Duisburg. In Duisburg wurden langjährige Feuerwehrleute geehrt. Warum einer von ihnen (63) Nachteile der Werkfeuerwehren bei der Feuerwehr-Rente beklagt.
Vor dem Rathaus stehen fünf Einsatzwagen der Feuerwehr Duisburg. Drinnen laufen etwa 50 Brandbekämpfer durcheinander. Zum Glück gibt es hier aber keinen Einsatz, die Feuerwehrleute tragen Uniform statt Schutzkleidung: Die Mitglieder von städtischer Berufsfeuerwehr, von Freiwilligen Feuerwehren und Werkfeuerwehren werden hier und heute für ihren langjährigen Dienst geehrt. Oberbürgermeister Sören Link verleiht an diesem Nachmittag im Namen von NRW-Innenminister Herbert Reul die Ehrenzeichen für 25-, 35- und 50-jährige Dienstzeit. Geehrt werden 53 Retter von Berufs-, Werk- und freiwilliger Feuerwehr für ihre Dienste (siehe Infobox).
Auch Feuerwehrchef Oliver Tittmann und sein Stellvertreter, der städtische Branddirektor Christian Umbach, sind ins Rathaus gekommen, um ihren Kollegen die Ehre zu erweisen.
Werkfeuerwehr: „Explodierende Behälter“, „extrem heiße Chemiebrände“ und 24-Stunden-Schichten
Einer der verdienten Brandbekämpfer ist Peter Wojtek. Der 63-Jährige arbeitet hauptberuflich bei der Werkfeuerwehr des Chemiehersteller Venator in Homberg. 35 Jahre Feuerwehr, dafür wird ihm heute das goldene Ehrenzeichen verliehen. Wojtek blickt auf eine gefährliche Laufbahn zurück.
Sein brenzligster Einsatz? „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, sagt er. „Da gab es so viel. Von explodierenden Behältern bis zu extrem heißen Chemiebränden.“ Im Fall des platzenden Chemie-Behälters bedankt er sich beim Schicksal: „Das ist zum Glück um 4 Uhr nachts und nicht um 12 Uhr mittags passiert, sonst wär‘ das richtig gefährlich geworden.“ Früher hatte er auch Einsätze in Teerfabriken. Da seien die Feuer aufgrund der Hitze besonders schwierig zu kontrollieren gewesen.
Rente: Werkfeuerwehrmann sieht „Zwei-Klassen-Gesellschaft“
Peter Wojtek arbeitet alle zwei Tage eine 24-Stunden-Schicht, das sei mit der Freizeit schwer zu vereinbaren. Gerade deswegen stört ihn die „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ innerhalb der Feuerwehr.
Er meint die Unterschiede zwischen Beamtinnen und Beamten der städtischen Berufsfeuerwehren einerseits und den Angestellten der Werkfeuerwehren in privatrechtlichen Wirtschaftsbereichen, etwa in Chemie- und Stahlindustrie. Auch Thyssenkrupp zum Beispiel beschäftigt solche hauptberuflichen Feuerwehrleute in Duisburg. Werkfeuerwehrleute können erst mit 65 Jahren in Rente gehen, ohne größere finanzielle Einbußen hinzunehmen – fünf Jahre später also als verbeamtete Feuerwehrleute. „Aber wir machen ja dieselbe Arbeit, das ist genauso anstrengend“, meint Wojtek, „also bitte auch das gleiche Rentenalter.“
Die Regelaltersgrenze für Beamtinnen und Beamte liegt bei 67 Jahren. Für Feuerwehrkräfte wird wegen der besonderen Dauerbelastung bislang eine Ausnahme gemacht: Sie können mit 60 Jahren vorzeitig in den Ruhestand gehen. Zuletzt protestierten Feuerwehrleute gegen Pläne der NRW-Regierung, wonach die Brandschützer und Rettungskräfte künftig bis zu zwei Jahren länger arbeiten sollen.
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Einsätze mit „unfassbar hoher Belastung“: „Das schafft doch niemand mit über 60 Jahren“
Christian Umbach kann diese Debatte nicht verstehen. Er meint, dass die Anforderungen für eine Anhebung der Altersgrenze einfach zu hoch seien: „Nicht bei jedem Einsatz, nicht an jedem Tag – aber die schwierigen Einsätze, die haben eine unfassbar hohe Belastung. Das schafft doch niemand mit über 60 Jahren.“
Feuerwehrchef Tittman betont, dass sich die Aufgaben der Feuerwehr zudem in den letzten Jahren um weitere anstrengende Arbeiten erweitert haben: „Wir löschen nicht mehr nur noch klassisch Feuer. Da sind auch viele Hilfsaktionen: Corona, Ahrtal, ukrainische Flüchtlinge – auch darum kümmern wir uns.“
Der schwierigste Einsatz seiner eigenen Laufbahn? Das könne man so gar nicht genau sagen, überlegt Tittmann. Alle Einsätze seien auf ihre eigene Art anstrengend: „Die Loveparade war natürlich sehr emotional, aber auch ein Brand mit mehreren Toten belastet, oder vielleicht etwas anderes, was dich aber persönlich berührt.“
Loveparade-Katastrophe hat lange nachgewirkt
Im Gegenzug gebe es aber auch sehr viele positive, motivierende Momente im Job. Für ihn sind das besonders die Situationen, wo die Feuerwehr als Team gut funktioniert: „Wenn wir am Ende zusammenkommen und sagen können, dass wir das gut gemacht haben – das ist schon ein tolles Gefühl.“
Für den stellvertretenden Amtsleiter Christian Umbach war die Loveparade-Katastrophe 2010 der bisher schlimmste Einsatz. Der Feuerwehrmann erinnert sich noch genau: „Das waren sehr schlimme Erfahrungen. Wir waren gut vorbereitet, und dann passierte diese Katastrophe.“
Die Massenpanik mit 21 Todesopfern und Hunderten Verletzten habe bei ihm noch lange nachgewirkt, so Umbach. Im Gegensatz dazu habe er aber deutlich häufiger gute Einsätze: „Gerade, wenn wir jetzt jemanden aus seiner Wohnung retten, der da sonst gestorben wäre, fühlt sich das gut an – deswegen machen wir den Job ja auch.“
>> DIE GEEHRTEN FEUERWEHRLEUTE
Oberbürgermeister Sören Link verlieh im Namen von NRW-Innenminister Herbert Reul das Ehrenzeichen.
Für 25 Jahre Dienst (Silbernes Ehrenzeichen) wurden ausgezeichnet:
Berufsfeuerwehr: Heinz-Gerhard Albers, Jörg Gottschling, Dirk Jelleßen, Christoph Jörgen, Harald Jülke, Thomas Kollesch, Manfred Magdans, Thomas Marten und Benjamin Roßmöller.
Werkfeuerwehr: Michael Birkholz, Thorsten Bosa, Thomas Füchtenbusch, Michael Lux, Michael Kiefer, Thomas Möckel, Holger Sikkinga und Jörg Strehle.
Freiwillige Feuerwehr: Andrew De Winton, Stefan Gehrke, Daniel Gottschalk, Stefan Haack, Björn Marco Hessel, Thorsten Hinrichs, Benjamin Hundebrink, Jochen Kühn, Marcus Mellenthin, Thomas Mörchel, Volker Pilger, Jürgen Radloff, Sascha Sandten, Benjamin Schütz und Benjamin Wilde.
35 Jahre Dienst (Goldenes Ehrenabzeichen):
Berufsfeuerwehr: Ralf Bänsch, Dirk Schulze, Frank Skonietzky und Michael van der Heyden.
Werkfeuerwehr: Peter Beelmann, Guido Dießner und Peter Wojtek.
Freiwillige Feuerwehr: Rainer Bandisch, Michael Böhmer, Harald Höhnen, Oliver Kehnen, Markus Kranz, Edgar Reinders, Olaf Schwartz, Lars Terjung, Torsten Wüstkamp und Klaus Wüstkamp.
50 Jahre Dienst (Ehrenzeichen mit Goldkranz):
Dieter Benner, Klaus Gräfe, Udo Märkert und Peter Schmidt (alle: Freiwillige Feuerwehr).