Duisburg. Sieben Polizisten sind beim Spiel des MSV Duisburg verletzt worden. Diskutiert wird über Reizgas-Einsatz. Das ist über die Randalierer bekannt.
Platzsturm, elf Verletzte und bundesweite Negativschlagzeilen: Das letzte Heimspiel des MSV Duisburg in der dritten Liga ist am Sonntagnachmittag im Chaos versunken (wir berichteten). Erst nach 67-minütiger Unterbrechung wurde die Partie des feststehenden Absteigers gegen Erzgebirge Aue doch noch fortgesetzt. Die Randalierer sind wohl keine Unbekannten.
Es lief die 84. Spielminute, als das passierte, was im Vorfeld befürchtet wurde: Etwa 50 teilweise vermummte Personen hebelten ein Fluchttor im Bereich der Fankurve auf und stürmten verbotenerweise in den Innenraum. Dort versammelten sie sich hinter dem Tor der „Zebras“, warfen eine Werbebande um, schubsten Ordner und bewarfen die Sicherheitsmitarbeiter sowie die heraneilenden Polizisten mit Pyrotechnik. Außerdem schlugen und traten die Randalier auf Einsatzkräfte ein.
Ein massives Polizeiaufgebot stellte sich dem Mob entgegen. Nach einigen Minuten entschieden sich die Beamten dazu, die Gruppe mit Pfefferspray zurück in den Stehplatzbereich zu drängen. In Fanforen beschweren sich einige MSV-Anhänger, dass dabei auch Unbeteiligte getroffen worden seien. Die Mehrheit zeigt sich über die Brutalität der Krawallmacher betroffen.
Platzsturm beim MSV Duisburg: Sieben Polizisten werden verletzt
Auf Nachfrage von Montagmorgen äußert sich Polizeipressesprecher Daniel Kattenbeck am Dienstag: „Wir bedauern es, wenn Unbeteiligte durch den Einsatz des Sprays beeinträchtigt worden sind.“ Um die „Störer“ auf Distanz zu halten, habe man diesen Schritt jedoch ergreifen müssen. Als kurz darauf auch noch einige Männer versuchten, die Kette aus Ordnern und Polizisten zu durchbrechen, zückten die Kräfte den Schlagstock.
Die Bilanz des Einsatzes rund um das Fußballspiel fällt erschreckend aus: Vier Zuschauer wurden verletzt, außerdem sieben Polizeibeamte. Zwei von ihnen fügten die Angreifer schwerwiegendere Verletzungen zu, dienstfähig sind sie vorerst nicht.
Insgesamt sechs Anzeigen sind bei der Polizei registriert, unter anderem wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Angriff auf Polizeibeamte, Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und Landfriedensbruch. Die Kripo ermittelt nun und tauscht sich intensiv mit den szenekundigen Beamten der Behörde aus.
Randalierer gehören zur Gruppierung „Frontal Duisburg“
Doch wer waren die Randalierer? 13 Personen haben die Ermittler Stand Dienstagmittag identifiziert. Sie werden dem gewaltorientierten Lager zugerechnet. Weiter ins Detail möchte die Behörde nicht gehen.
Nach Informationen unserer Redaktion gehört ein Großteil der Personen der Gruppierung „Frontal Duisburg“ an. Dabei handelt es sich um keinen offiziellen Fanclub der Duisburger. Die Mitglieder sitzen bei Heimspielen für gewöhnlich im Oberrang des Stadions. Nach Redaktionsrecherchen war es auch dieser Personenkreis, der bereits beim vergangenen Auswärtsspiel beim VfB Lübeck nach Abpfiff auf das Spielfeld stürmte. Die Aktion am Sonntagnachmittag soll „Frontal Duisburg“ nicht im Einvernehmen mit den bekannten Duisburger Ultra-Gruppierungen wie der „Kohorte“ oder der „Proud Generation Duisburg“ durchgezogen haben. Diese hatten vor dem Aue-Spiel mit einer Plakataktion und einer Liebesbekundung für den Verein auf sich aufmerksam gemacht.
Klar ist: Den Randalierern drohen Konsequenzen. Der Polizei liegt umfangreiches Videomaterial vor. Über einen Aufruf und ein Hinweisportal wollen die Ermittler noch mehr Aufnahmen aus unterschiedlichen Blickwinkeln sammeln.
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Ein Insider rechnet im Nachgang der Partie mit einer „hohen Zahl“ von Stadionverboten. Diese auszusprechen, liegt beim Verein. Der MSV hat bereits angekündigt, gegen identifizierte Verursacher mit aller Deutlichkeit vorgehen zu wollen. Dabei wird es auch darum gehen, die zu erwartenden finanziellen Sanktionen des Deutschen Fußball Bundes (DFB) an die Randalierer weiterzugeben.
>> MSV Duisburg verurteilt die Vorfälle scharf
Noch am Sonntagabend veröffentlichte der MSV Duisburg ein Statement auf seiner Homepage, in dem er die Vorfälle aufs „Schärfste“ verurteilte. „Bei allem Verständnis für Traurigkeit, Enttäuschung und Frust haben Gewalt und Gewaltexzesse beim Sport nichts zu suchen“, heißt es darin weiter. MSV-Trainer Uwe Schubert hatte sich bereits während der Spielunterbrechung vor den TV-Kameras klar positioniert und kurz darauf am Zaun mit Vertretern aus der Fanszene gesprochen.
Der Traditionsverein schreibt auf seiner Internetseite außerdem: „Den Verletzten wünscht die Zebrafamilie gute Besserung. Bei unseren Gästen vom FC Erzgebirge Aue und allen, die von den Geschehnissen in irgendeiner Form betroffen sind, möchten wir uns an dieser Stelle entschuldigen.“