Duisburg. Bei einem Streit ist ein Mann im Duisburger Rotlichtviertel angeschossen worden. Von Polizei und Stadt fühlt er sich nicht ernst genommen.
Vor zwei Wochen hat es an der Julius-Weber-Straße eine Auseinandersetzung mit Schusswaffengebrauch gegeben. Seit einigen Tagen sucht die Polizei nun mit einem Fahndungsfoto nach dem Mann, der den Eigentümer des „Sexxxpalace“ angeschossen haben soll. Der Unbekannte hat in der Nacht offenbar Selfies gemacht. Die Polizei fragt nun: Wer kennt diesen Mann oder hat etwas beobachtet?
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In der Zwischenzeit hat sich der Verletzte bei unserer Redaktion gemeldet – und möchte die Geschichte hinter der Polizeimeldung schildern, denn: „Wir sind ganz normale, gebildete, Steuern zahlende Bürger und keine Kriminellen.“ Er und seine Frau betonen: „Wir fühlen uns von der Polizei sowie allen beteiligten Behörden nicht ernst genommen und wir werden hier auf einem Niveau dargestellt, was nicht der Wahrheit entspricht.“
Die Ärzte im Krankenhaus hätten ihm kurz nach der Einlieferung gesagt, was für ein Glück er gehabt habe: „Die Kugel hat den Oberschenkel durchbohrt und ist im zweiten Bein stecken geblieben. Es hätte auch die Aorta getroffen werden können“, beschreibt der 44-Jährige noch immer fassungslos.
Bekanntes Duisburger Bordell wurde 2020 zwangsversteigert
Vor drei Jahren hat der Mann, der viele Jahre in den Niederlanden gelebt hat und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, das Etablissement mit den 86 Zimmern bei einer Zwangsversteigerung gekauft. Er habe dem Vorbesitzer Geld geliehen. Als dieser Pleite war, habe er zugegriffen, um noch einen Teil seines Investments zu retten. „Vorher hatte ich nichts mit dem Milieu zu tun“, betont er. Die Frauen, die bei ihm arbeiten, seien selbstständig, angemeldet und zahlen pro Tag Miete. 135 Euro kostet ein Zimmer, inklusive Frühstück und Mittagessen.
Allerdings entwickelten sich die Geschäfte nicht so wie erhofft. Kurz nachdem er die Immobilie übernahm, kam Corona. Die Bordelle mussten schließen. Später, als die Laufhäuser wieder öffnen durften, mussten die Frauen Tests vorweisen, um arbeiten zu dürfen. „Das hat viele in die Illegalität getrieben“, sagt einer, der sich im Gewerbe auskennt. Viele stellten sich da lieber auf die Straße am Zoo und sparten so Miete und Testgebühren. „Warum wird da eigentlich nicht kontrolliert? Bei uns finden regelmäßig Razzien statt“, erklärt die Frau des „Sexxxpalace“-Betreibers, die ebenfalls anonym bleiben möchte. Auch andere Bordell-Besitzer sollen verärgert über die Stadt sein, die aus ihrer Sicht die Situation an der Monning einfach laufen lasse.
Stadt Duisburg: „Zoo-Parkplatz hat sich als Straßenstrich über viele Jahre etabliert“
Auf Nachfrage sagt Stadtsprecherin Gabi Priem: „Der Zoo-Parkplatz auf der Mülheimer Straße hat sich als Straßenstrich über viele Jahre etabliert und wird nach Einbruch der Dunkelheit beziehungsweise nach Dienstschluss des Zoobetriebs geduldet und toleriert.“ Doch „die Nichtnutzung einer Prostitutionsstätte“ entbinde nicht von den gesetzlichen Genehmigungsvoraussetzungen. Die Frauen müssten also sehr wohl einen sogenannten blauen Schein vorweisen, der ihnen ausgestellt wird. Der „Prostitutionsausweis“ sei der Nachweis darüber, dass sie angemeldet seien und sich gesundheitlich beraten lassen.
Bei dem Tatverdächtigen soll es sich laut den „Sexxxpalace“-Betreibern um einen Drogendealer aus Albanien handeln. In der Vergangenheit habe man schon häufiger beobachtet, wie die Männer in den Häusern Drogen an die Frauen verkauften. „Wenn wir dann die Polizei gerufen haben, hat es immer gedauert, bis die wirklich kamen. Da waren die natürlich wieder weg. Aber als vor einiger Zeit auf dem Parkplatz Autos gebrannt haben, waren sie ganz schnell bei uns und haben uns befragt.“ Zudem habe es mehr als eine Woche gedauert, bis ein erstes Fahndungsfoto von dem mutmaßlichen Täter veröffentlicht worden sei.
Polizei-Sprecherin widerspricht: „Uns ist egal, ob jemand Arzt oder Bordellbetreiber ist“
„Es laufen Ermittlungen im Hintergrund, und um ein Fahndungsfoto zu veröffentlichen brauchen wir einen richterlichen Beschluss“, widerspricht Polizeisprecherin Stefanie Wardenski der Darstellung und betont: „Uns ist egal, ob jemand Arzt oder Bordellbetreiber ist. Es läuft eben nicht immer wie im Tatort, wo der Fall nach 90 Minuten geklärt ist.“
Der „Sexxxpalace“ hat längst wieder geöffnet. Rund 30 der 86 Zimmer sind aktuell genehmigt, vermietet sind weniger. Am Eingang stehen Security-Leute, die aufpassen. „Wir wollen, dass das Viertel hier aufgewertet wird, und achten darauf, dass es hier sauber ist“, sagt der Besitzer. Seine Frau fragt: „Wir zahlen pro Jahr nicht wenig Sexsteuer. Warum investiert die Stadt nicht das Geld in diesem Bereich, damit sich hier etwas ändert?“
Stadtsprecherin Gabi Priem stellt klar: „Der Bereich der Vulkanstraße wird regelmäßig durch die verschiedenen Fachbereiche kontrolliert. Verstöße gegen das Prostituiertenschutzgesetz werden konsequent geahndet. Zusätzlich wird der Bereich durch den städtischen Außendienst bestreift. Durch diesen werden alle festgestellten Ordnungswidrigkeiten sanktioniert.“
Die „Sexxxpalace“-Besitzer hoffen nun inständig, dass die Fotofahndung etwas bringt und der Täter bald geschnappt wird. Nach der Fotofahndung sind die Hinweise aber bisher nur „verhalten“ bei der Polizei eingetrudelt, wie die Beamten auf Nachfrage erklären. Wer rund um die Vulkanstraße unterwegs ist, meldet sich in der Regel nicht namentlich bei der Polizei.