Duisburg. Die Duisburger Philharmoniker haben eine neue CD und LP veröffentlicht. Was drauf zu hören ist und warum die Entstehungsgeschichte besonders ist.
Eigentlich hätten Klassik-Fans im März 2021 ein Philharmonisches Konzert mit Werken von Poulenc, Schreker und Zimmermann hören sollen. Doch wie so viele Veranstaltungen verhinderte die Corona-Pandemie auch diese in der Duisburger Mercatorhalle. Das Orchester spielte trotzdem – ohne Publikum, dafür mit Mikrofon. Inzwischen sind davon sowohl eine CD als auch eine Schallplatte erschienen.
Die Werke waren auch ausgewählt worden, um den im Vorfeld geltenden Abstandsregeln gerecht zu werden. Denn nicht nur im Publikum musste zu dieser Zeit jeder zweite Platz frei bleiben. Auch auf der Bühne waren mindestens 1,5 Meter Abstand zwischen allen Musikerinnen und Musikern vorgeschrieben. Die Stücke schienen ideal, weil sie sich mit verhältnismäßig kleiner Orchesterbesetzung spielen lassen.
Duisburger Philharmoniker: „Mussten das Orchester in Form halten“
Und dann kam doch wieder ein Lockdown. Dass Generalmusikdirektor Axel Kober trotzdem den Taktstock schwang, war nicht nur der Aussicht auf die Veröffentlichung geschuldet. „Wir mussten das Orchester in Form halten“, erklärt der damalige Intendant Alfred Wendel, „nur so war es möglich, dass später das Niveau der Konzerte sofort wieder hoch war“.
Die jetzt veröffentlichte Kombination nennt Wendel „witzig, skurril und frech“. Die LP enthält das „Concert Champêtre“ von Francis Poulenc (1928) sowie „Un ‘petit rien’“ von Bernd Alois Zimmermann (1964), die CD zusätzlich die „Kammersinfonie“ von Franz Schreker (1916) als eine Art Verbindung zwischen diesen Werken.
Für das erste, Cembalo-lastige Stück konnten die Philharmoniker mit Justin Taylor einen jungen und aufstrebenden Solisten gewinnen. Zur Entstehungszeit des Werks verlegte Komponist Poulenc das barocke Instrument in die Moderne – wer das angenehm verspielte „Concert Champêtre“ hört, hat bestimmt keine weiß gepuderten Perücken vor Augen. Der französisch-amerikanische Musiker Taylor spielt diese Frühform des Klaviers seit der Kindheit; heute ist er 23 Jahre alt und hat internationale Preise gewonnen. „Als der sich ans Cembalo setzte, flogen die Fetzen“, erinnert sich Alfred Wendel an die Aufnahme.
Mercatorhalle: „Dieses Gefühl können wir für die Ewigkeit bannen“
Die fand selbstverständlich in der Mercatorhalle statt. „Dirigenten und Solisten schwärmen von der Weltklasse-Akustik hier“, sagt Wendels Nachfolger Nils Szczepanski, die Überraschung sei bei Gastmusikern immer wieder groß. Sie fühlen sich wohl in Duisburgs guter Stube, „und dieses Gefühl können wir mit solchen Aufnahmen für die Ewigkeit bannen“.
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Veröffentlichungen seien gut fürs Renommee, sagt Szczepanski, wirtschaftlich aber eher kein Faktor für die Philharmoniker. Aufgenommen wird nahezu jedes Konzert des Orchesters, meist für das eigene Archiv. Weitere CDs und Schallplatten sind aber geplant. Erscheinen soll etwa eine Box mit allen fünf Mendelsohn-Sinfonien – ein sehr wichtiger Komponist für uns und für Axel Kober persönlich“, so Szczepanski.
Die neue Produktion wurde am Mittwoch im Auditorium von Krohne Messtechnik präsentiert. Die Firma ist stolz auf die besondere Akustik des Raums und die zwei gigantischen, extra für klassische Musik konstruierten Lautsprecher – „das ist ziemlich nah an dem, was man im Konzert erlebt“, bestätigt Ralf Koschnicke, Tonmeister der Philharmoniker. Das Auditorium kann auch von Duisburger Schulen genutzt werden, um im Musikunterricht besprochene Werke in Konzert-Qualität erlebbar zu machen.
>>DUISBURGER PHILHARMONIKER – „POULENC, SCHREKER & ZIMMERMANN“
„Poulenc, Schreker & Zimmermann: Orchestral Works“ von den Duisburger Philharmonikern ist als CD (bereits im Juni 2022) und Vinyl-LP auf dem Label „Acousense“ erschienen (Bestellnummer 10970784). Die CD kostet 16 Euro, die LP – aus Kapazitätsgründen ohne Schreker – 20 Euro. Beide Produkte sind an der Theaterkasse in Duisburg erhältlich.
Die CD ist zudem im Online-Handel sowie auf dem Streamingportal Amazon Music verfügbar.
Weitere Informationen zur Arbeit des Orchesters gibt es unter www.duisburger-philharmoniker.de.