Duisburg. Ab Ende 2027 will Iqony in großen Stil grünen Wasserstoff in Duisburg produzieren. Das plant der Energiekonzern am einstigen Schacht Walsum.

Die Planungen von Iquony für den Bau eines Groß-Elektrolyseurs am ehemaligen Bergwerk Walsum nehmen Gestalt an. Ab Ende 2027 will die Steag-Tochter für die regenerativen Geschäftsbereiche des Energiekonzerns die Produktion von „grünem“ Wasserstoff, Strom und Sauerstoff aufnehmen. Das hat Projektleiterin Tanja Braun am Donnerstag auf der einstigen Schachtanlage angekündigt.

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Anfang 2025 soll der Bau des „HydrOxyHub Walsum“ auf einer rund fünf Hektar großen Freifläche an der Dr. Wilhelm-Roelen-Straße beginnen: In einer ersten Ausbaustufe mit 150 Megawatt (MW) Leistung sollen ab Ende 2027 etwa 16.000 Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden.

Iqony investiert in Duisburg „hohen dreistelligen Millionenbetrag“

In zwei weiteren Bauabschnitten soll die Leistung in den folgenden Jahren auf 520 MW im Endausbau steigen und die Produktionskapazität verdreifacht werden. Die Investition für die erste Ausbaustufe könnte sich bereits auf bis zu 500 Millionen Euro belaufen, insgesamt werde „ein hoher dreistelliger Millionenbetrag“ in die Anlage fließen, die laut Iqony rund 132.000 Tonnen CO2 vermeiden soll.

Gefördert wird der Bau über den Innovationsfonds der EU, der Betrag steht noch nicht fest. Iqony geht von zehn bis 15 Prozent der Kosten für den ersten Bauabschnitt aus, das entspricht 50 bis 75 Millionen Euro.

Neben Hallen für Elektrolyse und Verdichter werden Kühlaggregat-Kolonnen errichtet und Batteriespeicher in Containerbauweise, die im Endausbau bis zu 600 MWh Strom speichern können. Damit der Wasserstoff grün ist, muss es auch der Strom für seine Erzeugung sein. Iqony setzt auf Windstrom von der Nordseeküste. Die Stromtrassen ertüchtigt Amprion, der Leitungsbetreiber wird jenseits der Römerstraße auf einem Grundstück der Schachtanlage eine 380 KV-Umspannanlage errichten.

Diese Iqony-Animation zeigt die geplante Anlage mit Elektrolyse- und Verdichter-Hallen, Kühlungen und Batteriespeichern. Sie soll ab 2025 auf einer Fünf-Hektar-Fläche vor den Gebäuden des ehemaligen Schachts Walsum entstehen,
Diese Iqony-Animation zeigt die geplante Anlage mit Elektrolyse- und Verdichter-Hallen, Kühlungen und Batteriespeichern. Sie soll ab 2025 auf einer Fünf-Hektar-Fläche vor den Gebäuden des ehemaligen Schachts Walsum entstehen, © FUNKE Foto Services, Animation: Iqony | Oliver Müller

Elektrolyseur ist Fernwärme-Quelle, aber nicht grundlastfähig

„Die Speicher brauchen wir, um Windflauten zu überbrücken“, erklärt Tanja Braun. Grüne Energie wird die Anlage nicht nur in Form von Wasserstoff produzieren. Auf rund 10.000 Quadratmetern Hallendach wird Sonnenstrom erzeugt, etwa 150 MWth Abwärme können in das Fernwärmenetz eingespeist werden. Grundlastfähig, so die Projektleiterin, sei die Anlage allerdings nicht. Die Produktion hänge an der Verfügbarkeit von Grünstrom, deshalb könne Iqony sich nicht auf eine verlässliche Fernwärmelieferung verpflichten.

Wer wird die Anlage liefern? „Wir sind da technologieoffen, werden uns für das beste Angebot entscheiden“, so die Projektleiterin. Die Lieferzeiten seien, obwohl nun immer mehr Elektrolyseure in den Bau gehen, „kein Problem“, hätten die Hersteller signalisiert.

Auch um die Abnehmer macht sich die Maschinenbau-Ingenieurin keine Sorgen. „Wir produzieren Grünen Wasserstoff für die Industrie in Duisburg“, sagt Braun. Gemeint sei damit nicht Thyssenkrupp Steel. Zwar liegt die erste Direktreduktionsanlage, die TKS 2026 in Betrieb nehmen will, in der Nachbarschaft. Der Stahlkonzern wird aber die Wasserstoff-Versorgung ausschreiben, da wird Iqony nur einer von mehreren Bewerbern sein.

Tanja Braun ist Projektleiterin für den Bau der Groß-Elektrolyse in Walsum. Die Maschinenbau-Ingenieurin bringt viel Erfahrung aus der Energiewirtschaft mit. Vor ihrem Wechsel zur Steag-Tochter war sie für Mitsubishi Power am Duisburger Innenhafen tätig.
Tanja Braun ist Projektleiterin für den Bau der Groß-Elektrolyse in Walsum. Die Maschinenbau-Ingenieurin bringt viel Erfahrung aus der Energiewirtschaft mit. Vor ihrem Wechsel zur Steag-Tochter war sie für Mitsubishi Power am Duisburger Innenhafen tätig. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Viel Interesse bei potenziellen Kunden aus der Duisburger Industrie

Für potenzielle Kunden hat Iqony bereits ein Interessenbekundungsverfahren gestartet. „Die Resonanz steigt, seit unser Projekt bekannt ist“, berichtet Tanja Braun. Die Elektrolyse wird beizeiten an das Wasserstoff-Leitungsnetz angeschlossen, die Belieferung kann auch über Tankfahrzeuge erfolgen.

Und der Preis? „Alles zwischen vier und 15 Euro pro Kilo“, so die Projektleiterin. Der Preis werde sich nach der abgenommenen Menge richten, aber auch nach weiteren Parametern, etwa dem Preis für Windstrom. Wo der Anfang 2027 liegt, sei noch nicht absehbar.

>>SO GEHT ES WEITER MIT DEM KRAFTWERK WALSUM

  • Der Block 10 des benachbarten Steag-Kraftwerks Walsum soll noch bis Ende des Jahrzehnts Kohlestrom produzieren, so Iquony-Sprecher Daniel Mühlenfeld. Für die Zeit danach prüfe die Steag einen „Fuel Switch“.
  • Beim Umstieg auf einen anderen Einsatzstoff gebe es „verschiedene Optionen für nicht fossile Energieträger“, so der Unternehmenssprecher. „Es könnte auch Biomasse sein.“ Zielrichtung sei aber nicht die Produktion von Grünstrom für die Elektrolyse. Es gebe „keinen sachlogischen Zusammenhang mit dem Wasserstoff-Projekt“.
  • Auch die bereits stillgelegten Kraftwerksblöcke bleiben vorerst stehen. Der Grund: Anlagenteile, die von allen Blöcken genutzt wurden, müssen für den Betrieb von Block 10 erhalten bleiben, ein Abriss der Altanlagen würde ihren Neubau erfordern.
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