Duisburg. Groß-Kita in Duisburg in der Kritik: Eltern und Mitarbeiter klagen über fehlendes Personal, einen schimmelnden Neubau und überfordernde Kinder.
Es ist die mit Abstand größte Kindertagesstätte in Duisburg und Umgebung: Mit neun Gruppen und 155 Kindern startete die Stepke-Kita Rheinpark in Hochfeld Anfang des Jahres voll durch. Aktuell häufen sich aber die Klagen, die engagierte Gründungsleiterin suchte das Weite, eine Nachfolgerin verschwand nach wenigen Tagen wieder und Eltern suchen Ersatz-Betreuungsplätze in anderen Kitas, weil sie den „großen Personalmangel“ und die „Dauerbaustellen“ leid sind. Was ist da los?
Neue Stepke-Kita plagt ein Wasserschaden
Aktuell ist es vor allem eng: Nach einem Wasserschaden müssen Gebäude saniert werden, berichtet das LVR-Landesjugendamt. Man habe für die Übergangszeit Kompensationsmaßnahmen abgestimmt, der Betrieb könne aber weiter laufen.
Von Eltern und Mitarbeitern hört man, dass sich in den neuen Gebäuden Schimmel gebildet habe. Die Kinder sind deshalb in anderen Räumen untergebracht, auch die Turnhalle werde als Gruppenraum benutzt. Ruheräume fehlen. „Wir legen die Kinder im Gruppenraum zum Schlafen hin, da haben wir aber keine Ruhe, können nichts abdunkeln“, beschreibt eine Mitarbeiterin.
Hoher Krankenstand und „richtig schwierige Kinder“
Der Krankenstand sei kontinuierlich immens hoch. Viele Angebote müssten deshalb ausfallen. Ein weiteres Problem sei, dass die Hochfelder Einrichtung viele Inklusionskinder betreue, mehr jedenfalls als geeignetes Personal vor Ort sei.
Eine andere Mitarbeiterin ergänzt, dass „richtig schwierige Kinder“ die Einrichtung besuchen. In jeder Gruppe seien zwei bis drei mit ADHS, Asperger oder noch nicht diagnostizierten Herausforderungen – „ohne ausreichende Integrationshilfe“. Sie betont: „Wir sind am Limit.“ Mitunter müsse eine Kinderpflegerin alleine eine Gruppe leiten. Manche Erzieherin komme früher aus dem Krankenstand, um zu helfen.
Dazu passt, was Eltern berichten: Dass mit den Kindern zu wenig gesprochen werde, sie zu wenig draußen sein könnten, versprochene Angebote wie eine Waldwoche nicht stattgefunden hätten und sie mit ständig wechselnden Betreuungskräften konfrontiert seien.
Landesjugendamt: Herausfordernde Betreuungslage
Das Landesjugendamt schreibt: „Uns ist bewusst, wie herausfordernd die derzeitige Betreuungslage in der Kita ist. Das LVR-Landesjugendamt Rheinland ist im Austausch mit dem Träger und berät diesen zur inklusiven Ausrichtung der pädagogischen Arbeit mit den Kindern.“ Nach dem Kinderbildungsgesetz könnten Ergänzungskräfte auch auf Fachkraftstunden eingesetzt werden. Die Mindeststandards würden eingehalten.
Dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) liegen seit Mai 2023 drei offizielle Beschwerden vor, berichtet Sprecherin Anna Hieb. Darin ging es um Aufsichtspflichtsicherung und fehlende pädagogische Angebote. Zu jeder Beschwerde habe der Träger Stepke schriftlich Stellung bezogen und Nachfragen inhaltlich nachvollziehbar beantwortet.
„Sowohl das aktuelle pädagogische Konzept als auch das aktuelle Kinderschutzkonzept liegt dem Landesjugendamt vor und wurde abschließend geprüft. Das eingesetzte Personal entspricht den Anforderungen des Kinderbildungsgesetzes“, erklärt Hieb. Das LVR-Landesjugendamt erteilt die Betriebserlaubnis, begleitet die Arbeit der Kitas und bietet zur Qualitätssicherung Fortbildungen an.
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Ob die grundschul-ähnliche Größe der Kita Am Rheinpark zum Problem beiträgt, wollte die Sprecherin nicht beantworten. Das sei Entscheidung des Trägers, zu seinen Aufgaben gehöre die Betriebsführung und die konzeptionelle Gestaltung der pädagogischen Arbeit. Inzwischen ist bekannt, dass Stepke eine elfgruppige Kita in Meiderich plant.
Stepke: Kritik ernst nehmen
Stepke selbst betont, „dass wir die Sorgen und Kritik der Familien ernst nehmen und transparent aufarbeiten“, schreibt Lea Trotte-Krauß für das Unternehmen. „Es tut uns leid, dass nicht alle mit der Umsetzung des Konzeptes in unserer Stepke-KiTa Am Rheinpark in Duisburg zufrieden sind.“
Der Träger betreibt rund 70 Einrichtungen in Berlin, Bremen und in NRW. Das Grundgerüst beinhalte „für uns wichtige Bestandteile der Pädagogik“, etwa zu Raumgestaltung, Ernährung oder Natur. Es werde auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort angepasst.
Zum Vorwurf der mangelnden Ansprache erklärt Lea Trotte-Krauß, dass es vorkomme, dass Deutsch für einige Kinder die erste Zweitsprache ist. Um alle Kinder bei der Sprachentwicklung zu unterstützen, werde mit verschiedenen Methoden gearbeitet, etwa mit Piktogrammen. Einige Stepke-Kitas seien als „Sprach-Kita“ zertifiziert.
Dass die Waldtage noch nicht umgesetzt wurden, sei der Startphase geschuldet. Es gebe jedoch unterschiedliche Angebote, „die den Kindern Naturerfahrungen möglich machen“, schreibt der Träger.