Duisburg. Zum Stellenabbau bei Venator in Duisburg werden sich Betriebsrat und Konzern nicht einig. Nun kommt es zu einem Novum in der Firmengeschichte.
Nächster Rückschlag für die Venator-Beschäftigten in Duisburg-Homberg: Die Gespräche über Sozialplan und Interessensausgleich sind gescheitert. Der Konzern teilt mit, er habe „nach sorgfältiger Prüfung der Situation und ausführlichen Verhandlungen“ entschieden, die Gespräche mit dem Betriebsrat zu stoppen und eine Einigungsstelle anzurufen.
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Ziel war es, eine Lösung zu finden, „die die Beschäftigung an den deutschen Standorten langfristig absichert und gleichzeitig den finanziellen Möglichkeiten der Venator-Gruppe gerecht wird“, so das Unternehmen. Eine Einigung sei aber nicht möglich, „da die Vorstellungen über die finanzielle Ausgestaltung des Sozialplans stark voneinander abweichen“.
Betriebsrat macht Venator Vorwürfe: „Angebot war unterirdisch“
Der Betriebsrat bestätigt gegenüber der Redaktion, dass Venator die Gespräche gestoppt hat. Zum ersten Mal in der Geschichte der ehemaligen Firma Sachtleben komme es nun zu einem Verfahren vor der Einigungsstelle, sagt ein Mitglied des Betriebsrats: „Das gab es in 135 Jahren noch nie.“
Daran sei jedoch vor allem der Konzern schuld, meint das Mitglied: „Venator war nicht bereit, Kompromisse einzugehen, und hat stattdessen versucht, die Bedingungen noch weiter zu drücken.“
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Das gilt nach Ansicht des Betriebsratmitglieds vor allem für die Höhe der Abfindung für Mitarbeiter, die das Werk verlassen. Konkrete Zahlen, die verhandelt wurden, wolle die Person nicht nennen. Sie meint aber: „Das Angebot war unterirdisch und absolut inakzeptabel.“
Betriebsrat will Lösung für ältere Mitarbeiter finden
Der Betriebsrat kritisiert besonders, dass Venator die älteren Beschäftigten vernachlässige. Der Konzern wolle die Beschäftigungsdauer eines Mitarbeiters bei der Abfindung nur gedeckelt berücksichtigen. „Damit würde ein jüngerer Mitarbeiter fast genauso viel bekommen wie einer, der seit 35 Jahren im Betrieb ist. Das kann nicht sein.“
In den 1980er und 90er Jahren hätten viele Quereinsteiger ohne Ausbildung zum Chemikanten beim Unternehmen angefangen. „Die haben sich über die Jahre hochgearbeitet, aber wären jetzt nicht mehr vermittelbar, wenn sie den Job verlieren.“ Deswegen sei es wichtig, vor allem für die älteren Beschäftigten eine faire Abfindung auszuhandeln.
Titandioxid-Produktion soll zum 1. Mai in Duisburg eingestellt werden
Jetzt soll eine Einigungsstelle die Vorstellungen des Betriebsrats und Unternehmens auf einen Nenner bringen. Venator ist optimistisch, dabei „zu einer für alle Beteiligten tragbaren Lösung zu kommen“. Auch das Mitglied des Betriebsrats hat Hoffnung: „Wir werden uns dann wohl in der Mitte treffen.“
Am 1. Februar hatte Venator angekündigt, mehr als die Hälfte der Stellen in Homberg abzubauen und die Titandioxid-Produktion nach Uerdingen zu verlegen (wir berichteten). Die ersten Schritte laufen bereits: Am 3. April wurde der Betrieb der Schwefelsäure-Fabrik an der Bruchstraße eingestellt, am 1. Mai soll es die Titandioxid-Produktion treffen.
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