Duisburg. Das Hochwasser in Duisburg soll in den kommenden Tagen weiter ansteigen. Für einige Tiere hat das fatale Folgen. Andere profitieren hingegen.

Gegen die Fluten kämpfen, so gut es geht - das ist die einzige Möglichkeit, die viele Menschen in den Überschwemmungsgebieten des Rheins zurzeit haben. Doch was ist mit den Tieren, die nah am Rhein leben? Für viele bedeutet das Hochwasser den sicheren Tod. Andere profitieren von der aktuellen Lage.

Nabu-Vorsitzender in Duisburg warnt: „Das Hochwasser bedeutet für viele Tiere den sicheren Tod“

Viele Wildtiere ziehen sich auf trockenere Gebiete nahe den Deichen zurück. „Aber wenn Hase, Fuchs und andere Wildtiere dort Schutz suchen und unangeleinte Hunde plötzlich Jagd auf diese Tiere machen, rasen sie zurück Richtung Überschwemmungsgebiet – das bedeutet für viele den sicheren Tod“, sagt Nabu-Vorsitzender Jürgen Hinke. Darum seine große Bitte: Hunde an der Leine zu führen, damit die ohnehin zurzeit gestressten Rheinauen-Bewohner nicht noch mehr leiden müssen.

Jürgen Hinke, Nabu-Vorsitzender in Duisburg, erklärt, welche Folgen das Hochwasser für Tiere hat.
Jürgen Hinke, Nabu-Vorsitzender in Duisburg, erklärt, welche Folgen das Hochwasser für Tiere hat. © Lars Heidrich / FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Auswirkungen des Hochwassers können äußerst gravierend sein, auch, wenn viele Tiere an diese Naturereignisse gewöhnt sind. „Aber so ein Hochwasser kommt ja in der Regel im Frühjahr, nicht mitten im Winter“, sagt Jürgen Hinke. Eigentlich sei das für Vögel kein Problem, denn die könnten ja einfach an andere Plätze fliegen. Aber: Der Kiebitz zum Beispiel brütet in Marsch- oder Vordeichwiesen und kommt häufig schon im Februar aus Frankreich zurück. Für solche Vögel könne das langanhaltende Hochwasser bei der Suche nach Brutplätzen zum Problem werden.

Andere Tiere profitieren hingegen vom Hochwasser in Duisburg

„Viele Tiere müssen sich wegen des lang anhaltenden Hochwassers in Gebiete zurückziehen, die bewohnt sind. Das bringt Stress für die Tiere, weil sie die Ruhe, die sie brauchen, dort nicht finden“, weiß Jürgen Hinke. Für manche Bewohner der Rheinauen, bedeutet das Wasser zurzeit sogar den sicheren Tod. „Füchse können ja weglaufen und trockenere Gebiete suchen, aber Maulwürfe und ganz kleine Tiere wie Laufkäfer haben bei dem Hochwasser keine Chance.“ Während Hasen sehr mobil sind und schnell reagieren können, wird es zum Beispiel auch für Igel ganz schwierig. „Zwar können im Grunde alle Tiere schwimmen, auch Igel können Bäche durchqueren. Aber viele sind im Winterschlaf und gegen die Strömung des Rheins haben sie keine Chancen“, sagt der Nabu-Vorsitzende.

Füchse können ja weglaufen und trockenere Gebiete suchen, aber Maulwürfe und ganz kleine Tiere wie Laufkäfer haben bei dem Hochwasser keine Chance.
Jürgen Hinke - Nabu-Vorsitzender Duisburg

Andere Tiere wiederum profitieren von solchen Situationen. Graureiher zum Beispiel finden zurzeit einen reich gedeckten Tisch vor. Jürgen Hinke geht davon aus, dass dieses Jahr ein „gutes Mückenjahr“ wird, was vor allem gut ist für Fledermäuse, die sich gerne von Insekten ernähren. Für die Roos, den Altarm des Rheins im Westen des Naturschutzgebiets Rheinaue Friemersheim, sind die Bedingungen im Augenblick andere als im übrigen Jahr. Normalerweise ist in dem Gebiet eher wenig Wasser, weil die Roos vom Rhein abgeschnitten ist. „Da ist aber zurzeit dermaßen viel Wasser, dass Wühl- und Spitzmäuse ertrinken, obwohl sie eigentlich gut schwimmen können“, erklärt der Nabu-Vorsitzende die aktuelle Lage.

In Duisburg kommt den Fischen der hohe Sauerstoffgehalt im Wasser wegen des Hochwassers zugute

Das wiederum macht die Futtersuche für Mäusebussarde, aber auch Füchse einfach. „Sie sind Aasfresser, und alle Tiere sind Opportunisten. Sie nehmen das, was ihnen geboten wird und sparen dadurch Kräfte.“ Füchse zum Beispiel sind natürlich nicht so widerstandsfähig, wenn ständig das Fell nass ist.

Um die Fische wiederum muss man sich im Augenblick keine Sorgen machen. „Weil der Rhein einen so hohen Wasserstand hat, ist auch der Sauerstoffgehalt sehr hoch, was den Tieren natürlich zugutekommt.“ Da kann es erst wieder kritisch werden, wenn das Wasser zurückfließt und sie in zurückbleibenden Pfützen stranden. Dann kommt für viele Angel- und Fischereivereine die Zeit, sich um die gestrandeten Tieren zu kümmern. Grundsätzlich aber komme die Natur auch mit solchen extremen Lagen zurecht und gleiche die Verluste auf Dauer wieder aus. Wichtig sei es eben, die im Augenblick ohnehin kleineren Rückzugsräume der Tiere zu respektieren.

Das Naturschutzgebiet Rheinaue Friemersheim

Die Aue bietet wichtigen Lebensraum für ein artenreiches Grünland und Äcker mit Wiesen- und Ackerwildkräutern. Die Auenzonen sind vom Wasser geprägte und beeinflusste Areale mit Weichholzauen, Röhricht, Zwergbinsen und vielen anderen wertvollen Pflanzenarten. Aber auch die Tierwelt hat eine einzigartige Bedeutung.

Besondere Schutzmaßnahmen sind Angelverbote und als eine Erfolgsstory bezeichnet der Landschaftsverband die Vielfalt an Libellen, unter anderem die südliche Mosaikjungfer, und die Ansiedlung des Steinkauzes, der in den Kopfbäumen eine ökologische Nische gefunden hat.

In dem besonders geschützten Bereich, zu dem auch die Roos gehört, findet man unter anderem das Gemeine Ferkelkraut und den Gewöhnlichen Rotschwingel, und viele Tiere, deren Lebensraum immer weiter eingeschränkt wird. So ist dort auch der Feldhase zu Hause, der Graureiher, das Grüne Heupferdchen, so wie der Steinkauz, die Rauhaut-, Wasser- und Zwergfledermaus und viele andere Lebewesen, die dort ihre Rückzugsmöglichkeiten genießen.