Duisburg. Mario Chindemi hat den Zoo Duisburg verlassen. Zum leisen Abschied hat sich nur der Tierpark geäußert – jetzt spricht auch der Koala-Pfleger.

Der Zoo Duisburg hat einen seiner bekanntesten Tierpfleger verloren: Mario Chindemi hat den Kaiserberg verlassen (wie berichtet). Wie die Verantwortlichen des Tierparks mitteilen, sei dieser Schritt auf Wunsch des Koala-Spezialisten erfolgt. Seit 1994 und mit dem Einzug der Beuteltiere hatte sich Mario Chindemi um die Publikumslieblinge gekümmert. Seine Zukunft liegt nun aber in Stuttgart.

In der Wilhelma wird der gebürtige Ruhrorter die Koalas betreuen. Der zoologisch-botanische Garten beginnt mit der Koala-Haltung. Dieser Zeitung hat der Tierpfleger einige Fragen zu seiner Zukunft und der Vergangenheit am Kaiserberg schriftlich beantwortet.

Stuttgart statt Duisburg: In der Wilhelma steht nun der Aufbau und die Betreuung der neuen Tierwelt „Terra Australis“ an. Wie verändert sich Ihre Tätigkeit im Vergleich zum Kaiserberg?

In der Wilhelma in Stuttgart werde ich wieder als „normaler“ Tierpfleger tätig und kann meine Erfahrungen, die ich in den letzten Jahrzehnten sammeln konnte, einem kleinen Team als Experte zur Verfügung stellen. Es ist auch wieder einmal schön, sich nicht um administrative Themen, wie Dienstpläne oder Urlaubsplanung, kümmern zu müssen. Ich kann mich in dem neuen Job ganz und gar auf die Tiere konzentrieren.

Er ist einer der neuen Schützlinge von Mario Chindemi: Koala-Männchen
Er ist einer der neuen Schützlinge von Mario Chindemi: Koala-Männchen "Aero" ist vor wenigen Tagen mit dem Flugzeug aus Down Under gekommen und lebt jetzt mit drei weiteren Koalas in der Stuttgarter Wilhelma. © dpa | Marcel Schneider

Zoo Duisburg: Koalas verlieren langjährigen Vertrauten

Was wird die Koala-Welt in Stuttgart von dem Koalahaus in Duisburg unterscheiden?

Der größte Unterschied ist einfach, dass die Wilhelma mit dem Umbau des alten Menschenaffenhauses die Möglichkeit hat, die Erfahrungen anderer Koalahaltungen in Europa in die Terra Australis einfließen zu lassen. Diese Möglichkeit gab es damals in Duisburg nicht, da wir die ersten waren, die mit der Koalahaltung in Europa begannen. Eine Besonderheit ist, dass die Wilhelma ja nicht nur ein Zoo, sondern auch ein Botanischer Garten ist. Dementsprechend spielen auch die Pflanzen in dem neuen Haus eine wichtige Rolle und passen zu dem Lebensraum einer jeden Tierart. Interessant ist vielleicht eine Parallele: Die „Terra Australis“ wurde vom selben Architekten geplant, wie das Haus in Duisburg.

Nach so vielen Jahren in Duisburg: Warum haben Sie sich für einen Wechsel entschieden?

Mich reizt einfach noch einmal etwas Neues zu machen und vor allem auch, noch einmal eine neue Koala-Zuchtgruppe in Deutschland bzw. Europa aufzubauen. Der Erhalt dieser tollen Tiere liegt mir einfach am Herzen und ich bin davon überzeugt, dass ich in der Wilhelma mit dem jungen Team von Kollegen und Kolleginnen einfach noch einmal neue Akzente setzen kann.

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Diese besonderen Erinnerungen nimmt Mario Chindemi mit

Seit 1994 gibt es im Zoo Duisburg Koalas, genauso lange haben Sie die Tiere in Duisburg betreut: Ist Ihnen in all den Jahren ein besonderes Erlebnis in Erinnerung geblieben?

Da gibt es in den vielen Jahren natürlich wahnsinnig vieles zu berichten. Als wir mit der Koalahaltung in Europa angefangen haben, war man noch davon ausgegangen, dass Koalas relativ einfach gestrickt sind und kein wirkliches Sozialverhalten zeigen. Die Tiere haben mich aber schnell eines Besseren belehrt und wir haben von Anfang an wahnsinnig viel hinzugelernt.

Zwei Tiere bleiben mir besonders in Erinnerung: Ein Weibchen, Koomela, hatte von Anfang an eine enge Beziehung zu uns Pflegerinnen und Pflegern und im Speziellen zu mir aufgebaut. Sie rief immer laut, sobald einer von uns das Haus betrat und wollte immer aktiv auf meinen Arm und dann herumgetragen werden. Als dieses Tier nach Lissabon umzog und ich sie begleitete, war sie die ganze Zeit auf mich fixiert und rief in der Anlage nach mir. Sie gewöhnte sich aber rasch an ihr neues Umfeld und ich konnte nach einigen Tagen beruhigt abreisen. Trotzdem war die Bindung zwischen mir und dem Tier etwas besonders.

Das andere Tier ist Eerin, ein Koalaweibchen, welches ich mit der Flasche groß gezogen habe und die nun im Zoo Dresden lebt. Hier hat sie mittlerweile ein eigenes Jungtier im Beutel. Ein toller Erfolg.

Diese Augen haben es Mario Chindemi angetan: Das Koalaweibchen Eerin hat der Tierpfleger mit der Flasche aufgezogen. Das Tier ist 2021 geboren.
Diese Augen haben es Mario Chindemi angetan: Das Koalaweibchen Eerin hat der Tierpfleger mit der Flasche aufgezogen. Das Tier ist 2021 geboren. © Daniel Tomczak / DVV | Zoo Duisburg

Was Mario Chindemi den Zoo-Besuchern mit auf den Weg gibt

Warum fällt Ihnen der Abschied aus Duisburg schwer – oder auch nicht schwer?

In Stuttgart erwarten mich neue, spannende Herausforderungen. Ein neues Haus, ein nettes Team und viele spannende Tierarten. Außerdem die Möglichkeit, noch etwas Neues zu beginnen und zu gestalten. Meinen Kolleginnen und Kollegen in Duisburg wünsche ich für die Zukunft alles erdenklich Gute.

Haben Sie noch eine Botschaft zum Abschied für die Besucherinnen und Besucher, die Sie viele Jahre an der Seite der Koalas erlebt haben?

Ich lade alle Besucher und Besucherinnen herzlich nach Stuttgart in die „Terra Australis“ ein. Das Haus beherbergt nicht nur die Koalas, sondern auch viele weitere, teilweise sehr seltene Tierarten aus Australien.