Duisburg. Eine von den Stadtwerken unterstützte Karnevalssitzung hat in Duisburg mit einem Star-Auflauf überrascht. Diese Gäste waren geladen.

Das war mal eine gelungene Premiere: Der Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) war Veranstalter einer neuen Sitzung. Der Titel machte allerdings deutlich, wer hinter der Sache steckte: „Jeck unter Strom“. Die Stadtwerke, genauer gesagt die Duisburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe DVV, sponsorten eine Sitzung im Huckinger Steinhof, die man in dieser Form wohl selbst in Köln nur selten erleben kann.

Zu den 400 geladenen Gästen gehörten neben der Konzernspitze, angeführt vom Vorsitzenden der Geschäftsführung Markus Wittig, Vertretern der Stadt – allen voran Oberbürgermeister Sören Link – und Vertretern städtischer Tochter-Gesellschaften auch zahlreiche Karnevalisten und nicht zuletzt Stadtwerke-Kunden. Das begeisterte Publikum genoss die Auftritte zahlreicher Karnevalsgrößen.

Guido Cantz stichelt in Duisburg gegen die Deutsche Bahn

Guido Cantz gehörte zu den Wortkünstlern, bei deren Vorträgen das Publikum sogar zu später Stunde noch hoch konzentriert war.
Guido Cantz gehörte zu den Wortkünstlern, bei deren Vorträgen das Publikum sogar zu später Stunde noch hoch konzentriert war. © Foto: Bodo Malsch

Michael Jansen, Präsident des Hauptausschuss Duisburger Karneval, moderierte. „Der HDK ist stolz darauf, dass wir diese Veranstaltung machen dürfen“, so Jansen. Über die Auftaktmelodie des Sitzungsorchesters Helmut Blödgen wunderte sich Jansen aber. „Mer losse der Dom in Kölle? Mir ist der Stadtwerketurm lieber“, witzelte er.

„Ich bin seit 20 Jahren verheiratet“, verriet die in knalliges Rosa gewandete Ulk-Lawine Lieselotte Lotterlappen alias Joachim Jung. „Ich mache aber keinen Gebrauch davon.“

Martin Schopps benötigt Humor. Er ist Lehrer. „Pisa? Deutschland wird immer dümmer. Dabei war die Bundesregierung bei der Studie nicht mal dabei.“

Auch Guido Cantz landete spitzzüngige Pointen. „Das einzige, was bei der Bahn pünktlich kommt, sind die Boni für die Vorstände.“ Und er betonte, dass man als Kölner besonders viel Humor benötigt. „Das ist der Wahlkreis von Karl Lauterbach.“

Irre: „Bläck Fööss“, „Miljö“, „Räuber“ und „Höhner“ traten auf

Die „Bläck Fööss“ unternahmen eine musikalische Zeitreise durch ihr umfangreiches Schaffen kölscher Mundartlieder.
Die „Bläck Fööss“ unternahmen eine musikalische Zeitreise durch ihr umfangreiches Schaffen kölscher Mundartlieder. © Foto: Bodo Malsch

„Jeck unter Strom“ bot aber nicht nur großartige Wortbeiträge, sondern auch musikalische Prominenz. Seit mehr als 50 Jahren sind die „Bläck Fööss“ für kölsche Mundartlieder bekannt. Das Motto ihrer musikalischen Zeitreise: „Wie früher, nur später.“ Die „Räuber“ behaupteten „Alle wollen Tanz“ und verbrannten gemeinsam mit den Gästen Kalorien bei rhythmischer Sportgymnastik: „Oben, unten, links, rechts, drehen.“

Die Band „Miljö“ („Wolkeplatz“) erntete für ihren Auftritt ebenfalls eine der zahlreichen „Kabeltrommeln“, die bei anderen närrischen Veranstaltungen schlicht „Raketen“ heißen. Und gegen Mitternacht machten die „Höhner“ den Schluss-Akkord. „Schenk mir heut Nacht dein ganzes Herz“. In Duisburg flogen ihnen die Herzen zu.

Wiederholung ist nicht ausgeschlossen

Die „Fidelen Sandhasen“ der Kölner Traditionsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ bauten Pyramiden bis unter das Dach.
Die „Fidelen Sandhasen“ der Kölner Traditionsgesellschaft „Die Grosse von 1823“ bauten Pyramiden bis unter das Dach. © Foto: Bodo Malsch

Drei weitere Programmpunkte sollen nicht unterschlagen werden: Die Duisburger Kinderprinzencrew und Stadtprinz Matthias I. mischten das Publikum mit ihren Liedern auf. Und die „Fidelen Sandhasen“, das Tanzkorps der kölschen Traditionsgesellschaft „Die Grosse von 1823“, erklommen auf akrobatische Weise schwindelnde Höhen. Die Köpfe einige Akteure verschwanden glatt hinter dem Dachgebälk.

Bei dem gut fünfstündigen Programm hielt es über weite Strecken niemanden auf den Plätzen. So gesehen war es eher eine Stehung als eine Sitzung. Eine, die vielleicht im nächsten Jahr wiederholt wird. Als Michel Jansen das dem Vorstand der DVV am Ende vorschlug, bekam er jedenfalls kein Kopfschütteln.