Duisburg. Das „Platzhirsch“-Festival lockt am kommenden Wochenende an den Dellplatz. Zum letzten Mal vor einer Pause. Was die Besucher erwartet.

Das Team vom „Platzhirsch“-Festival legt eine Pause ein. Doch vorher wollen die Macherinnen und Macher es noch einmal richtig krachen lassen. „Wir haben Bock“, kündigen René Schwenk und Stephanie Spanu an.

Vor zehn Jahren gegründet als Alternativ-Angebot zum neu ausgerichteten Traumzeit-Festival, wird vom 25. bis zum 27. August Geburtstag gefeiert. Zahlreiche engagierte Ehrenamtler stemmen an drei Tagen ein umfangreiches Programm mit Konzerten, Ausstellungen, Angeboten für Kinder und einer Party-Nacht für Erwachsene. Das komplette Wochenende im Überblick.

„Platzhirsch“-Festival: Konzerte rund um den Duisburger Dellplatz am Freitag, 25. August

Die Musikgruppe „Recursion“ sind die neuen „Improviser in Residence“ in Moers.
Die Musikgruppe „Recursion“ sind die neuen „Improviser in Residence“ in Moers. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Lila Sovia & DJ Nutz an den Cutz sind am Freitagabend, 18.15 Uhr, die Ersten, die auf dem Dellplatz auf der Bühne stehen. Lila Sovia aus Hamburg steht für facettenreichen Rap und Hip-Hop. Geschliffene Beats werden mit politischen Ansagen kombiniert gegen Transfeindlichkeit und patriarchale Gewalt.

Um 19.15 Uhr ist das Duo „Nadja“ in der Kirche St. Joseph zu Gast. Dahinter stecken die Musiker Aidan Baker und Leah Bukareff. Mit drückendem Bass, schweren Gitarren und treibendem Takt schaffen sie Klänge in langsamem Tempo. Parallel spielen um 19.15 Uhr auf dem Dellplatz „Recursion feat. Jenny M.“ Das Trio „Recursion“ wird als „letzte Boygroup des linken Niederrheins”angekündigt und ist momentan „Improviser in Residence“ beim Moers Festival. In Duisburg stehen sie das erste Mal mit der Singer-Songwriterin Jenny M auf der Bühne.

Torn Palk“ übernehmen um 20.15 Uhr die Zeltbühne auf dem Dellplatz. Ganz im Sinne des Krautrock vereinen die Musiker das Unvereinbare – Post Punk mit Ambient, Noise mit Stille. Ab 21.15 Uhr geht es in der Kirche am Dellplatz weiter. Hinter „Jungstötter“ steckt der Duisburger Fabian Altstötter. Er steht für reduzierten, jazzigen Sound, der viel Raum für Melancholie lässt. „Asbest“ heißt das Trio um Frontfrau Robyn Trachsel, das um 21.15 Uhr auf der Bühne steht. Der Sound der Schweizer speist sich aus aggressiven, gitarrenlastigen Genres.

Eine Stunde später, 22.15 Uhr, ist mit „Use Knife“ ein neues musikalisches Projekt aus Belgien am Start. Stef Heeren und Kwinten Mordijck lassen die Zuschauer an ihrer Liebe für analoge, modulare elektronische Maschinen teilhaben. Treibende elektronische Rhythmen sind ihr Markenzeichen. Um 23.15 Uhr beschließt das „Kammerflimmer Kollektief“ den Abend. Das Musikprojekt hat sich Klangexperimenten zwischen Jazz, Elektronik und moderner Klassik verschrieben.

Hier spielt die Musik am Samstag, 26. August

Einmal im Jahr ist auf dem Duisburger Dellplatz richtig was los.
Einmal im Jahr ist auf dem Duisburger Dellplatz richtig was los. © FUNKE Foto Services | Archiv-Bild: Tanja Pickartz

Am Samstag beginnt das Konzertprogramm bereits um 15.30 Uhr. „Rio70“ heißt das Projekt: „Wohin du auch reist, Rio ist schon vor dir da.“ Längst ist nicht mehr die Frage, wie viele Bands und Musiker Rio-Reiser-Lieder inzwischen gecovert haben, sondern eher: Wer eigentlich nicht? Ein Konzert, Theater, Stück auf der Zeltbühne – für Fans und für solche, die es noch werden wollen.

Nein Danke“ nennt sich das Duo, das ab 16.45 Uhr auf die Bühne am Dellplatz kommt. Gespielt wird eine Mischung aus NDW und Garage Lofi Punk. Der Name „Smile“, Konzertstart um 17.45 Uhr auf der Zeltbühne klingt zwar positiver, hat aber einen ernsten Hintergrund. Es geht darum, den den Schein zu bewahren, auch wenn es einem schlecht geht. Die Band „Camera Obscura“ ist Teil eines inklusiven Netzwerks professioneller Kunst- und Kulturproduktionen von Künstlern mit und ohne, sogenannter Behinderung.

Die „Camera Obscura“ vereint ihre Liebe zur Musik mit der Faszination des bewegten Bilds und entwickeln eigene Soundtracks zu ausgewählten Stummfilmklassikern. Zu erleben ist das Ergebnis um 18 Uhr in der „Säule“. Um 18.45 Uhr sind „Kara Delik“ zu Gast auf dem Dellplatz, drei Freunde, die ihre Liebe für seltsame Takte und Krautrock zusammenschweißt.

Um 18.45 Uhr geht es in der Kirche St. Joseph mit Annie Bloch und großer orchestraler Besetzung weiter. „Neptunian Maximalism“ aus Belgien ist ein belgisches Kollektiv, das sich zwischen Drone, Metal, Free Jazz und psychedelischer Musik bewegt. Konzertbeginn: 19.45 Uhr auf dem Platz. Um 20 Uhr stellt Hendrik Otremba, Sänger der Gruppe Messer, sein Soloalbum in der „Säule“ vor.

Spiralis Aurea“ ist eine Reihe von Klangmeditationen, die in ihren Formen Raum für Entspannung lassen und zugleich aktives Zuhören fördern. Zu erleben ab 21 Uhr in der Kirche. Zur gleichen Zeit spielt auf dem Platz „Donkey Kid’“, ein aufstrebender Indie-Künstler und Produzent aus Berlin. „Chicks on Speed“ vereinen ab 22 Uhr Popmusik, Performance-Kunst, Mode und neuen Medien.

Ab 22.15 Uhr loten der experimentelle Saxophonist Florian Walter mit der Pianistin Rieko Okuda klangliche und strukturelle Grenzbereiche in der Säule aus. Garantiert keine Kammermusik. „Plastiq“ gestalten ab 23.15 Uhr das letzte Konzert des Abends in der Kirche St. Joseph.

Noch wenige Karten für die „Platzhirsch“-Clubnacht

Wer danach noch weiter feiern möchte, sollte sich ein Ticket sichern für die Clubnacht zum „Platzhirsch“-Festival. Mit einem Ticket kommt man in fünf Locations rein. Mit dabei sind das Indies, Pollok, Mimi e rosa, das soziokulturelle Zentrum Stapeltor und das Café Movies. Die Eintrittskarten kosten ab zehn Euro. Wer 15 oder 20 Euro zahlt, unterstützt das „Platzhirsch“-Festival, das ansonsten kostenlos ist. Tickets gibt’s online im Vorverkauf auf der Seite www.platzhirsch-duisburg.org

Konzerte am Sonntag, 27. August

Das Allerwelt-Ensemble Duisburg hat sich 2016 gegründet und besteht aus 25 Musikern aus vier Kontinenten.
Das Allerwelt-Ensemble Duisburg hat sich 2016 gegründet und besteht aus 25 Musikern aus vier Kontinenten. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Das Allerwelt-Ensemble Duisburg hat sich 2016 auf Initiative des Jungen Ensemble Ruhr in den Flüchtlingsunterkünften gegründet und besteht derzeit aus etwa 25 meist jungen Akteuren aus vier Kontinenten. Am Sonntag steht sie um 14 Uhr auf der Bühne und eröffnen den letzten Festivaltag.

In der Band „Heatwaves“ machen viele junge Künstler mit, die frischen Wind in die Szene bringen wollen. Kennengelernt haben die Jungs und Mädels sich in der Schule und von dort aus eine Gruppe von Musiker und Musikerinnen um sich geschart, deren musikalische Spektren von RnB, Jazz & Soul bis hin zu Rock und Hip-Hop reichen. Wie das live klingt? Die Antwort gibt’s ab 15 Uhr. „Colonel Petrv’s Good Judgement feat. Philip Zoubek“ lautet der Name des Programmpunkts um 16 Uhr auf dem Dellplatz.

„Nach ihrem fulminanten Auftritt beim „Platzhirsch“ 2017 kommt die Art Rock Formation aus dem wilden Amsterdam zurück“, freuen sich die Macher auf die Gruppe „Jerboah“. Musikalisch werden Klänge aus der Welt der zeitgenössischen, klassischen, nicht-westlichen, Renaissance-, Jazz-, Improvisations- und Popmusik zusammengeführt, Renaissance, Jazz, Improvisation, Theater- und Popmusik zusammen geführt. Beginn ist um 17 Uhr in der Säule. Parallel spielen „Omni Selassi“ auf dem Platz. Ab 18 Uhr übernimmt „Un.Procedure“, ein experimentelles Electronic-Jazz Ensemble.

Drei internationale Impro-Künstler gehören zum „Trio Léon“. Um 18.45 Uhr sind sie zu Gast in der Säule. Um 19 Uhr geht’s auf dem Platz progressiv weiter: Green Milk From the Planet Orange (GMFTPO) wurde 2001 in Japan gegründet. Die Band kombiniert Prog-Rock, Psychedelia, Jazz und Indie-Rock. „Perfektomat und der Retrogott“ übernehmen ab 20 Uhr.

Ab 20.15 Uhr schließt sich in der Säule noch einmal ein Kreis: Der Münchner Posaunen-Virtuose Varner und der Duisburger Multistilist Töpp feiern ihre neue CD gemeinsam mit „Platzhirsch“-Mitbegründer Tim Isfort am Bass und Patrick Hengst am Schlagzeug.

Kunst gucken

Gianna Reich zeigt, wie sie das „echte“ Duisburg sieht.
Gianna Reich zeigt, wie sie das „echte“ Duisburg sieht. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ausstellungen gehören seit jeher zum Festival dazu. Marvin Böhm, Fotograf aus Duisburg, zeigt Schwarz-Weiß-Bilder auf dem Platz. Katharina Tersteegen einen (Re)Mix ihrer Design-Arbeiten zum Thema Lieblingsstadt Duisburg. Luise Hoyer hat einen „Vorantreiber“ entwickelt. Dahinter verbirgt sich der Versuch, „einen künstlerischen Anstoß zur Selbstbeteiligung an der Weltgestaltung zu übernehmen.“ Susan Feind vom Atelierhaus an der Goldstraße eröffnet am Freitagabend, 19.30 Uhr ihre Ausstellung „Tür zu“. Die Schau findet im Innenhof und im Ausstellungsraum der Goldstraße statt.

Gianna Reich kommt gebürtig aus Mülheim an der Ruhr und lebt seit 2016 im Dellviertel. Manche kennen sie vielleicht auch unter dem Namen Dellephant oder Moinbummschack. In Form von Stickern ist ihr Dellephant nicht nur in Duisburg zu finden, sondern auch über die Grenzen der Stadt hinaus. Passend zum Slogan „Duisburg ist echt” versucht sie, das für sie „echte“ Duisburg abzubilden, fernab der Hochglanzfotografie.

Duisburger Schülerinnen und Schüler kreieren zudem neue Helden. Die inklusive Ausstellung wird Freitag eröffnet und lädt am Samstag und Sonntag zum Mitmachen ein. Im Atelier „SG 13“ (Schmale Gasse 13) präsentieren Jugendliche der Gesamtschule Mitte ihre Sehnsuchtsorte.

Monika Heimann und Michael Schütz sind mit einem Special vor Ort. Ihre Performance „Flanieren mit Kunst“ lernen alle ab 15 Uhr, richtig mit Kunst (her)umzugehen. Die Galerie „DU Art“ zeigt Werke aus „100 Jahre Duisburger Künstlerbund“.

Programm für Kinder

Beim „Platzhirsch“ sollen nicht nur Erwachsene Spaß haben, sondern auch Kinder. „Kitz“ heißt das Programm für die kleinen Besucher. Am Freitag, 17.15 Uhr, lädt das Theater Toboso die Jungen und Mädchen ab zehn Jahren zu einer „Konferenz der kommenden Entscheidungen“ ein. Am Samstag zeigt das Figurentheater Mario ab 16.30 Uhr „die diebische Elster“ in der Kirche St. Joseph. Am Sonntag steht ab 11 Uhr die Schauspielerin Stephanie Lehmann vom Komma-Theater auf der Bühne. Das Motto lautet „Na hör mal“. Die Songs, nicht nur für Kinder, handeln vom Großwerden, Abenteuern und Geheimnissen. Um 12.15 Uhr bietet Sarah Wissner in der Säule ein fast sprachfreies Theater für Kinder ab drei Jahren. Materialien, die rascheln können, stehen im Mittelpunkt. Um 13.30 Uhr gibt’s an gleicher Stelle ein Bilderbuchkino.

Markt auf dem Dellplatz

Auch die Schraubbar wird wieder auf dem Dellplatz vertreten sein.
Auch die Schraubbar wird wieder auf dem Dellplatz vertreten sein. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Das „Platzhirsch“-Team bringt nicht nur Musiker, Künstler und Publikum zusammen, sondern verwandelt den Dellplatz in einen Markt. An zahlreichen Ständen können sich Designer, Geschäfte und Initiativen aus Duisburg präsentieren. Mit dabei ist etwa Anna Termöhlen vom AT-elier, die Fotowerkerin, das Druck-Studio „Yvi, Schoko & Flo“, die Schraubbar, Roskothen bringt Spielzeug mit, Amnesty International, Rheinwein, der Weltladen und das Upcycling-Team der Diakonie.

Übrigens: Wer vor Ort ein Bierchen trinkt oder eine Bratwurst isst, unterstützt das Festival, das ansonsten umsonst und draußen stattfindet. Spenden sind aber gerne gesehen.