Duisburg. Das Geschäft mit illegalen Altkleidercontainern ist so lukrativ wie skrupellos. In Duisburg ist der Ärger über die Machenschaften groß.

Wenn Jörg Plorin illegale Altkleider-Sammelcontainer entdeckt, bekommt er Puls. Der Duisburger ist stellvertretender Betriebsleiter bei Grotex. Das im Businesspark Asterlagen beheimatete Unternehmen verdient sein Geld eben mit genau diesen Containern, aber natürlich mit legal aufgestellten.

„Wir sind ein Entsorgungsfachbetrieb und halten die Regeln ein. Das tun illegale Betreiber nicht und schaden uns damit doppelt“, sagt er. Denn zum einen fischen sie natürlich jede Menge Altkleider weg. „Und sie werfen die Sachen, die sie nicht gebrauchen können, einfach vor unsere Container. Wir müssen die entsorgen und das kostet Geld“, so Plorin.

Illegal aufgestellte Altkleidercontainer machen Duisburger Unternehmen zu schaffen

Den „Spendern“ von abgelegten Kleidern, Jacken und Co. ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass sie einen illegalen Container füttern. „Man erkennt die Behälter daran, dass einfach nur Schuhe und Kleidung draufsteht. Kein Firmenname, keine Kontaktdaten“, erklärt der Fachmann. Diese Angaben sind eigentlich Pflicht. Allein in Rheinhausen stünden momentan fünf bis sechs dieser wilden Container. Wie viel Schaden seiner Firma dadurch entsteht, sei nur schwer zu schätzen. „400 Euro in der Woche sind es aber bestimmt.“

Die Betreiber können mit den Sammlungen offenbar gute Gewinne einfahren: „Sie stehlen die Container, stellen sie irgendwo auf, wo kein Hahn danach kräht und haben keine Kosten – außer ein bisschen Benzin und ihre Zeit“, sagt Plorin. Fachgerechte Entsorgung der Sachen, die übrigbleiben? Platzmiete bei privaten Grundstücksbesitzern oder Sondernutzungsgebühren bei der Stadt? Fehlanzeige. „Sie kennzeichnen ihre Sprinter auch nicht mit einem A, was vorgeschrieben ist. Wenn man erwischt wird, ist das eine Ordnungswidrigkeit.“

Aber genau das ist das Problem: Die Betreiber illegaler Container werden so gut wie nie erwischt. „Wenn ein Altkleidercontainer ohne Genehmigung aufgestellt wird, handelt es sich um eine unerlaubte Sondernutzung. Geahndet wird dies – nach dem Tarif der Sondernutzung – mit der doppelten Verwaltungsgebühr, also insgesamt 199 Euro pro Container. In der Praxis hat sich aber leider gezeigt, dass die Betreiber kaum zu ermitteln sind. Dementsprechend kommt es auch kaum zu anschließenden Verfahren“, sagt die Stadt.

Illegale Altkleidercontainer erkennt man daran, dass jegliche Informationen über das Unternehmen fehlen.
Illegale Altkleidercontainer erkennt man daran, dass jegliche Informationen über das Unternehmen fehlen. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Für den Abtransport der wilden Behälter sind die Wirtschaftsbetriebe zuständig. „Wir können illegal aufgestellte Altkleidercontainer nur bei städtischen Flächen und nach Freigabe durch die Sondernutzungsstelle der Stadt entfernen“, erklärt Volker Lange, Sprecher der Wirtschaftsbetriebe, auf Nachfrage der Redaktion. „Allerdings stehen auch viele Altkleidercontainer auf privaten Flächen. Hier haben die Wirtschaftsbetriebe keine Handhabe.“

Wirtschaftsbetriebe haben 2023 elf wilde Container einkassiert

Jörg Plorin moniert, dass die Wirtschaftsbetriebe in Duisburg im Gegensatz zu anderen Städten nur sehr schleppend reagieren. „Ich habe schon einmal einen Container gemeldet. Es hat dann sechs Monate gedauert, bis der endlich weg war. In Neuss zum Beispiel klappt das in zwei Wochen.“

Diese Kritik kann Lange nicht nachvollziehen: „Uns ist kein Fall bekannt, bei dem die Prüfung sechs Monate gedauert hat. Erfahrungsgemäß dauert es von der Meldung bis zur Entfernung zwei bis sechs Wochen. Es gibt aber auch Fälle, bei denen wir die Altkleidercontainer wenige Tage nach der Meldung entfernen konnten.“

Die Wirtschaftsbetriebe müssen einkassierte Container mindestens ein Jahr einlagern. „Dann müssen sie im Amtsblatt veröffentlicht werden. Meldet sich der Eigentümer nicht, um den Altkleidercontainer auszulösen, werden die Behälter verschrottet. Eine Weiterverwendung ist aufgrund der oft minderen Materialqualität leider nicht möglich“, erläutert Lange das weitere Vorgehen.

>> Die Wirtschaftsbetriebe sammeln Altkleider in eigenen Containern

  • Auch die Wirtschaftsbetriebe haben überall im Stadtgebiet eigene Altkleidercontainer aufgestellt. Nach eigenen Angaben sind es 430.
  • Neben Grotex gibt es in Duisburg noch andere Unternehmen, die Altkleider auf privaten Grundstücken sammeln. Grotex betreibt in NRW etwa 850 Container, in Duisburg hat der Entsorgungsfachbetrieb etwa 20 Stück.
  • Im letzten Jahr haben die Wirtschaftsbetriebe rund 20 Behälter geprüft. „Davon konnten elf Behälter nach Freigabe entfernt werden, weil sie ohne Sondernutzungserlaubnis auf städtischen Flächen standen“, so Lange.