Duisburg. Im Mercator One sind alle Büroflächen vermietet: Warum doch 720 Quadratmeter in Duisburgs modernem Bürohaus verfügbar sind und was sie kosten.
„Gewerbefläche zu vermieten“ steht auf einem rot-weißen Banner am Mercator One in Duisburg. 720 Quadratmeter Fläche werden in dem modernen Bürohaus angeboten, heißt es weiter. Doch eigentlich sind in dem 2020 eröffneten Komplex alle Büroflächen vergeben. Angeboten wird der Arbeitsraum im Gebäude am Portsmouthplatz auch nicht von der mit der Vermarktung beauftragen Immobilienfirma Devario Invest, sondern von der Sanvartis GmbH: Der Kommunikationsdienstleister im Gesundheitsbereich sucht einen Untermieter.
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3000 Quadratmeter hat das Unternehmen im Sommer 2020 angemietet. Damals war das Geschäftshaus vom finanzkräftigen Investor Torsten Toeller, Eigentümer der Tiernahrungskette „Fressnapf“, noch gar nicht bezugsfertig – und die Arbeitswelt noch eine andere.
Denn die Corona-Pandemie hat etwa zeitgleich bei vielen Firmen verschlossene Türen geöffnet: „Die angeordnete Homeoffice-Pflicht war ein Katalysator für eine Entwicklung, die so oder so gekommen wäre: Die Bedürfnisse der Arbeitnehmer rücken in den Vordergrund, Homeoffice oder besser mobiles Arbeiten ist heute ein integraler Bestandteil der Arbeitskultur in Deutschland – und wird es auch bleiben“, erklärt der Unternehmerverband.
Freie Fläche im Mercator One: Sanvartis sucht Untermieter
Bei Sanvartis, und wohl auch einigen anderen Duisburger Unternehmen, hat sich durch die mobile Arbeitsweise auch der Flächenbedarf verändert: „Wir möchten 720 Quadratmeter abgeben“, sagt Oliver Kraemer, Informationschef des Unternehmens. 50 Prozent ihrer Zeit können die Beschäftigten mobil arbeiten, heißt es in vielen Stellenausschreibungen.
Mit dieser Quote macht sich das Unternehmen, das medizinische Call-Center betreibt, über Duisburgs Stadtgrenzen hinaus attraktiv. „Wir wachsen sehr stark“, erklärt Kraemer. Und obwohl die Fläche im Mercator One reduziert werden soll, möchte das Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten rund 100 neue Stellen schaffen.
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Die Abgabe der Fläche hat für das Unternehmen aber auch einen finanziellen Anreiz: Der langfristige Mietvertrag besteht über zehn Jahre. Mit der Reduzierung der nicht benötigten Fläche können die Kosten gesenkt werden. Das Abtrennen der Ebene sei problemlos möglich.
Nicht nur die Arbeitswelt hat sich verändert, sondern auch die Bedürfnisse an Büroräume: „Das kleine Einzelbüro hat ausgedient. Heute sind offene Flächen mit verschiedensten Möglichkeiten für Teamwork und konzentriertes Arbeiten das Mittel der Wahl“, erklärt der Unternehmerverband.
Voraussetzungen, die die moderne Immobilie direkt am Hauptbahnhof zweifelsfrei erfüllt: Durch die raumhohe Verglasung sind die Büroflächen hell, Sonnenschutzglas soll das Arbeiten am Computer ermöglichen. Die Flächen konnten nach den Wünschen der Mieter gestaltet werden, die Arbeitsbereiche sind offen gestaltet.
Das ungewöhnliche Banner mit dem Flächenangebot habe auch schon einen Effekt gezeigt: Mit mehreren Interessenten habe es Kontakt gegeben, zu einer Untervermietung sei es aber noch nicht gekommen. „Eine moderne Bürofläche hat ihren Preis“, sagt Kraemer erklärend. 15,48 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten werden aufgerufen.
Zum Vergleich: Laut der Cubion Immobilien AG werden in Duisburg Spitzenmieten bis zu 18 Euro pro Quadratmeter erzielt. Auch im Mercator One gibt es teurere Flächen: Für das Staffelgeschoss wurde eine Miete von 17,50 Euro pro Quadratmeter aufgerufen, die Terrasse wird dabei anteilig angerechnet.
>> Hybride Arbeitsformen bei Stellenbesetzung immer wichtiger
Dem Unternehmerverband liegen keine Zahlen vor, wie sich der Flächenbedarf für Konzerne seit Corona verändert hat. Das Büro bleibe zwar der zentrale Arbeitsort, aber werde nun und neben dem Home-Office anders genutzt. „Statt Einzelarbeitsplatz stehen Zusammenarbeit, Austausch und soziale Kontakte im Mittelpunkt“, so eine Sprecherin.
Hybride Arbeitsformen seien bei der Besetzung von Stellen immer bedeutender: In einem Arbeitnehmermarkt fordere gerade die jüngere Generation mobile Arbeit ein. „Das ist für Unternehmen natürlich eine Herausforderung, weil das Thema Führung nun ganz anders gedacht werden muss. Ohne diese Komponente werden Unternehmen gerade bei vielversprechenden Talenten aber keine Chance mehr haben“, urteilt der Verband.