Duisburg-Neudorf. Ins „Olivyo“ in Duisburg-Neudorf sollen Senioren einziehen. Die barrierefreien Wohnungen bieten viel Komfort. Aber das hat seinen Preis.
Große Fenster, weiße Fassade, Balkone mit Stahlgitter: Der große, imposante Neubau an der Koloniestraße 97 bis 101 in Duisburg-Neudorf erinnert an ein schickes Hotel. Doch auf dem Areal, auf dem früher die Diskothek „Oberbayern“ stand, sollen keine Touristen einziehen. Sondern rüstige Senioren, die stadtnah, barrierefrei und nicht (mehr) alleine wohnen möchten.
Das Gebäude mit den hellbraunen Fensterrahmen hat die in Bad Honnef sitzende Procuritas GmbH hochgezogen. Über die Investitionssumme gibt das Unternehmen, das in Duisburg auch Seniorenwohnungen am Sittardsberg in Buchholz und zwei Pflegeheime betreibt, auf Nachfrage keine Auskunft. Fest steht aber: Schon bald sollen an der Koloniestraße die ersten Mieteinheiten bezugsfertig sein, insgesamt gibt es 109 seniorengerechte und barrierefreie Wohnungen.
„Das Haus ist grundsätzlich für alle Altersgruppen offen, aber das Konzept richtet sich in erster Linie an Senioren“, erklärt Claudia Löwenthal. In dem Neubau mit dem malerisch klingenden Namen „Olivyo“ wird sie als Verwalterin arbeiten und ein Büro im Erdgeschoss beziehen. „Dort stehe ich als Ansprechpartnerin zur Verfügung, zum Beispiel wenn mal etwas im Haus zu organisieren ist.“
Alle Wohnungen, die zwischen 47 und 84 Quadratmeter groß sind und von Singles oder (teilweise) auch von Paaren bezogen werden können, seien eigenständige Einheiten. „Wir gehen da nicht rein oder klopfen, um nach dem Rechten zu schauen.“ Aber wenn mal ein Überweisungsschein oder ein Formular ausgefüllt werden müsste, helfe sie gern. Das sei einer der Vorteile des Seniorenwohnzentrums, meint Löwenthal: „In welchem normalen Mietshaus gibt es das?“
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Zudem würden die Mieter auch von anderen Service-Dienstleistungen profitieren. Dazu muss neben dem Miet- auch ein Servicevertrag abgeschlossen werden. So können die Bewohner zwar selbstständig leben, kommen aber in den Genuss von „Essen auf Rädern“ und einen Hausnotruf. Zubuchbar sind unter anderem die Tagespflege, die sich vor Ort befindet, die Reinigung der Wohnung und ein Wäscheservice.
Öffentliches Bistro öffnet im Erdgeschoss
Außerdem wird im Haus ein öffentlich zugängliches Bistro eröffnen, welches nicht nur Frühstück und einen wechselnden Mittagstisch anbietet, sondern vor allem auch Gesellschaft. „Es gibt viele ältere Menschen, die allein sind. Der Ehepartner ist vielleicht verstorben, und die Leute fühlen sich einsam. Aber das muss nicht sein“, findet Löwenthal. Im „Olivyo“ werden deswegen auch „Begegnungsorte“ auf den einzelnen Etagen entstehen.
Auch Franz Montag, der als Geschäftsführer der Prosecuritas-Pflegebetriebe unter anderem für das Wohnzentrum in Neudorf zuständig ist, ist vollauf vom Konzept überzeugt: „Wir sehen auch in unseren Seniorenwohnungen am Sittardsberg, dass die Leute wieder aufblühen und neue Kontakte schließen.“
Aktuell sind zehn Prozent der Wohnungen vermietet. Im gesamten Gebäude herrschen klare Linien und helle Farben. Zu jeder der mit Vinylboden ausgestatteten Wohnungen gehören ein großes, barrierefreies Badezimmer und eine Einbauküche. Zum Teil gibt es auch einen Balkon oder sogar eine Terrasse. Vor dem Lärm auf der Hauptstraße direkt vor dem Haus schützen mehrfach verglaste Fenster.
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Solch ein Komfort schlägt sich auch beim Preis nieder: 17 bis 18,50 Euro Miete bezahlen die künftigen Bewohner an der Koloniestraße. Eine der kleinen Wohnungen (48,88 Quadratmeter) kostet damit 846,99 Euro (kalt).
Hinzu kommen Nebenkosten in Höhe von 164,69 Euro und die obligatorische Betreuung für 150 Euro. Macht insgesamt stolze 1161,68 Euro. Als Referenz: Auf der Grabenstraße, wo die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Gebag in einem Neubau ebenfalls barrierefreies Wohnen anbietet, müssten Mieter für eine Wohnung in dieser Größe gerade mal die Hälfte zahlen – ohne Betreuungskosten, aber auch ohne Concierge und Service-Dienstleistungen.
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Für Franz Montag hinkt der Vergleich deswegen. „Man müsste das mit den Kosten für ein Pflegeheim vergleichen.“ Denn das Konzept in Neudorf sei eine „adäquate Alternative“ für alle leicht pflegebedürftigen Menschen, die noch nicht bereit für den Schritt ins Pflegeheim seien, sondern so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden leben wollten.
>> Immobilienmakler: Hohe Baukosten erhöhen Mietpreise
- „Mehr 16 Euro pro Quadratmeter scheinen auf den ersten Blick sehr teuer“, erklärt Immobilienmakler Axel Quester auf Nachfrage der Redaktion. Vor fünf Jahren sei ein Neubau noch für rund 12 Euro vermietet worden.
- Allerdings sei – bedingt durch die hohen Baukosten, die aktuell zu Buche schlagen – eine Vermietung unter 15 Euro für viele Investoren unwirtschaftlich.
- Zudem sei der Bau seniorengerechter Wohnungen nochmals kostspieliger – wegen der im Verhältnis kleineren Wohnungen, der Barrierefreiheit und des zusätzlichen technischen Aufwandes. 16 Euro Grundmiete halte er deswegen für „nicht unangemessen“, so Quester weiter.
>> Tag der offenen Türe im Seniorenwohnzentrum an der Koloniestraße
- An der Koloniestraße 97 bis 101 stehen am Sonntag, 10. September, die Türen offen für alle, die sich in dem Wohnzentrum umschauen möchte.
- Zwischen 11 bis 16 Uhr gibt es Infostände, außerdem können ausgewählte Wohnungen sowie die neue Tagespflege „Neudorf“ besichtigt werden.
- Infos zu dem Seniorenwohnzentrum in Stadtnähe gibt es unter www.seniorenwohnen-neudorf.de