Duisburg. Hersteller, Logistiker und der Duisburger Hafen rüsten sich für die Umstellung auf klimaneutralen Antrieb für Lkw. Wovon der Durchbruch abhängt.
Der Kongress „Duisburg Automotive Logistics“, organisiert von der Wirtschaftsförderung DBI und dem CAR-Institut von „Autopapst“ Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, hat eine erfolgreiche Premiere absolviert. Rund 200 Fachleute von Lkw-Herstellern, Energiekonzernen, Speditionen und Logistikern diskutieren am Montag und Dienstag im Lehmbruck Museum und in der Mercatorhalle über den Technologiewandel in der Transport-Logistik.
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Noch sind die Prognosen für die Transformation des Sektors verhalten optimistisch. „Bis 2035 könnte der Anteil der CO2-freien Lkw auf 50 Prozent steigen“, glauben Martin Daum, Vorstand der Daimler Truck AG und Friedrich-W. Baumann, Vorstand der MAN Truck & Bus SE.
Logistik-Drehscheibe Duisburg will „an der Spitze der Bewegung stehen“
Aktuell sind Brummis mit Batterie oder Brennstoffzelle Exoten auf den Straßen. „Ab 2026 geht die Kurve steil nach oben“, sagt Daum. Gesetzt sei das aber nicht, sondern abhängig von der Verfügbarkeit der Energieträger Strom und grüner Wasserstoff, vom Ausbau der Stromnetze und der Lade-Infrastruktur. Der Blick der Kunden richte sich auf die Gesamtkosten über die Lebensdauer der Fahrzeuge (TCO: Total Cost of ownership), so der Daimler-Vorstand: „Wenn es sich lohnt, machen es alle, wenn es sich nicht lohnt, macht es niemand.“
Die Logistik-Drehscheibe Duisburg wolle beim Technologiewandel „an der Spitze der Bewegung stehen“, betont Hafenchef Markus Bangen. „Ich sehe mich bestätigt“, sagt der Duisport-Vorstand am Dienstag. „Die Frage, wie wir unsere Infrastruktur ausbauen, beschäftigt auch uns intensiv.“
Nicht nur die Zugmaschinen, auch die Trailer werden elektrifiziert
Im Gegensatz zum Pkw-Sektor sind die Anforderungen an die Antriebe in der Logistik je nach Konzept und Distanz sehr unterschiedlich. Die Hersteller müssen deshalb parallel Fahrzeuge entwickeln, die batterieelektrisch oder mit Wasserstoff angetrieben werden, unterstützende elektrische Antriebe für die Trailer stehen vor der Serienreife. Hier macht etwa Spediteur Krone gemeinsame Sache mit dem Entwickler Trailer Dynamics.
Schmitz Cargobull will ebenfalls Generatoren in die Auflieger-Achsen integrieren. Der erzeugte Strom kann Kühlungen antreiben, den Antrieb unterstützen und verheißt erhebliche Treibstoff-Einsparungen. „Die Tests sind beendet, der Rollout läuft“, kündigt Marnix Lannojie, Technik-Vorstand des Münsterländer Trailer-Spezialisten an. Auch Trucks, die mit Verbrennern betrieben werden, sparen damit Sprit. „Wir sollten in Technologien, nicht in Ideologien denken“, sagt Mario Männlein, Chef für alternative Antriebe der Iveco Magirus AG, die auch Antriebe für Bio-LNG anbietet.
Amazon plant Umstellung seiner Flotte auf E-Cargobikes und E-Transporter
Auch die Logistiker der „letzten Meile“ stehen in den Startlöchern. „Wir investieren in den nächsten Jahren 400 Millionen Euro in die Elektrifizierung unserer Flotte“, kündigt Andreas Marschner, bei Amazon Vizepräsident Transportation Services, in Duisburg an. E-Cargo-Lastenräder schafft der Logistik-Riese für die Kurzstrecke an. Vor allem in deutschen Großstädten sollen bald die E-Transporter von Rivian rollen. Der US-Hersteller produziert seit 2021 exklusiv für Amazon.
Gut möglich, dass die Rivians bald auch an den Säulen des neuen Parkhauses stehen, das gerade „Am Unkelstein“ in Kaßlerfeld entsteht. Bauherr ist die Goodman Germany GmbH, die laut Geschäftsführer Christof Prange für Amazon „nachhaltige Parklösungen“ entwickelt, „die unserem Kunden dabei helfen, seinen aktuellen und künftigen Bedarf zu decken“. Die Energiefrage treibt aber auch Amazon-Mann Marschner um: „Die Frage ist, ob wir die Infrastruktur, in die wir investieren, tatsächlich auch nutzen können.“
Ladeinfrastruktur: Aral klagt über jahrelange Genehmigungsverfahren
Den Ausbau der Ladeinfrastruktur hat sich Aral auf die Fahnen geschrieben. „Bis 2030 wollen wir ein europäisches Netzwerk aufbauen“, erklärt Alexander Junge, Mitglied der Geschäftsführung der Konzerntochter Aral Pulse. Der Ausbau eines „Rhein-Alpen-Korridors“ sei seit 2022 im Gange, in Planung sind Stationen zwischen dem Ruhrgebiet und den Seehäfen Rotterdam und Antwerpen. Neben Strom und Wasserstoff will Aral auch E-Fuels und Bio-LNG anbieten. Lange Genehmigungsverfahren bremsten die Expansion, berichtet Lange. „Drei Jahre hat’s für eine Station nahe der niederländischen Grenze gedauert.“
Vor dem Technologiewechsel steht auch der ÖPNV. In Duisburg testet die DVG seit dem vergangenen Jahr E-Busse auf der Linie 934, die ersten zehn Wasserstoff-Fahrzeuge sind bestellt (Investition: 20,5 Millionen Euro/6,8 Millionen Euro Förderung). Welcher Antrieb wird sich durchsetzen? „Im Stadtverkehr eher die E-Busse, auf der Langstrecke der Brennstoffzellen-Antrieb“, prophezeit MAN Truck&Bus-Vorstand Friedrich-W. Baumann.
KONGRESS-TERMIN FÜR 2024 STEHT SCHON
- „Ein gelungenes Familientreffen“, sagt DBI-Chef Rasmus C. Beck zur Kongress-Premiere. Ziel sei es, die Veranstaltung „in Duisburg fest zu verankern“, so Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer.
- Wachsen soll die Tagung im nächsten Jahr im Landschaftspark Nord. Am 29. und 30. Oktober 2024 soll es auch eine Fahrzeug-Ausstellung geben, Raum dafür könnte die Kraftzentrale bieten.