Duisburg. In Duisburg installiert die Bahn eine Lärmschutzwand. Eine Straße ist gesperrt. Das Problem: Ein Bauzaun versperrt auch eine Garagen-Ausfahrt.

Was für eine Posse: Der Duisburg-Duisserner Ralf Gilles kann nur mit dem Kopf schütteln. Die Deutsche Bahn baut vor seiner Haustür an der Blumenthalstraße eine Lärmschutzwand. Vor einiger Zeit wurden bereits 29 Bäume gefällt. Nun ist die Straße entlang der Bahnstrecke ab Hausnummer 56 bis zur Moltkestraße komplett gesperrt. Das Problem: Der Bauzaun steht auch vor einer Garageneinfahrt – und 30 Anwohner kommen mit ihren Autos nicht mehr vom Hof.

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„Meine Frau hat Multiple Sklerose, ich bin auch nicht so gut zu Fuß und hier wohnen viele ältere Leute. Wie soll das denn gehen?“, sagt Gilles und zeigt ein Flugblatt, das die Bahn den Anwohnern vor ein paar Tagen in den Briefkasten geschmissen hat. „In Mikroschrift steht darauf, dass der Bereich gesperrt wird. Das hat doch keiner gesehen oder verstanden.“

Deutsche Bahn baut: Wirtschaftsbetriebe Duisburg können den Müll nicht abholen

Hinzu kommt: Auch die Müllabfuhr der Wirtschaftsbetriebe kann die Häuser nicht mehr erreichen. Papier- und Restmüll sind einfach stehen geblieben in dieser Woche. Als sie das Problem an der Hotline der Wirtschaftsbetriebe meldeten, seien sie abgewimmelt worden.

„Normalerweise werden wir informiert, wenn Baustellen eingerichtet werden. Wir finden in jedem Fall eine Lösung“, verspricht Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe auf Nachfrage unserer Redaktion.

„Die Kommunikation ist in diesem Fall unglücklich gelaufen. Es ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, dass auch der Hof von der Sperrung betroffen ist“, gibt ein Sprecher der Bahn zu. Das Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement habe die Arbeiten allerdings genehmigt und sei informiert gewesen.

Um die Lärmschutzwände anzubringen, ist schweres Gerät notwendig.
Um die Lärmschutzwände anzubringen, ist schweres Gerät notwendig. © FFS | Stefan Arend

Stadtsprecher Malte Werning ordnet ein: „Leider sind die Bauarbeiten mit der Anlieferung großer Bauteile verbunden. Diese können nur mit Hilfe großer Autokräne abgeladen werden, sodass eine Vollsperrung der Blumenthalsperre notwendig ist. Die Verkehrssicherung der Straße wurde von einer Firma im Auftrag des Bauträgers bei uns beantragt und genehmigt. Die Anwohner sollten über diese Sperrungen durch die Deutsche Bahn beziehungsweise das beauftragte Sicherungsunternehmen rechtzeitig informiert werden.“

Die Baufirma habe leider die aufgestellten Bauzäune eigenmächtig versetzt. „Wir haben das umgehend angemerkt, die Bauzäune werden deshalb zurückgesetzt. Zwischenzeitlich hatten die Anwohner bereits die Möglichkeit, ihre Fahrzeuge zu bewegen, da die Baufirma die Zäune geöffnet hat“, so Werning.

Nachbar parkt an der Moltkestraße – Knöllchen kassiert

Ralf Gilles und seine Frau haben ihr Auto nun auf der Moltkestraße geparkt – und prompt ein Knöllchen kassiert. Ohne Anwohnerparkausweis darf man nämlich nur maximal 90 Minuten dort stehen. „Wir haben das Knöllchen bezahlt, aber ich werde es der Bahn einreichen. Mal sehen, was sie dazu sagen.“

In Absprache mit Mitarbeitern der Baufirma dürfen sie nun den Bauzaun und eine der Absperrungen öffnen, um den Bereich zu passieren. Voraussichtlich bis Ende Oktober wird der Bereich der Blumenthalstraße laut Bahnsprecher gesperrt bleiben.

>> Bahn investiert 6,3 Millionen Euro in Lärmschutz

  • Insgesamt fließen rund 6,3 Millionen Euro in den Schallschutz in Duisburg. Der Lärmschutz war von Anwohnern lange erwartet worden, schließlich sollen in ein paar Jahren wesentlich mehr Züge zwischen Köln und dem Ruhrgebiet fahren – und somit auch durch Duisburg pendeln. Dass nun Bewegung in die Sache kommt, hat etwas mit Fördermitteln zu tun, die der Bund zur Verfügung stellt.
  • „Wer hier wohnt, kennt die Situation und weiß, dass Züge fahren. Die unteren Etagen werden künftig immer Schatten haben“, vermutet indes Gilles und zeigt auf die mächtigen Stahlträger, an denen die Lärmschutzwände befestigt werden.