Duisburg. Seit Jahren stemmen Ehrenamtler das „Platzhirsch“ in Duisburg. Nun klagen sie über mangelnde Unterstützung der Stadt – die Reaktion.

In der kommenden Woche, vom 25. bis zum 27. August, findet auf dem Duisburger Dellplatz das zehnte Platzhirsch-Festival statt. Konzerte, Ausstellungen, ein kreativer Markt und Kinderprogramm locken an den drei Tagen traditionell hunderte Besucher an. Das Festival, das komplett von Ehrenamtlichen und ohne große finanzielle Unterstützung gestemmt wird, hat sich zu einem festen Termin im Duisburger Veranstaltungskalender entwickelt. Doch nun schlagen die Macher Alarm: Sie wollen eine Pause einlegen. Das zehnte Festival soll vorerst das letzte sein, teilen sie nun in einer Stellungnahme mit.

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„Die Stimmung ist schon traurig. Aber wir können einfach nicht mehr, wir sind müde“, erklärt Stephanie Spanu stellvertretend für das Team. „Wir sind müde, ob der immer wiederkehrenden Sorgen. Das Festival steht und fällt mit dem Wetter, den Gästen und den Fördermöglichkeiten, die wir sehr aufwendig aus städtischen, Landes- und Bundesmitteln zu generieren versuchen. Im Voraus nicht zu wissen, wie sich das Festival finanzieren lässt, zehrt mehr an unseren Kräften als wir gedacht haben, so dass eine Pause unerlässlich ist.“

Duisburger Macher: „Wir sind müde, ob der immer wiederkehrenden Sorgen“

Melli Jaeger und René Schwenk gehören zum Organisatoren-Team, die den offenen Brief unterzeichnet haben.
Melli Jaeger und René Schwenk gehören zum Organisatoren-Team, die den offenen Brief unterzeichnet haben. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Stephanie Spanu nennt ein Beispiel: Im vergangenen Jahr habe es noch Fördermittel aus dem Programm „Neustart Kultur“ gegeben. Das Festival war sonntags gerade vorbei, die Bühnen wurden bis zwei Uhr nachts abgebaut. „Und am nächsten Morgen saß ich schon wieder in einer Runde, wo es darum ging, Fördermittel für dieses Jahr klar zu machen.“

Der Etat belaufe sich auf 10.000 Euro – seit Jahren. Dabei werde seit Jahren alles teurer. Zudem habe man sich entschieden, dass der Eintritt kostenfrei sein soll, damit alle, die möchten, hinkommen können. Die Organisatoren beschreiben die Lage: „Als gemeinnütziger Verein sind wir nicht gewinnorientiert und leben von Spenden, erfolgreichen Förderanträgen und auch kommunaler Unterstützung. Wir tragen aber alle finanziellen Risiken mit Eigenmitteln. Gerade die geringe regelmäßige kommunale Förderung birgt immense Gefahren zur Durchführung eines Festivals in der Größenordnung – bei stetiger Weiterentwicklung der über die Jahre entstandenen Qualität. Wir möchten weiterhin unserem Anspruch gerecht werden, können und wollen jedoch die vielen Risiken nicht komplett alleine verantworten.“

Reaktion der Stadt Duisburg: „Die Stadt hat das Festival im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt“

Zwar habe es in den vergangenen Jahren durchaus Gespräche mit Kulturpolitikern der Stadt und auch dem zuständigen Dezernenten gegeben. Doch außer guten Worten habe es keine Unterstützung gegeben. Das sei in anderen Städten anders. Mehrheiten für eine höhere Förderung fanden sich nicht. „Wir müssen einfach darüber nachdenken, wie es weitergehen soll“, sagt Stephanie Spanu.

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt ein Stadtsprecher: „Das Kulturdezernat der Stadt Duisburg hat das Platzhirsch-Festival aufgrund seiner kulturpolitischen Bedeutung stets im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt. Auch in diesem Jahr wurde eine finanzielle Förderung in Höhe von 10.000 Euro zugesagt. Darüber hinaus wurde dem Organisationsteam avisiert, bei begründbaren Sonderbelastungen, die sich beispielsweise aufgrund der diesjährigen Jubiläumsausgabe des Festivals ergeben, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen.“ Die nichtmusikalischen Projekte des Festivals, etwa im künstlerischen Bereich, würden aus Mitteln des Kulturbeirats eine weitere Förderung bekommen, in diesem Jahr: 4000 Euro.

„Platzhirsch“-Festival ist vor zehn Jahren als Alternative zum „Traumzeit“ gestartet

Zahlreiche Ehrenamtliche, so genannte „Voluntiere“, stemmen Jahr für Jahr das Festival.
Zahlreiche Ehrenamtliche, so genannte „Voluntiere“, stemmen Jahr für Jahr das Festival. © FUNKE Foto Services | Archiv.-Bild: Frank Oppitz

Ursprünglich war das „Platzhirsch“-Festivals als Alternative zum neuen „Traumzeit“-Festival entstanden. Zum Orga-Team gehörte damals auch Tim Isfort, der zuvor das „Traumzeit“-Festival kuratiert hatte und inzwischen das Moers-Festival verantwortet. So gründeten sich um Isfort die „Traumzeitretter“, die weiterhin ein Angebot mit Jazz, Weltmusik und experimenteller Musik machen wollten. Später stieg René Schwenk ins Booking-Team mit ein und unterstützte etwa seinen Bruder Sebastian. Mittlerweile tritt der Verein „Kultursprung e.V.“ als Veranstalter auf.

Am Freitag, 18. August, beginnt im Rheinpark in Hochfeld das „Fest der Vielen“. Um 15 Uhr startet deshalb zum Abschluss von „Transurban“ eine „Tanzdemo für mehr Soziokultur.“ Anschließend geht’s Richtung Rheinpark. Initiativen und freie Kulturschaffende aus Duisburg wollen eine Liste an Maßnahmen und Wünschen zur kulturellen Belebung der Stadt präsentieren. „Klar beteiligen wir uns an der Demo und werden uns dort erklären“, sagt Stephanie Spanu.

Der offene Brief ist auch an die Stadtverwaltung adressiert. Die will entsprechende Antworten liefern. „Wir waren zehn Jahre laut, jetzt sind wir erst einmal leise und haben Zeit, zuzuhören und zu beobachten. Wir sind nicht weg“, versprechen die Macherinnen und Macher etwas geknickt.

>> Platzhirsch: Noch Helfer gesucht

  • Bei der zehnten Auflage soll es trotzdem fröhlich zugehen. Die Organisatoren suchen aber noch dringend Unterstützer, die zum Beispiel ehrenamtlich eine Schicht übernehmen.
  • 50 Freiwillige sind bereits eingeplant, doch das deckt nicht alle Bereiche ab. Anmeldungen sind per Mail an voluntier@platzhirsch-duisburg.org möglich.
  • Wer mitfeiern möchte: Für die erste Platzhirsch-Partynacht gibt es noch einige Karten im Vorverkauf.