Duisburg. Im Duisburger Stadtbahn-Tunnel müssen Gleise erneuert werden. So spektakulär sind die Bauarbeiten „unter Tage“ hinter der Haltestelle Duissern.
Am Wochenende sind mal wieder hunderte Fahrgäste mit Bussen statt Bahnen in Duisburg unterwegs. Diesmal sind allerdings nicht defekte Fahrzeuge der Grund, sondern im U-Bahn-Tunnel müssen Einzelteile einer Weiche ausgetauscht werden. Deshalb wird bis Montagmorgen eine sogenannte Linientrennung durchgeführt. Soll heißen: Nichts fährt mehr, nur noch Busse.
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In der Nacht von Freitag auf Samstag rollt die letzte U 79 um 2.19 Uhr von Duissern Richtung Düsseldorf. Danach setzt sich ein riesiger Bagger von der Haltestelle Platanenhof nach Duissern in Bewegung. Während das Fahrzeug langsam über die Schienen rollt, macht sich ein Trupp Facharbeiter der Firma „Bahnbau Becker“ an die Arbeit. Die Eigenwerbung des Betriebs lautet: „Wir schaffen Verbindungen.“ Das Spezialgebiet der Mitarbeiter sind „Neu-, Um- und Rückbau sowie Instandhaltung und Wartung von Gleisanlagen“.
Regelmäßige Inspektionen und Reparaturen der Duisburger Verkehrsgesellschaft
Bahnbaumeister Ralf Sostek, DVG-Abteilungsleiter „Infrastrukturmanagement Fahrweg-Bahnbau“, erklärt: „Wir begehen die Schienen regelmäßig und kontrollieren, ob etwas kaputt ist.“ Einmal pro Jahr wird das gesamte Streckennetz inspiziert und die daraus folgenden Reparaturen nach und nach abgearbeitet. Neben den „Bahnbau Becker“-Experten sind immer auch einige DVG-Mitarbeiter vor Ort. Sie kontrollieren, ob alles glattläuft. „Wir arbeiten seit Jahren eng zusammen. Die Gleisbauer-Familie ist klein“, beschreibt Vorarbeiter Bastian Heidel.
Seit Juli 1992 gibt es den U-Bahn-Tunnel in Duisburg. Das eine oder andere Bauteil hat also schon Jahre auf dem Buckel und muss erneuert werden. Rund 55.000 Euro kostet der Austausch nun im Tunnel zwischen Duissern und Auf dem Damm in Meiderich. In Duissern rollt alle sieben Minuten eine Bahn entlang. 903 und U 79 bringen im Schnitt 33 Tonnen Gewicht auf die Schiene. Da nutzt sich auch das stabilste Bauteil irgendwann ab.
Viele Abteilungen der DVG nutzen die Unterbrechung für wichtige Arbeiten
Nachts im Tunnel ist momentan ordentlich was los. Die Bauarbeiter nutzen die Stunden ohne Straßenbahn-Verkehr: „Andere Abteilungen schleifen derzeit Gleise oder reparieren einen Schaden nach einem Kabelbrand im Hauptbahnhof. Auch Brandlasten werden entfernt“, weiß Rostek. Wie viele Kollegen genau an diesem Wochenende unterwegs sind, lasse sich aber nur schwer schätzen.
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Am Bahnsteig rattert inzwischen ein Lüfter. Er bläst frische Luft in die Röhre, damit im Arbeitsbereich alles sauber ist. Bastian Heidel kennt den Tunnel ganz genau. Er hat die Röhre mehrfach durchschritten. Wie oft, kann er gar nicht mehr zählen. Früher ist der DVG-Mann selbst Straßenbahn gefahren, aber bei den Gleisbauern fühlt er sich deutlich wohler. „Ich bin Handwerker, ich muss was zu tun haben.“ So kann er denn nun genau beschreiben, wie eine Schiene aufgebaut ist.
Der Bagger bringt einen neuen Schienenstrang in Position. Dann zeichnen die Mitarbeiter mit Kreide an, welches Teil ausgesägt und ersetzt wird. „Die müssen genau sein, sonst fehlt hinterher was“, erklärt Rostek. Und Heidel zeigt auf das schwere Arbeitsgerät, mit dem gerade die Schienenverspannung gelöst wird. Mit einem anderen Werkzeug werden Schrauben gelockert. Es dauert einige Minuten, dann jault eine Säge: Funken sprühen und das Werkzeug fräst sich durch die 15 Zentimeter hohe Schiene. Das macht ordentlich Krach.
„Kaputt“, konstatiert Rostek, als eine Seite durchtrennt ist. „Das macht man besser nicht mit dem neuen Teil.“ Keine Sorge, jeder weiß, was seine Aufgabe ist. Der neue Strang wird sich passgenau einfügen. Bis zum Fahrplanstart am Montagmorgen muss „unter Tage“ alles erledigt sein. Voraussichtlich im Herbst soll es erneuert Ausbesserungsarbeiten und somit Schienenersatzverkehr geben,
>> Duisburger Stadtbahntunnel ist 6,5 Kilometer lang
- Zwei Röhren gibt es. Die eine führt vom Lutherplatz zum Rathaus, die andere vom Platanenhof nach Meiderich. 6,5 Kilometer Strecke kommen insgesamt zusammen.
- Alle sechs Wochen werden die Tunnel gereinigt. Sechs bis sieben Mitarbeiter machen sich dann mit Greifzangen und Müllbeuteln auf den Weg und räumen auf den Gleisen im Bereich der Stationen auf. Häufig finden sie Flaschen, Papier, aber auch Laub, das der Wind in den Tunnel fegt.