Duisburg. Das Stadttheater ist marode. Die Beseitigung der Schäden wird teuer, eine Schließung droht: Das sind die möglichen Szenarien für das Haus.

Als die Kommunalpolitiker ihre Fassung wiedererlangt hatten, gab’s Beifall für Marc Sommer. Zuvor hatte der Stadttheater-Gutachter mit einer Zahl für Totenstille im Ratssaal gesorgt: Mindestens 230 Millionen Euro würde eine Sanierung des maroden Gebäudes kosten. Verbunden mit etwa zehn Jahren Bauzeit wäre eine mehrjährige Komplett-Schließung. Die droht schon im nächsten Frühjahr – da könnte die Bauordnung wegen erheblicher Sicherheitsmängel die Verlängerung der Betriebserlaubnis verweigern.

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„Das hat uns erschlagen“, brachte Christine Wedding (JuDu), Theater-Fan wie weitere Mitglieder im Kulturausschuss, die Wirkung der Nachricht auf den Punkt.

Kenner des Hauses ahnten zumindest, wie es hinter der Fassade aussieht. Von außen ist der marode Zustand seit Jahren offensichtlich: Netze und Gerüste schützen dort seit vielen Jahren vor herabstürzenden Bauteilen.

Dieses Bild zeigt das stählerne Tragwerk unter dem undichten Dach des Stadttheaters. Weil es auch die Zwischendecken und andere Bauteile über dem Zuschauerraum trägt, ist eine Sanierung des Gebäudes mit großem Aufwand verbunden.
Dieses Bild zeigt das stählerne Tragwerk unter dem undichten Dach des Stadttheaters. Weil es auch die Zwischendecken und andere Bauteile über dem Zuschauerraum trägt, ist eine Sanierung des Gebäudes mit großem Aufwand verbunden. © Marc Sommer, Rebuild.ing Ingenieurgesellschaft

Baudezernent Linne: Theater mit einfachsten Mitteln betriebsfähig gehalten

„Wir müssen uns der unangenehmen Wahrheit stellen“, hatte Baudezernent Martin Linne zuvor ausgeführt. In der Phase größter Haushaltsnot sei das emblematische Gebäude, errichtet 1912 und wiederaufgebaut vor 70 Jahren nach der Beschädigung im Zweiten Weltkrieg, „mit einfachsten Mitteln betriebsfähig gehalten“ worden. Die Folge: Ersatzteile, etwa für die 60 Jahre alten Lüftungsanlagen, müssen in Handarbeit gefertigt werden, weil es diese sonst nirgends mehr mehr zu kaufen gibt.

Dank verbesserter Haushaltslage könne man nun „eine grundhafte Erneuerung angehen“, sagt Dezernent Linne. Diese Option hat Gutachter Sommer untersucht, eine weitere (wohl kaum kostengünstigere) wird gerade geprüft: Teilabriss und Neubau.

Die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2024 vorliegen – danach muss sich der Rat für eine Option entscheiden.

„Bis gebaut wird, werden in jedem Fall noch fünf Jahre vergehen“, mahnte Marc Sommer. „Denken Sie über ein Reparatur-Szenario nach, um sich über die nächsten Jahre zu retten.“

Vor allem das undichte Dach, das hoffnungslos veraltete und marode Tragwerk, das den Brandschutz-Vorschriften nicht genügt, sind die Problemzonen des Hauses.

Sanierung würde zehn Jahre dauern, Teil-Neubau fünf

Bei einer Auftragsvergabe im Jahr 2027 müsse man Baukosten von mindestens 250 Millionen Euro annehmen, vermutet Baudezernent Linne: „Wenn’s gut läuft. Das ist ein richtig dickes Brett.“

Zehn Jahre würde eine Sanierung dauern, etwa die Hälfte ein Teilabriss und Neubau. Doch da muss der Denkmalschutz mitspielen. Dass dieser in einem ersten Gespräch „zunächst Maximalforderungen geäußert hat, ist normal“, sagt Marc Sommer, „aber sie haben nicht gesagt, dass es nicht möglich ist“.

Die Defizite bei der Sicherheit „machen mich sehr nachdenklich“, sagt Dieter Lieske (SPD). „Wir sollten deshalb jetzt Nägel mit Köpfen machen und zügig ein modernes Haus schaffen.“