Duisburg. Eine neue DVG-Bahn ist das erste Fahrzeug des Typs GT8ND Flexity Classic, das besonderen Stresstests unterzogen wurde. Das sind die Erkenntnisse.
Eine der 17 neuen Straßenbahnen der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) für die Linien 901 und 903 ist besonderen Stresstests im europaweit größten Klima-Wind-Kanal in Wien ausgesetzt worden. In dieser Versuchsanlage gibt es kaum eine Witterung, die man nicht auf Knopfdruck erzeugen kann.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
DVG-Sprecherin Kathrin Naß betont auf Nachfrage, dass es sich um Effizienz- und nicht um Sicherheitstests gehandelt hat. Dass sie zum jetzigen Zeitpunkt stattgefunden haben, sei so geplant und Teil der ursprünglichen Ausschreibung gewesen. „Man kann erst ein Fahrzeug mit ausreichendem Serienstand in den Kanal schicken“, erklärt Naß. Dies war in diesem Fall die Bahn mit der Seriennummer 2018, die nach den Erfahrungen der ersten Serienfahrzeuge im laufenden Betrieb bereits einige Updates bekommen hat.
Neue DVG-Bahn zehn Tage lang im Klima-Wind-Kanal
Zehn Tage lang wurde die neue Bahn im 100 Meter langen, sechs Meter hohen und fünf Meter breiten Klima-Wind-Kanal auf Herz und Nieren geprüft. Hunderte Sensoren registrierten dabei, ob und wie sie bei den unterschiedlichen Witterungen funktioniert – und zwar bei plus 60 Grad mit Sonneneinstrahlung und bei bis zu minus 20 Grad.
Schneekanonen beschneite das Fahrzeug stundenlang. Dadurch konnte beispielsweise überprüft werden, ob die Temperatur überall gleich war oder ob es Stellen gab, an denen sich Kälte hielt. Windgeschwindigkeiten von bis zu 42 km/h und Sprühregen wurden zudem simuliert.
Hunderte Strahler sorgen für extreme Hitze
Hunderte Strahler sorgten für extreme Hitze. Elektrische Heizmatten auf den Sitzen und Heizstrahler simulierten zusätzlich die Körperwärme der Fahrgäste. Auf dem Boden standen Verdampfer, die die Luftfeuchtigkeit künstlich erhöhten. Schließlich schwitzen Fahrgäste bei starker Hitze in den Bahnen. Montierte Temperatursensoren in der gesamten Bahn zeigten die Kälte- und Wärmeentwicklung im Fahrzeug an.
Auch interessant
Die Techniker der „RTA Rail Tec Arsenal Fahrzeugversuchsanlage GmbH“, Betreiber des Klima-Wind-Kanals, suchten – eingepackt in dicken Jacken, Handschuhen und Mützen – gemeinsam mit einem Team der DVG nach Auffälligkeiten. Schließlich sollen die Bahnen samt ihren Klimaanlagen heißen Sommern trotzen und auch bei Schnee und Eis zuverlässig ihren Dienst verrichten können.
Das Technikerteam hielt alle Ergebnisse akribisch fest. Andreas Offer, Stabsabteilungsleiter Sonderprojekte Schienenfahrzeuge bei der DVG, sagt: „Uns ist es wichtig, die neuen Straßenbahnen so energieeffizient wie möglich auf die Schiene zu bringen. Die Fahrzeuge werden immer komfortabler und verfügen über immer mehr Technik. Umso wichtiger sind solche Klimatests als vorbeugende qualitätssichernde Maßnahme, die Zuverlässigkeit unter allen klimatischen Bedingungen zu erhöhen.“
Hersteller Alstom will Verbesserungen vornehmen
Die Bahn habe die verschiedenen Tests gut überstanden. Dennoch will das Verkehrsunternehmen mit dem Hersteller Alstom Verbesserungen an den neuen Niederflurbahnen des Typs GT8ND vornehmen.
Eine Erkenntnis: Die Temperaturfühler in den Fahrzeugen müssen überprüft werden, um das Temperaturverhalten im Fahrgastraum zu optimieren. Auch Anpassungen an der Software müssen demnach von Alstom durchgeführt werden, weil die Ansteuerung und Regelung der Klimaanlagen angepasst werden müssen.
„Dass es im Nachhinein Anpassungen an den Fahrzeugen gibt, war zu erwarten“, so Offer. Auch andere Verkehrsunternehmen, die dieses Fahrzeug beschaffen, sollen von den Tests der DVG im Klima-Wind-Kanal profitieren. Denn die Straßenbahn des Typs GT8ND Flexity Classic war das erste Mal in einer solchen Anlage.