Duisburg-Neudorf. Seit 30 Jahren gibt es die Eisdiele „Primavera“ in Duisburg-Neudorf. Wie alles anfing – und was die Betreiberfamilie für die Zukunft plant.
Renato und Fiorella Venier feiern Jubiläum. Seit 30 Jahren führen sie die Eisdiele „Primavera“ (das ist Italienisch und bedeutet Frühling) an der Mülheimer Straße in Neudorf. Doch was verschlug die beiden Italiener nach Duisburg?
Die Kurzfassung: Renato Venier (57) absolvierte in den 80er Jahren die Hotelfachschule in Italien. In Deutschland wollte er arbeiten und die Sprache lernen. In einer Eisdiele in Essen lernte er dann bei der Arbeit seine Frau Fiorella (59) kennen. In Norditalien hatten die beiden knapp 30 Kilometer voneinander entfernt gewohnt. „Da wären wir uns wahrscheinlich nie begegnet“, sagt Renato Venier und lacht.
Eisdiele „Primavera“: Seit 30 Jahren an der Mülheimer Straße in Duisburg-Neudorf
Nach einiger Zeit in Essen überlegten sich die beiden, eine eigene Eisdiele zu eröffnen. Sie suchten in der Region nach einem geeigneten Standort. Dabei fanden sie dann das Eiscafé an der Mülheimer Straße. „Hier war vorher auch schon seit 1959 eine Eisdiele drin. Der Besitzer wollte sie 1992 abgeben. Da haben wir nicht lange überlegt.“
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So haben Fiorella und er dann vor nun gut 30 Jahren den Laden gekauft und erst einmal gründlich renoviert. Zunächst haben die Veniers die Maschinen aus dem Eislabor übernommen und dann nach und nach alles erneuert. 1996 kam das ganz große Reinemachen. Dabei zogen die bunten venezianischen Lampen, die heute noch hängen, an die Dielendecke. Im Jahr 2000 wurde eine neue Theke eingebaut. Diese stand zwanzig Jahre lang und ist inzwischen auch Geschichte. „Wir wollten dann wieder etwas Neues und haben uns auf das Energiesparen fokussiert“, sagt Renato Venier.
Marmor- gegen Holztische getauscht
Mit der aktuellen Theke würden sie 30 Prozent weniger Strom verbrauchen, so der Gelati-Chef. Ein Beispiel: Das Wasser für die Spülmaschine wird mit der Energie der Eistheke erhitzt. „Wir haben dann vor zehn Jahren auch noch die Marmortische gegen Holztische getauscht. Marmor ist immer so kalt, da stützt ja niemand gerne mal seine Arme ab.“
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Renato und Fiorella Venier haben zwei Kinder. Tochter Elena (21) ist 2020 in die Eisproduktion eingestiegen, Sohn Luca (25) hat sich auch schon einmal hinterm Tresen probiert, studiert aber lieber Informatik. „Unsere Tochter bringt frische Ideen. Meine Erfahrung und ihre Ideen – da kommt immer eine gute Sache raus“, findet Renato.
Ob seine Tochter die Eisdiele irgendwann übernehmen will, wenn die Eltern in den wohlverdienten Ruhestand gehen? „Das kann ich nicht sagen. Meine Tochter studiert auch und ist da noch völlig frei. Wenn sie es machen möchte, freuen wir uns, wenn nicht, verstehen wir das auch, es ist kein leichtes Geschäft“, sagt der Eisverkäufer.
Er weiß, wovon er spricht: Als 2020 die Corona-Pandemie begann, kam eine harte Zeit auf die Familie zu. Aber die Veniers standen nicht still. Sie installierten einen Eisautomaten draußen am Geschäft, damit die Kunden auch kontaktlos und zu jeder Zeit Eis kaufen konnten.
Onlineshop mit Vorbestellung und Familienangebote
In der kalten Jahreszeit macht Renato Venier Kurse für Eishersteller und bildet sich weiter. Eis ist da sowieso nicht bei den Kunden gefragt. „Hygiene ist immer ein großes Thema bei den Kursen, dazu kommen Trends und neue Ideen.“
Renato Venier liegen seine Kunden am Herzen. Er hat ein Familienangebot im Programm: Kinder können Familien-Marken kaufen und bekommen so eine Kugel Eis für die Hälfte.
Außerdem gibt es seit zehn Jahren einen Onlineshop mit Vorbestellung: „Das nutzen Büros und Familien oft, wenn es eine Großbestellung sein soll. Da können dann alle schon vorher auswählen, welches Eis sie gerne hätten, und wir bereiten es zur Abholung vor.“
Kunden schätzen biozertifizierte Sorten
Früher gingen vor allem die Standard-Sorten gut: Schokolade, Vanille, Erdbeere, Stracciatella. Inzwischen wollen die Kunden mehr: Renato Venier bietet viele biozertifizierte Sorten an. „Das hat sich sehr verändert, die Kunden achten heutzutage viel mehr darauf, viele wollen veganes Eis.“ Das haben die Veniers seit 2005 im Programm.
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Neue Sorten kreiert die Familie immer zusammen mit den fünf Mitarbeitern. Zwei davon sind Schwestern und schon zwanzig Jahre dabei. „Wir sind wie viele Familie zusammengewachsen“, sagt Renato. An Schlecht-Wetter-Tagen probieren sie sich in der Eisdiele aus. „Da müssen dann alle Mitarbeiter probieren, und wir fachsimpeln, was geschmacklich gut ist oder was noch fehlt.“
Kalorienarmes Eis mit Skyr und Erdbeere
Momentan stehen Bio-Banane mit Mandarinenschale und Country-Eis mit Schokolade und Cerealien in der Theke. Ganz neu und sehr beliebt ist das kalorienarme Eis mit Skyr und Erdbeere. Angefangen haben die Veniers mit zehn bis 15 Sorten im Jahr. Mittlerweile sind bis zu 40 Sorten im Jahr im Angebot. 24 Sorten passen immer in die Theke und diese wechseln dann alle zwei bis drei Wochen. „Als wir anfingen, konnte man einfach nicht so viele Zutaten bekommen wie heute.“
Eine Kugel Eis kostete damals immerhin schon eine Mark. Heute gibt’s die Kugel für 1,50 Euro. „Früher konnte man richtig gutes Geld verdienen. Heute können wir keine großen Sprünge mit dem Verdienst machen. Es ist schwierig, die Preise zu halten. Gerade in der Krise schwanken sie immer wieder, und man bekommt auch nicht immer alle Zutaten.“ Wie lange er noch weitermachen will? „Höchstens zehn Jahre“, sagt Renato. Aber jetzt kommt erstmal der Sommer.
>> Wo ist Eis von „Primavera“ erhältlich?
- Mittlerweile gibt es drei Automaten, an denen „Primavera“-Eis gekauft werden kann: am Bethesda-Krankenhaus, am Krankenhaus Nord und an der Eisdiele an der Mülheimer Straße 128.
- Auch bei der Karateschule USC Duisburg gibt es das „Primavera“-Eis.
- Öffnungszeiten der Eisdiele: Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr, samstags geschlossen und sonntags 13 bis 19 Uhr. Eis am Automaten gibt es rund um die Uhr.