Duisburg. Die Sperrungen der Karl-Lehr-Brücke und der Schwanentorbrücke haben massive Auswirkungen auf den ÖPNV in Duisburg. So viel Zeit kostet der Umweg.
Die Vollsperrung des Karl-Lehr-Brückenzugessorgt in Duisburg – immer wieder verbunden mit Autobahnsperrungen – stellenweise zum Verkehrskollaps. Die Auswirkungen sind auch auf den ÖPNV massiv. So ist die wichtige Straßenbahnlinie 901 durch diese und die weitere Vollsperrung der Schwanentorbücke in einem zentralen Bereich unterbrochen. Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) empfiehlt ihren Fahrgästen mit bereitgestellten Shuttlebussen unter anderem die Haltestelle Meiderich Bahnhof anzusteuern und dann die Bahnen der Linien 903 und U79 zu nutzen.
Wie gut klappt das? Ein Praxistest im morgendlichen Berufsverkehr in Richtung Zentrum:
Vollsperrung der Karl-Lehr-Brücke: Wie gut funktioniert der Umweg mit Bus und Bahn?
Ich muss in die Innenstadt. Eine Fahrt mit der 901 von Laar aus dauert normalerweise 20 Minuten. Wegen der Sperrungen beschließe ich, vorsichtshalber das Doppelte an Zeit einzuplanen. Um 9 Uhr habe ich einen Termin, um 8 Uhr finde ich mich an der Haltestelle Scholtenhofstraße ein. Und da steht auch schon der Bus mit dem Schild SEV 901 – der Schienenersatzverkehr.
Das klappt ja besser als gedacht, der Bus ist höchstens halbvoll und das im Berufsverkehr. Allerdings sind beide Stempelkästen im Bus entfernt. Ich frage den Fahrer, wo ich meine Fahrkarte entwerten soll. Der hebt abwehrend die Hände: „Kaputt“ sagt er und deutet auf die leere Platte, wo der Stempelautomat hingehört. Ich schaue auf den Monitor, der eigentlich die Fahrtstrecke anzeigen sollte. Vielleicht ist der auch kaputt. Dort läuft nur eine Nachricht der Verkehrsbetriebe, dass Busfahrer m/w/div dringend gesucht werden, mit und ohne Führerschein Klasse D.
Zweifel über die Fahrstrecke kommen mir und etlichen anderen Fahrgästen, als der Bus am Friedrichsplatz in Ruhrort nicht Richtung Meiderich abbiegt, sondern der Linienführung der 901 durch Ruhrort folgt. Die Zweifel sind berechtigt, am Tausendfensterhaus hält dieser Bus – allerdings nicht jeder – und der Fahrer sagt: „Nix weiter, finis.“
Dürftige DVG-Infos
Hier ist also Schluss. Beim Aussteigen müssen Fahrgäste einer Rollstuhlfahrerin aus dem Bus helfen, weil der Fahrer mit dem Wort „Rampe“ nichts anfangen kann. Draußen sehen wir, dass vorn in der Windschutzscheibe ein laminierter Zettel klebt, auf dem Tausendfensterhaus steht. Für Anschluss-Informationen reicht das Deutsch des Fahrers ebenfalls nicht und auch die DVG-Infos an den Haltestellen zur Frage, wann und wie Busse zum Tausendfensterhaus fahren, waren schon mehr als dürftig.
Wir sind jedenfalls jetzt erst mal gestrandet und beschließen also selber, bis zur Haltestelle Ruhrort Verteilerkreis zurück zu laufen und dort den richtigen Bus zu erreichen. Unterwegs überlegen wir, wie eine ältere oder gehbehinderte Person wohl mit dieser Lage zurechtgekommen wäre. Nach einem erfrischenden Fußmarsch durch Ruhrort, der für nicht Gehandicapte etwa fünf Minuten dauert, erreichen wir um 8.30 Uhr knapp den SEV-Bus an der Haltestelle Verteilerkreis.
Freundliche Fahrkarten-Kontrolleure
Der ist proppenvoll. Das ist blöd, weil wir hinten eingestiegen sind und direkt in eine Fahrkartenkontrolle geraten. Und bisher konnten wir ja nicht stempeln. Zum Glück glauben uns die Kontrolleure, weisen aber darauf hin, dass man ohne gültigen Fahrausweis immer vorn einsteigen muss. Wir quetschen uns brav an Kinderwagen, Einkaufstrolleys und Rollatoren vorbei und bilden eine funktionierende Stempelkette bis hinter die Schranke beim Busfahrer.
Neun Minuten später bin ich am gut ausgeschilderten Meidericher Bahnhof und erwische die U79 um 8.47 Uhr Richtung Düsseldorf über Duissern und die Innenstadt. Das wird knapp für meinen Termin um neun. Um 8.57 Uhr nehme ich den Aufzug am König-Heinrich-Platz, der tatsächlich funktioniert und schaffe es außer Puste aber pünktlich zum Termin.
Die Rückfahrt läuft nicht rund
Bei der Rückfahrt mit der 903 Richtung Meiderich mache ich leider den zweiten Fehler des Tages und steige schon „Auf dem Damm“ statt „Meiderich Bahnhof“ aus. Das rächt sich schnell. Hier hält zwar auch der SEV, aber nur alle halbe Stunde. Ich müsste jetzt fast 30 Minuten warten. Also nehme ich den Bus 917, auf den muss ich nur 20 Minuten warten.
Leider fährt der nicht direkt nach Laar, er gönnt mir nicht nur eine längere Rundfahrt durch Untermeiderich, sondern auch einen Schlenker über Beeck. Die Fahrt wird verkürzt von den vielen verwirrten Mitfahrern, die ihre Fragen nicht in der VRR-App oder beim Fahrer beantwortet kriegen.
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Auch mein Rückweg dauert über eine Stunde. Das macht zweimal 40 Minuten mehr Fahrzeit als im regulären Betrieb. Da kommt ganz schön viel Zeit zusammen, wenn man so jeden Tag den Weg zur Arbeit und wieder zurück absolvieren muss.
>> Diese Bus- und Bahnlinien sind noch bis Anfang November betroffen:
- Anfang November sollen voraussichtlich wieder Busse und Bahnen über den Karl-Lehr-Brückenzug und auch die Schwanentorbrücke fahren können.
- Bis dahin gilt: Wegen der Sperrungen muss die Linie 901 zwischen den Haltestellen „Tausendfensterhaus“ und „König-Heinrich-Platz“ getrennt werden und die ÖPNV-Verbindungen zwischen Beeck, Laar, Ruhrort und der Innenstadt ist nur über Meiderich und die Bahnlinien 903 und U79 möglich.
- Die Nachtexpresslinien NE1 und NE5 müssen eine große Umleitung über die Aakerfährbrücke fahren. Die Linie 933 muss außerdem über den Innenhafen umgeleitet werden.
- Auf ihrer Internetseite www.dvg-duisburg.de hat die DVG eine Sonderseite mit der aktuellen Linienführung und Fahrplänen eingerichtet.