Duisburg. Ein Filmorchester bringt die Musik aus „Der Herr der Ringe“ auf große Bühnen in Deutschland. Ein Muss für Fans? So war das Konzert in Duisburg.

Zwei Stunden versetzten die „Cinema Festival Symphonics“ das Publikum in der voll besetzten Duisburger Mercatorhalle in eine Traumwelt voller Magie und Fantasie. Howard Shores Oscar-gekrönte Musiken zu den Erfolgs-Filmen „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ haben es zu einer derartigen Popularität gebracht, dass sie auch im Konzertsaal ihre effektvolle Wirkung nicht verlieren.

Seit 80 Jahren haben es die in Prag ansässigen „Cinema Festival Symphonics“ als Filmorchester zu beachtlichem Ansehen gebracht. Derzeit bereisen sie zusammen mit einem Chor und einigen Gesangssolisten 20 Städte Deutschlands. Ganz auf cineastische Beigaben musste das Publikum in der Mercatorhalle nicht verzichten. Imponierende Panoramen von feuerspeienden Vulkanen und zerklüfteten Gebirgsszenerien, versetzt mit einigen Standardsymbolen wie Ring und Schwert, illustrierten die geschickt zwischen Pathos und Sentimentalität changierenden Klanglandschaften.

Die Filmmusik aus „Der Herr der Ringe“ auf der Bühne in Duisburg

Spätromantisch geprägte Filmmusiken wie die Howard Shores oder John Williams erfreuen sich in mächtig besetzten Live-Aufführungen großer Beliebtheit. Und Shore versteht es, stimmungsvoll in die Welt der Hobbits, Elben und Orks einzutauchen. Von den bizarr-bedrohlichen Klängen Mordors über aggressive Kriegs-Attacken bis zu den lyrisch-elegischen Gesängen der Elben: Shore findet für alles den angemessenen Ton. Und die tschechischen Gäste setzten sich mit vollem Engagement für den märchenhaften Klangzauber ein.

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Allerdings ließ sich nicht ganz der Zweifel ausräumen, ob es sich tatsächlich lohnt, allein mit den Musikkulissen, losgelöst von den Filmen, einen ganzen Abend zu füllen. Shore arbeitet mit etlichen, den Filmsequenzen angepassten Motiven und Versatzstücken. Oft einfach gestrickt, musikalisch nicht immer substanzreich, was auf der Leinwand nicht stört, sich im Konzertsaal allerdings nicht übertünchen lässt. So kommt es zu etlichen Wiederholungen und auch die raffinierten magischen Effekte der Partitur verlieren auf Dauer doch an Wirkung.

Musikalische Reise nach Mittelerde: überzeugende Solo-Gesänge

Mehr als zwei Dutzend, von Zwischenapplaus begleitete Tracks standen auf dem Programm und zogen den Abend in die Länge. Für konzertante Präsentationen haben sich in der Vergangenheit knapper gefasste Suiten mit konzentrierten Surrogaten der Hauptthemen und Zugstücke als sinnvoller erwiesen. Womit sich Wiederholungen und Abnutzungserscheinungen vermeiden ließen.

Das etwa 60-köpfige Orchester brachte die klingende Reise nach Mittelerde auf gutem Niveau und mit beachtlichem Wirkungseffekt zu Gehör. Auch wenn der anonyme Dirigent dem tranceartigen Sog der Musik bisweilen zu einseitig nachhing, anstatt für stärkere Akzente und Kontraste zu sorgen. Allerdings verstärkte der Chor die irreal psychedelische Magie der Musik noch deutlich. Und die Solo-Gesänge waren vor allem bei den beiden Sängerinnen gut aufgehoben.

Bedauerlich, dass es die Veranstalter nicht für nötig hielten, die Namen des Dirigenten und der Gesangs-Solisten mitzuteilen. So blieb inmitten der unwirklichen cineastischen Szenerie dieses kleine Geheimnis ungelöst. Was das begeisterte und bis zum letzten Takt gebannt zuhörende Publikum jedoch nicht im Geringsten störte, sodass Zugaben nicht ausblieben.

Für das „Cinema Festival Symphonics“-Filmorchester gab es in der Mercatorhalle in Duisburg viel Applaus.
Für das „Cinema Festival Symphonics“-Filmorchester gab es in der Mercatorhalle in Duisburg viel Applaus. © FUNKE Foto Services | Oliver Mueller