Duisburg. Das 9. Philharmonische Konzert in Duisburg stand ganz im Zeichen des Barock. Warum das Orchester vorab von einer Spezialistin gecoacht wurde.

Lebensfrohe Barockklänge aus fünf Nationen bestimmten das neunte Philharmonische Konzert in der sehr gut besuchten Mercatorhalle. Die Duisburger Philharmoniker traten zwar mit etwa 25 Musikerinnen und Musikern in relativ kleiner Besetzung an. Das hinderte sie jedoch nicht daran, die Stimmung im Verlauf des kurzweiligen Abends geradezu zum Kochen zu bringen.

Zum Erfolg trägt wesentlich Dorothee Oberlinger als Dirigentin und Solistin bei, die nicht nur ihren Rang als ausgepichte Kennerin historischer Aufführungspraktiken und Blockflötistin der Sonderklasse bekräftigt, sondern auch als geschickte Programmgestalterin. Raritäten bleiben diesmal in der Minderzahl.

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Duisburger Philharmoniker: Jahrelange Bemühungen um barocke Spieltechniken

Mit zwei populären Bläserkonzerten aus Italien sowie dem 2. Brandenburgischen Konzert und der 3. Orchestersuite von Johann Sebastian Bach stehen zwar bekannte Highlights der Barockmusik im Zentrum, die aber mit solcher Frische und Vitalität erklingen, als hätten sie sich einer Frischzellenkur unterworfen.

Das liegt einerseits an der mitreißenden Energie und der superben Virtuosität Dorothee Oberlingers, aber auch am Einsatz der mit Barockbögen gewappneten Philharmoniker, die sich wochenlang von einer Spezialistin für das Konzert coachen ließen und damit ihren jahrelangen Bemühungen um barocke Spieltechniken einen zusätzlichen und erfolgreichen Schub gaben.

Die Duisburger Philharmoniker traten dieses Mal in verhältnismäßig kleiner Besetzung an.
Die Duisburger Philharmoniker traten dieses Mal in verhältnismäßig kleiner Besetzung an. © André Symann

Das schlägt sich in festlichen Klängen mit drei Trompeten in der Bach-Suite und der Sinfonia aus Bachs Oster-Oratorium nieder, in der Geschmeidigkeit, mit der sie auch die abenteuerlichsten Tempi präzise bewältigen, aber auch in der betörenden Zartheit, mit der sie Ohrwürmer wie Bachs viel strapazierte Air von allen schlampigen Gebrauchsspuren befreien. Und ihre Spielfertigkeit können die Philharmoniker auch an der anspruchsvollen Passacaille aus der Oper „Armide“ vom Kapellmeister des Sonnenkönigs, Jean-Baptiste Lully, demonstrieren.

Mercatorhalle: Barocke Tour durch Deutschland, England, Italien, Frankreich und Niederlande

Wahre virtuose Husarenritte vollführt Dorothee Oberlinger mit dem Konzert in d-Moll von Alessandro Marcello und vor allem Antonio Vivaldis Konzert für Flautino in C-Dur. Eine originelle Rarität steuert sie mit „Engels Nachtegaeltje“ (Englische Nachtigall) für Blockflöte solo des Niederländers Jacob van Eyck mit ihren reizvollen Echo-Effekten bei.

Weitere solistische Parts übernehmen Konzertmeisterin Mayu Nihei auf der Violine, die Trompeterin Laura Vukobratović, Professorin an der Folkwang Hochschule, sowie Clara Blessing vom Salzburger Mozarteum auf der Barockoboe, die bereits zum Auftakt des Konzerts mit einer berückend schönen Kantilene in Bachs Oster-Oratorium begeistert. Alle vier bilden ein exzellentes und homogenes Quartett für Bachs Brandenburgisches Konzert. Und in der Arie vom „ewigen Licht“ aus Händels Ode zum Geburtstag von Queen Anne betören die Oboistin und die Trompeterin in bestem Einvernehmen mit purer Schönheit. Und auch Mayu Nihei erweist sich vor allem in den Solo-Partien der Bach-Stücke als exzellente Interpretin.

Das Publikum reagiert entsprechend begeistert auf die barocke Tour durch Deutschland, England, Italien, Frankreich und den Niederlanden und wird mit zwei Zugaben von Marc Antoine Charpentier und Georg Friedrich Händel belohnt.

>>DREI WEITERE PHILHARMONISCHE KONZERTE IN DUISBURG

Das barocke Spektakel in der Mercatorhalle war das neunte von zwölf Philharmonischen Konzerten in der Spielzeit 2022/23. Bei der nächsten Ausgabe unter dem Titel „Echos von fern und nah“ wird Generalmusikdirektor Axel Kober selbst dirigieren.

Darüber hinaus finden bis zum letzten Konzert der Duisburger Philharmoniker in dieser Spielzeit am 1. Juli noch zahlreiche andere Veranstaltungen statt, darunter mehrere Kammerkonzerte. Das volle Programm ist einsehbar unter www.duisburger-philharmoniker.de/konzertkalender.