten aus und leiten die Pflegenden zur Therapie an“, sagt Ellermeier.

Die Qualität der Wundversorgung steht für die Geschäftsführer im Vordergrund

Geld verdient die Ende 2021 gegründete Firma, die ihre Geschäftsräume an der Karl-Morian-Straße im alten Verwaltungsgebäude einer früheren Spedition bezogen hat, durch die verordneten Wundmaterialien. „Wir arbeiten unabhängig von bestimmten Herstellern“, sagt Max Radtke, ebenfalls Geschäftsführer und Mitinhaber. Das sei ein großer Vorteil: Die Qualität der richtigen Wundversorgung stehe im Vordergrund und nicht das Produkt einer Firma.

Formeller Firmensitz der GmbH ist Berlin, dort, wo Betriebswirt Radtke bis zum Umzug nach Düsseldorf noch wohnt. Mitgeschäftsführer Ellermeier lebt in Hamburg. Wie kommen ein Berliner Unternehmer und ein promovierter Arzt aus Hamburg nach Neumühl, um dort ein Start-up zur Versorgung von chronischen Patienten mit innovativer Wundversorgung zu gründen?

Firma hat gerade eine Praxis für Podologie und medizinische Fußpflege übernommen

Der Grund ist einfach: Das Unternehmen hat noch einen dritten stillen Teilhaber, der früher in Neumühl einen Pflegedienst betrieben hat. Ihn kennt Radtke schon aus der Schulzeit. Beide sind auch gemeinsam Gesellschafter eines Pflegedienstes in Norderstedt bei Hamburg. Eine Pflegerin des früheren Neumühler Betriebes arbeitet nun bei AKM. Das Unternehmen ist im Duisburger Norden und am Niederrhein also gut vernetzt und will von hier aus expandieren.

Der Sitz der Firma „AKM Wundmanagement“ an der Karl-Morian-Straße in Neumühl.
Der Sitz der Firma „AKM Wundmanagement“ an der Karl-Morian-Straße in Neumühl. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Aber nicht um jeden Preis. Den beiden Geschäftsführern ist vor allem ihr eigener Anspruch wichtig. „Wir verstehen uns als ambulante Therapiemanager und nicht als Vertriebler“, sagt Ellermeier. „Das sagen andere auch. Aber sie leben es nicht.“ Allzu oft würden viele Patienten noch mit ihren Wunden allein gelassen oder nicht ganzheitlich betreut. Auch würden Mitarbeiter in der Branche häufig nicht ausreichend geschult oder transparent vergütet. „Bei uns hat bisher noch keiner gekündigt“, sagt Radtke stolz. Das sei in der Branche ansonsten eher unüblich.

Ein ambulanter Therapiemanager verdient bei AKM nach Ablauf der Probezeit rund 4200 Euro brutto bei einer 40-Stunden-Woche und bekommt 28 Tage Urlaub sowie einen Dienstwagen zur privaten Nutzung. „Viele kommen zu uns, um eigenverantwortlicher arbeiten zu können – und das ohne Schicht- und Wochenendarbeit“, sagt Radtke.

Das Unternehmen setzt auf nachhaltiges Wachstum. Als einen Schritt in diese Richtung hat es zu Jahresbeginn eine alteingesessene Praxis für Podologie und medizinische Fußpflege an der Hollenbergstraße in Meiderich übernommen. „Unsere Investitionen werden sich erst in paar Jahren rechnen. Aber wir sind davon überzeugt, weil Podologie und Wundversorgung verwandte Gebiete sind“, sagt Radtke. Der Name der neuen Praxis: „Fußgesundheit Plus“.

>> Wundmanager für chronische und komplizierte Fälle

  • Kontakt zum Unternehmen über info@akm-wundmanagement.de oder telefonisch: 0203 39 65 18 91
  • Weitere Informationen auf akm-wundmanagement.de