Duisburg. Auf dem A-40-Zubringer kracht ein Wagen mit 90 km/h in die Begrenzung. Staatsanwaltschaft ist sicher: Der Fahrer wollte seine Freundin töten.
Der 26 Jahre alte Duisburger schaute ernst aber gefasst drein, als ihn die Justizwachtmeister am Donnerstagmittag in die schwüle Hitze des Saales 201 im Landgericht am König-Heinrich-Platz führten. Seit dem 28. Dezember 2022 sitzt der junge Mann in Untersuchungshaft. Das war der Tag, nachdem er versucht haben soll, seine damalige Freundin auf der Zufahrt zur Autobahn A 40 zu töten.
Die Anklage wirft dem Mann aus Neumühl Nötigung, versuchten Totschlag, gefährliche Körperverletzung, gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, Fahren ohne Führerschein und Trunkenheit am Steuer vor. Zwischen ihm und seiner damaligen Freundin soll es in der Nacht zum 27. Dezember zu einem Streit gekommen sein – mit schweren Folgen.
Duisburger soll seine damalige Freundin ins Unfallauto gezwungen haben
An einer Tankstelle an der Bürgermeister-Pütz-Straße soll der mit 1,8 Promille alkoholisierte Angeklagte die junge Frau mit einem Messer bedroht und sie gezwungen haben, in ein Auto zu steigen. Das Paar soll zuvor gemeinsam Alkohol getrunken haben. Die junge Frau soll allerdings bei ihren Vernehmungen bestritten haben, Drogen konsumiert zu haben.
15 Minuten geht die Fahrt in dem Unfallwagen: Der 26-Jährige, der nicht im Besitz eines Führerscheins war, soll das Auto zunächst Richtung Kaßlerfelder Kreisel gesteuert haben. Von dort aus geht es in Richtung Innenstadt und auf den A-40-Zubringer.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er das Auto absichtlich in die Leitplanke lenken wollte, um seine auf dem Beifahrersitz sitzende Freundin zu töten.
22-Jährige soll auf A-40-Zubringer ins Steuer gegriffen haben
Die soll ins Steuer gegriffen haben, bevor der Wagen mit einer Geschwindigkeit von etwa 90 Stundenkilometern mit der Straßenbegrenzung kollidierte. Das Auto überschlug sich mehrfach. Die 22-Jährige soll dabei ein Schädel-Hirn-Trauma ersten Grades und einen Lendenwirbelbruch erlitten haben. Sie konnte aber noch vom unmittelbaren Unfallort flüchten. Sie wird dann jedoch im Umfeld gefunden.
Rettungswagen brachten sie und ihren damaligen Freund in Krankenhäuser. Für die Polizei deutete zunächst alles auf einen schweren Unfall hin. Doch nachdem die Beamten das Paar befragt und Spuren ausgewertet haben, stand für die Ermittler fest: Der Crash geschah aus Absicht, eins der beiden Opfer ist zugleich Täter.
Am ersten Verhandlungstag wurde lediglich die Anklage verlesen. Der Verteidiger kündigte an, dass sein Mandant sich am nächsten Verhandlungstag zu dem Vorwurf einlassen will. Im Vorfeld des Prozesses hat der 26-Jährige sich bislang noch nie zur Sache geäußert. Die 22-Jährige ist ebenfalls als Zeugin geladen.
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Im Mittelpunkt des bis August auf fünf Verhandlungstage angesetzten Verfahrens wird voraussichtlich die Frage stehen, ob dem Angeklagten irgendein Tötungsvorsatz nachweisbar ist und was oder wer den Unfall verursacht hat.
>>Aufwendige Bergungsarbeiten
- Das Ausmaß des Schadens war nach dem Unfall auf dem A-40-Zubringer enorm. Für die Bergungsarbeiten und die Unfallaufnahme musste die Fahrbahn in Richtung Innenstadt an dem Dezembertag stundenlang gesperrt werden.
- Die Straße ist die Hauptverkehrsachse zwischen Kaßlerfeld/Ruhrort und der City.