Duisburg-Rheinhausen. Zwei Rheinhauser haben einen abgemagerten Igel aufgenommen. Doch: Wie sieht eine tiergerechte Betreuung aus? Der Nabu Duisburg gibt Tipps.
Das Bild in der Facebook-Gruppe „Wir sind Rheinhausen“ zeigt einen kleinen Igel, der seine Nase an die Scheibe des Behältnisses drückt, das Cathy Grünberger mit einer Decke ausgelegt hat. „Wir müssen ein kleines Igelmädchen aufpäppeln und suchen dafür Zeitungspapier sowie einen Hasenkäfig, der groß genug ist. Auch wären ein paar zusätzliche Schuhkartons perfekt. Sollte also jemand was übrig haben, meldet euch gern“, lautet der Aufruf der Rheinhauserin unter dem Foto.
Mecki, so nennen Cathy Grünberger und ihr Partner Keanu Glied das kleine Igelmädchen, ist ihnen mitten am Tag auf einer Wiese entgegengelaufen. „Bei der Jahreszeit und ihrer Größe doch eher ungewöhnlich“, erklärt sie im Gespräch mit der Redaktion. Da der kleine Igel „deutlich zu schmal war“ haben Grünberger und Glied das Tier eingesammelt und wollten es bei einer der Igelstationen im Umkreis von Duisburg abgeben.
Überfüllt: Duisburgerin wollte Igel zuerst in Igelstation abgeben
„Leider sind zu dieser Zeit alle Plätze mehr als doppelt belegt. Da sie augenscheinlich nicht krank oder verletzt, sondern nur unterernährt war, haben wir uns der Sache dann selbst angenommen“, erklärt sie. Seitdem suchen sich Grünberger und Glied ihr Wissen zu Igeln aus Beiträgen aus dem Internet und Informationen über Tierklinken und Notstationen zusammen, um Mecki bestmöglich versorgen zu können. „Das macht uns natürlich nicht zu Profis und wir sind um jeden weiteren Rat dankbar“, gibt die Rheinhauserin zu.
Sie sei über die Unterstützung der Rheinhauser froh, die unter ihrem Beitrag kommentierten. „Schuhkartons und Zeitungspapier habe ich. Kannst du gern abholen“, schreibt beispielsweise ein Nutzer. Eine Frau gibt den Tipp: „Am besten in den großen Ikea-Kisten (mindestens eine, sonst zwei mit einem Rohr verbinden) halten, solange er gepäppelt werden muss.“
Nabu Duisburg gibt Tipps, wie Bürger Igeln helfen können
Mit dem richtigen Quartier und Futter – „bitte kein Hundefutter und keine Speisereste verfüttern“, mahnt Jürgen Hinke, Vorsitzender vom Nabu Duisburg – sei es jedoch nicht getan: Die fach- und tiergerechte Betreuung eines Pfleglings brauche Erfahrung, tägliche Zuwendung und in der Regel auch einen Besuch beim Tierarzt, teilt der Nabu-Vorsitzende auf Anfrage mit.
Er appelliert, die Tiere nicht aus falsch verstandener Fürsorge bei sich aufzunehmen, denn: Es sei nicht unbedingt ungewöhnlich, dass Igel – gerade in milden Wintern – statt im Winterschlaf zu sein, „putzmunter durch die Gärten laufen“. Sobald die Temperaturen sinken, würden sich die Igel auch wieder in ihr Winterquartier zurückziehen. Manche verspäteten Jungigel seien auch jetzt noch tagsüber unterwegs, um sich weitere Fettreserven anzufressen. „Am besten hilft man den Igeln mit einem Fressnapf, gefüllt mit hochwertigem Feucht- oder Trockenfutter für Katzen mit hohem Fleischanteil; ein zusätzlicher Wassernapf wird ebenfalls gerne angenommen“, lautet ein Tipp von Hinke. Die Inpflegenahme oder Hausüberwinterung müsse „die absolute Ausnahme bleiben“, sagt er und betont: „Igel sind Wildtiere, sie sind weder zu zähmen, noch als Haustier zu halten.“
Duisburger Paar will Igel im April 2024 aussetzen
Das ist auch Grünenberger und Glied klar. Sobald der kleine Igel ein Gewicht von 600 Gramm erreicht hat, wollen sie versuchen, das Tier in den Winterschlaf zu legen. „Dabei müssen wir ein Auge darauf haben, ob dies überhaupt klappt oder ob sie weiterhin Unterstützung benötigt“, berichtet die Rheinhauserin. Wichtig dabei sei ein Raum mit niedrigen Temperaturen: „Dafür bietet sich unser Keller zum Glück an.“ Mit dem Aussetzen will das Paar dann im April beginnen. „Dies passiert Stück für Stück durch ein offenes Gehege im Garten, wo sie zurückkommen kann, wenn sie so schnell eigenständig kein Futter findet. So kann sie sich langsam an die Umgebung gewöhnen“, sagt Grünberger.
Das ideale Winterquartier für Igel
Jürgen Hinke, Vorsitzender vom Nabu Duisburg, rät: „Wer Igel fit für den Winter machen will, sollte seinen Garten fit für Igel machen, denn Gärten sind für die stacheligen Tiere wichtige Lebensräume.“ Das ideale Winterquartier bestehe aus einem Haufen aus totem Holz, Reisig und Laub.
Schon ab Mitte Oktober werde das Nahrungsangebot für Igel deutlich knapper, die Alttiere beginnen ihr Winternest zu bauen und Jungigel versuchen noch weiter an Gewicht zuzulegen. Neben natürlichen Unterschlupfmöglichkeiten können Bürger zusätzlich ein Igelhäuschen aufstellen.