Duisburg. In Duisburg stehen nur wenige Büroflächen leer. Warum das besonders für Unternehmen, die moderne Räume suchen, keine gute Nachricht ist.

Nach der Corona-Pandemie kommt wieder Bewegung in den Büromarkt. Die Leerstandsquote in Duisburg von etwa vier Prozent bleibt im Städtevergleich auf niedrigem Niveau. Vor allem die Suche nach modernen Neubauflächen mache das nicht einfacher, sagt Jonas Bruckmann, Abteilungsleiter für Bürovermietung beim Essener Maklerunternehmen RuhrReal: „Hier könnte es in den nächsten Jahren eine Lücke geben.“

„Quartier 1“ sorgte zuletzt für hohen Flächenumsatz in Duisburg

Für hohe Umsätze sorgte in den vergangenen Jahren vor allem die Entwicklung des „Quartier 1“ zwischen Hauptbahnhof und Koloniestraße durch Aurelis. Auf der letzten Freifläche steht hier der Neubau für die BKK Novitas vor der Fertigstellung – noch in diesem Jahr wird die Krankenkasse aus dem „Five-Boats“-Gebäude am Innenhafen ausziehen.

Eine solche Bewegung im Bestand sei charakteristisch für den Standort, sagt Bruckmann, der seit Jahren auf die Vermittlung von Büroimmobilien in Duisburg spezialisiert ist. „Gefragt sind große Flächen auf einer Etage. Das ist der springende Punkt. Wenn die Belegschaft auf vier Etagen verteilt ist, macht das für sie keinen Unterschied zur Arbeit im Homeoffice.“

Makler von RuhrReal sieht Trendwende beim Thema Homeoffice

Beim Thema Homeoffice stellt auch er eine Trendwende fest. „Selbst der größte Videocall-Anbieter Zoom möchte seine Leute zurück ins Büro holen. Das ist bezeichnend. Bei großen Unternehmen wie E.on oder Aldi ist es ähnlich.“ Hybride Arbeitsmodelle veränderten aber die Anforderungen an die Arbeitsplätze: Schreibtische werden geteilt, benötigt werden mehr Bereiche für Team-Treffen und Kundengespräche.

Wer sich verändern möchte, lege Wert auf einen hohen Gebäudestandard seines künftigen Domizils, berichtet Jonas Bruckmann. „Das Gesamtpaket, das Eigentümer oder Investoren anbieten können, ist entscheidender als die Höhe der Miete.“ Darstellbar sei energetischer und technischer Topstandard eigentlich nur in Neubauten.

Experte für den Duisburger Immobilienmarkt ist Jonas Bruckmann, Abteilungsleiter für die Vermarktung von Büro-Objekte beim Essener Maklerunternehmen RuhrReal.
Experte für den Duisburger Immobilienmarkt ist Jonas Bruckmann, Abteilungsleiter für die Vermarktung von Büro-Objekte beim Essener Maklerunternehmen RuhrReal. © FunkeFotoServices | Martin Ahlers

Jonas Bruckmann: Mangel an attraktiven Neubauflächen

Und da sei das Angebot knapp in Duisburg. „Wenn große Anfragen kommen, habe ich keine Auswahl mehr. Auf 15 Objekte, die ich in Essen anbieten kann, kommt eins in Duisburg.“ Absehbar werde es kein neues Angebot geben: Im „Quartier 1“ gebe es nur noch Restflächen, auch das „Mercator One“ am Bahnhofsvorplatz sei weitgehend vermietet.

Kurzfristig sieht der Makler keinen Neubau. „Dass Investoren, wie beim Mercator One, spekulativ bauen, ist nicht zu erwarten.“ Projekte wie die Torhäuser auf dem Areal der einstigen Stadtbibliothek an der Düsseldorfer Straße brauchen noch Zeit und haben bereits Mieter für einen Großteil der Flächen. Das meiste Potenzial bieten die „Duisburger Dünen“ – allerdings kaum vor Ende des Jahrzehnts. Das Güterbahnhof-Areal steckt aktuell im Bebauungsplan-Verfahren.

Sanierung des Bestandes ist eine Herausforderung

Schmerzlich erfahren hat Duisburg den Mangel an attraktiven Angeboten zuletzt beim Klöckner-Abschied: Das Duisburger Traditionsunternehmen zieht es nach Düsseldorf, weil Alternativen zum Stammsitz im Silberpalais fehlten. Das Klöckner-Haus am Hauptbahnhof steht möglicherweise sinnbildlich für den Duisburger Büromarkt: Es gibt zwar die verkehrsgünstig gelegenen Immobilien, allerdings sind manche in die Jahre gekommen.

„Revitalisierung im Bestand ist deshalb natürlich ein Thema“, sagt Jonas Bruckmann. Die Devise: Sanierung statt Neubau – mit Blick auf den Klimaschutz ein großes Thema in der Architektur – gelte auch für Bürohäuser. „Energetische Optimierung, elektrische Versorgung, Heizung und die Ausstattung mit Photovoltaik – das ist aber oft nicht in einem Umfang möglich, den Mieter erwarten.“

Großflächige Objekte wie im „Mitsubishi-Gebäude“ an der Schifferstraße (Bild) am Innenhafen sind nach wie vor begehrt.
Großflächige Objekte wie im „Mitsubishi-Gebäude“ an der Schifferstraße (Bild) am Innenhafen sind nach wie vor begehrt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Nachfrage am Duisburger Innenhafen bleibt ungebrochen

Da mag der Innenhafen beispielgebend sein – hier wurden alte Speicher zu neuen Büros. Allerdings sind auch die Neubauten dort bereits 20 Jahre alt. Technisch nicht mehr der neueste Schrei, aber nach wie vor gefragt, sagt Bruckmann. „Wir könnten dort mehr vermieten.“ Der Auszug der Novitas aus den „Five Boats“ wird neues Angebot schaffen. Nebenan, im „Mitsubishi-Haus“, will RuhrReal bald einen neuen Mieter für eine freie Etage präsentieren.

Auch die öffentliche Verwaltung wird weiterhin maßgeblich zu guten Umsatzzahlen auf dem Duisburger Büromarkt beitragen: Ins Quartier 1 zogen bereits Landesumweltamt und Hochschule für Polizei und Verwaltung, die Stadtverwaltung zieht mit dem IMD an den Innenhafen, wo bereits Wirtschaftsbetriebe und Schulbaugesellschaft sitzen, konzentriert die Ausländerbehörde an der Friedrich-Wilhelm-Straße 12-14 und plant selbst einen großen Neubau an der Steinschen Gasse. „Die öffentliche Hand war und bleibt der größte Flächenfresser“, sagt Jonas Bruckmann.