Duisburg/Düsseldorf. Nach fast 120 Jahren endet die Geschichte von Klöckner & Co in Duisburg. Die Stadt verliert nicht nur einen wichtigen Gewerbesteuerzahler.

Das markante „Silberpalais“ am Hauptbahnhof kennen viele Duisburger auch als Klöcknerhaus. Mit der nun beschlossenen Verlagerung der Unternehmenszentrale nach Düsseldorf endet spätestens im Sommer 2025 nach fast 120 Jahren die Geschichte des Stahlhändlers in Duisburg. In Firmenbesitz ist der markante Bürokomplex bereits seit fast 40 Jahren nicht mehr, zuletzt waren auch vier Etagen zu groß für die 250 Mitarbeitenden.

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Der Umzug in die neue Zentrale in den „Airport Garden“ am Düsseldorfer Flughafen, von der aus dann die weltweiten Geschäfte mit insgesamt 7800 Mitarbeitern gesteuert werden, sei „keine Entscheidung gegen Duisburg gewesen“, beteuerte ein Klöckner-Sprecher am Donnerstag. Auslöser der Suche nach einem neuen Standort sei der auslaufende Mietvertrag im Silberpalais gewesen und die auch durch die Corona-Pandemie veränderte Arbeitsweise.

Durch Homeoffice: Vier Etagen in Duisburg zu groß für die KlöCo-Zentrale

Bis zu drei Tage in der Woche arbeiten die Beschäftigten im Homeoffice. Für ein „New-Work“-Konzept biete der neue Standort „mehr Raum für teamübergreifenden Austausch und Projekte und gleichzeitig mehr Flächen für Fokusarbeit“, erklärt Klöckner. Als einziger Unternehmensteil wird künftig das Lager mit 30 Beschäftigten an der Sympherstraße im Ruhrorter Hafen in Duisburg bleiben.

Bis Mitte 2025 wird KlöCo-Chef Guido Kerkhoff noch aus dem Silberpalais auf Duisburg blicken. Das soziale Engagement in der Stadt werde das Unternehmen aber fortsetzen, betont der Vorstandsvorsitzende.
Bis Mitte 2025 wird KlöCo-Chef Guido Kerkhoff noch aus dem Silberpalais auf Duisburg blicken. Das soziale Engagement in der Stadt werde das Unternehmen aber fortsetzen, betont der Vorstandsvorsitzende. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Mögliche Alternativen in Duisburg hätten sich gegen die Option in der Landeshauptstadt nicht durchsetzen können, heißt es bei Klöckner. Gemeinsame Bemühungen von Stadt, Gebag und Wirtschaftsförderung DBI, den Stahlhändler am Standort zu halten, blieben letztlich erfolglos.

Die Umsetzung des Angebots, einen neuen Firmensitz auf den „Duisburger Dünen“ zu bauen, hätte zu viel Zeit erfordert: Das ehemalige Güterbahnhof-Areal befindet sich noch bis 2025 im Bebauungsplan-Verfahren – vor 2026 hätte nicht mit einem Neubau begonnen werden können.

Duisburg verliert eine Firma seiner Wirtschaftsgeschichte und großen Gewerbesteuerzahler

Duisburg verliert ein Unternehmen, das nicht nur wichtiger Teil der lokalen Wirtschaft und der industriellen Stadtgeschichte ist, sondern auch einen relevanten Gewerbesteuerzahler. „Wir bedauern und respektieren die Entscheidung, sehen den Weggang aber als Ansporn, sowohl bestehenden als auch neuen Unternehmen in Duisburg weiter bestmögliche Rahmenbedingungen und Services zu ermöglichen“, erklärt DBI-Chef Rasmus C. Beck.

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„Wir müssen in Duisburg gemeinsam weiter daran arbeiten, unseren Standort attraktiver zu machen. Dazu gehören niedrigere Steuern und mehr Gewerbeflächen. Darauf weisen wir seit Jahren hin. Es liegt nun an der Politik in Duisburg, hierfür rasch die Weichen zu stellen“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Dietzfelbinger.

Auch Alexander Kranki blickt nach vorn: Der Weggang sei „kein Anzeichen für einen drohenden Niedergang des Wirtschaftsstandortes. Veränderung gehört zum Wirtschaftsleben“, so der Vorsitzende von „Wirtschaft für Duisburg“. Es sei nun wichtig, Raum und Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Verlust durch Neuansiedlungen zu kompensieren. Kranki: „Mit der Senkung von Gewerbesteuer und Kita-Gebühren sind erste Schritte gemacht.“

Ab Mitte 2025 soll nur noch das Lager der Klöckner Stahl und Metallhandel an der Sympherstraße 67 im Ruhrorter Hafen in Duisburg bleiben.
Ab Mitte 2025 soll nur noch das Lager der Klöckner Stahl und Metallhandel an der Sympherstraße 67 im Ruhrorter Hafen in Duisburg bleiben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Silberpalais: 1978 gebaut als Konzernzentrale für 1500 Beschäftigte

Ein Zeichen der Zuversicht und Wirtschaftskraft sendete Klöckner & Co 1978 mit dem Bau seiner neuen Konzernzentrale am Hauptbahnhof der von Stahl- und Bergbaukrisen gebeutelten Stadt. Rund 1500 Beschäftigte, bis dahin auf mehrere Gebäude verteilt, zogen in das fortan mit einer Gesamtfläche von rund 69.000 Quadratmetern größte Bürogebäude der Stadt.

Nur acht Jahre sollte der Komplex in Firmenbesitz bleiben: Verluste im Stahlbereich führten Klöckner in die Krise, Spekulationen im Rohölgeschäft kosteten die Firma 600 Millionen Mark und führten zum Rückzug von Peter Henle. Nach der Übernahme durch die Deutsche Bank und die Umwandlung in eine AG war Klöckner nach 80 Jahren nicht mehr familiengeführt.

E.ON verkaufte das „Silberpalais“ 2007 an einen britischen Investor

Nach der Übernahme war zunächst die VIAG AG (heute E.ON) Besitzerin des Klöcknerhauses, sie veräußerte den Komplex 2007 an einen britischen Investor mit Sitz auf der Kanalinsel Guernsey. Der lässt das Silberpalais von der BNP Paribas Real Estate in Düsseldorf verwalten.

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Größter Mieter ist längst nicht mehr Klöckner, sondern der Direktservice der Commerzbank mit 750 Beschäftigten. Im vergangenen Jahr zog Transdev mit zunächst 70 Arbeitsplätzen ein, weitere will der Berliner Mobilitätsanbieter in Duisburg aufbauen. Bis zur Fertigstellung eines Neubaus sollen im kommenden Jahr 260 Beschäftigte des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW (BLB) einziehen.

>> KLÖCKNER-CHEF: SOZIALES ENGAGEMENT IN DUISBURG WIRD FORTGESETZT

  • Klöckner werde dem Ruhrgebiet und Duisburg über sein soziales Engagement verbunden bleiben, kündigte Vorstandschef Guido Kerkhoff an.
  • Auch nach dem Umzug werde das Unternehmen das Education-Projekt des Klavierfestivals Ruhr und die ReDI School of Digital Integration, beide in Marxloh, „weiterhin tatkräftig unterstützen“.
  • „Die historische Verbindung mit Duisburg bleibt trotz der Entscheidung, neue Wege zu gehen, bestehen“, stellt OB Sören Link fest. „Wir wünschen Klöckner alle Gute“, sagt Wirtschaftsdezernent Michael Rüscher: „Wir blicken dankbar auf die gemeinsame Geschichte zurück.“

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