Duisburg. Ein Jahr nach der Entscheidung für einen Drogenkonsumraum in Duisburg gibt es noch immer keinen Standort – die Gründe. Wer jetzt liefern muss.
Ein Jahr nach der politischen Entscheidung zur Einrichtung eines Drogenkonsumraums in Duisburg kommt die Stadt bei der Suche nach einem geeigneten Standort nicht voran. Die Unruhe wächst – und der Druck auf Dezernentin Linda Wagner (Umwelt, Kultur, Gesundheit), die einen Vorschlag liefern muss.
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Noch in 2024 könne der erste Drogenkonsumraum in Duisburg eingerichtet werden, hieß es im März 2023. Da hatte eine breite Mehrheit von SPD, CDU und Grünen und Linken das Projekt im Sozialausschuss auf den Weg gebracht. Der Raum soll Anlaufstelle für die Szene in Innenstadt und Kantpark sein. Auch der Handel hatte immer wieder einen solchen Raum gefordert, um den Konsum aus den Grünanlagen und Tiefgaragen zu holen.
Drogenkonsum für Duisburg: Wo bleibt der Vorschlag der Dezernentin?
Passiert ist seither: nichts. Dabei standen die Vorgaben bereits bei der Entscheidung fest. Ein Standort in der „westlichen Altstadt“ soll es sein, in der Nähe der Szene. „Niemand macht zwischen Kauf und Konsum einen weiten Weg“, hatte der Geschäftsführer des Suchthilfeverbunds, Mustafa Arslan, erklärt. Auch ein Konzept hatte der Verbund bereits vorgelegt.
Neben einem Konsumraum mit therapeutischer und medizinischer Begleitung soll es dort einen Aufenthaltsbereich mit Café geben, wo die Streetworker angebunden sind, die schon jetzt den Kontakt in die Szene haben. Die jährlichen Kosten für die Anlaufstelle, die es in anderen Städten längst gibt: rund 930.000 Euro pro Jahr.
Schulen, Kitas, Nachbarschaft: Nicht jede Immobilie ist geeignet
Auf eine schwierige Suche hatte der Suchthilfeverbund hingewiesen. Vermieter stehen nicht Schlange, Schulen und Kitas sollten nicht in der Nachbarschaft sein, aus der es ohnehin Bedenken und Widerstände geben könnte.
Dass in anderen Städten Gerichte einen bereits eingerichteten Konsumraum stoppten, ist auch Dezernentin Linda Wagner bekannt. Die Beigeordnete, seit September 2023 im Amt, möchte kaum gleich an ihrem ersten größeren Projekt scheitern. Doch mittlerweile wächst die Furcht, sie könne jeden Standort „zu Tode prüfen“.
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Auf die Anfrage zum Stand der Dinge kommen ihrem Dezernat nur die hinlänglich bekannten Allgemeinplätze: Es seien „viele Kriterien zu berücksichtigen“, ein großer Raum allein reiche nicht, weil „es auch genügend Platz für den Beratungs- und Kontaktbereich geben muss“. Auch dem Umfeld komme „große Bedeutung zu“.
Grüne machen Druck
Auch ein Teil der Wahrheit: Eine Herzensangelegenheit ist der Drogenkonsumraum in den Mehrheitsfraktionen des Stadtrats nur den Sozialpolitikern. Druck machen deshalb nun vor allem die Grünen. „Wir erwarten mehr Tempo. Bis zum Sommer sollte ein Vorschlag kommen“, sagt deren Fraktionssprecher Felix Lütke, „die Verwaltung hat daran jetzt lang genug gesessen.“
Es gehe beim Drogenkonsumraum um viel mehr als nur um die Abhängigen, betont Lütke. „Wenn er gut läuft und gut betreut wird, ist es ein Gewinn für die Innenstadt und das gesamte Umfeld.“ Klar sei dabei auch, dass man mit der Entscheidung für einen Standort „nicht alle glücklich machen kann.“