Duisburg. An der Baustelle für die Rückverlegung des Deiches im Rheinbogen herrscht noch Ruhe. Warum Mündelheim schon bald deutlich mehr Lkw-Verkehr droht.

Die Deichrückverlegung im Mündelheimer Rheinbogen bleibt eine zähe Angelegenheit. Wegen Personalknappheit bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD), Kampfmittel-Sondierung und Planänderungen genießen Spaziergänger vorläufig noch die Ruhe im Duisburger Rheinvorland. „Erst ab Herbst 2023 wird weitergebaut“, kündigt Projektleiter Jan Rother an.

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Der 42 Jahre alte Wasserbau-Ingenieur, er plante zuvor beim Lippeverband/Emschergenossenschaft den Emscherumbau, ist binnen drei Jahren der dritte Deichbau-Verantwortliche. Zunächst wechselte Christine Grommes zu RWE, dann zog es Lina Diefenbacher zum Wupperverband. „Ich musste mich zunächst einarbeiten“, sagt Rother; seit Oktober ist er im Amt.

Ausführungsplanung und den Ausschreibungen: Zwei Jahre Baupause am Deich

Nachdem die vergangenen zwei Jahre mit der Ausführungsplanung und den Ausschreibungen für den dritten Bauabschnitt beiderseits der B 288 vergingen, erfolge nun die Auftragsvergabe, erklärt der Projektleiter. Warum beginnen die Bauarbeiten nicht mit Ende der Hochwasserperiode am 1. April? „Die Planung musste wegen der Kampfmittel-Suche angepasst werden, die Ergebnisse einer Überprüfung zur Standsicherheit des Altdeiches lagen erst jetzt vor“, erläutert Rother. Nur Rodungsarbeiten bis zum Brückenkopf hat es bislang gegeben.

Das führt zu einer Änderung der Planung: Die erforderliche Baustraße wird auf eine Auflastberme am Altdeich gelegt. Die Berme ist eine Verstärkung an der Rückseite des Hochwasserschutzes, der bis zur Fertigstellung des Neubaus vor Hochwasser schützen muss. Sobald die Baustraße steht, soll es ohne größere Unterbrechungen ans Werk gehen. „Wir können dann durchbauen“, sagt Rother. Auch die Lücke am Standort des Althofes Höffges soll dann geschlossen werden. Weil der Neubau im rückwärtiges Bereich nicht rechtzeitig fertig wurde, wurde der neue Deich um den Altbau „herumgebaut“.

Die Grafik zeigt die Rückverlegung des Deiches im Rheinbogen. Der zweite Bauabschnitt ist weitgehend fertiggestellt, Baubeginn für Abschnitt drei ist im Herbst 2023, die Aufständerung der B 288 soll 2025 beginnen.
Die Grafik zeigt die Rückverlegung des Deiches im Rheinbogen. Der zweite Bauabschnitt ist weitgehend fertiggestellt, Baubeginn für Abschnitt drei ist im Herbst 2023, die Aufständerung der B 288 soll 2025 beginnen. © funkegrafik nrw | Selina Sielaff

Aufständerung der B 288 soll 2025 beginnen

Die Planung läuft bei den Wirtschaftsbetrieben auch für die Aufständerung der B 288, die künftig über den rückverlegten Deich führen muss, um den Hochwasserschutz für Mündelheim weiterhin zu gewährleisten. „Wir werden ab 2025 unabhängig von der Planung von Straßen NRW für den Neubau der Rheinbrücke bauen“, erklärt Ralf Honeck, der Ingenieur plant Straßen und Brücken bei den WBD.

Mit dem Neubau eines 300 Meter langen Abschnitts nördlich der B 288 ist die eigentliche Rückverlegung des Deiches abgeschlossen. Danach kann der Altdeich im Rheinbogen schichtweise so abgetragen werden, wie es die Vorschriften für die Kampfmittel-Sondierung vorsehen. Bislang habe es keine Funde gegeben, berichtet der Projektleiter.

Marode Rheinbrücke: Mer Baustellenverkehr in Mündelheim

Im vierten Bauabschnitt, er führt bis Ehingen, wird dann der Altdeich per Neuaufbau auf der gleichen Trasse saniert. „Das sind einige Gräben und Verkehrsknoten im Weg, deshalb werden wir das im nächsten Jahr nicht schaffen“, erläutert Jan Rother. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten sei frühestens 2025 zu rechnen.

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Viel Erde muss vor allem für den Neubau-Abschnitt beiderseits der B 288 bewegt werden. „Wir werden einiges heranschaffen müssen“, ahnen die WBD-Ingenieure. Beeinträchtigt werden die Transporte durch die absehbare Sperrung der Krefelder Rheinbrücke für Fahrzeuge über 30 Tonnen Gesamtgewicht (wir berichteten). Dass die Lkw durch Mündelheim rollen, wäre dann kaum vermeidbar.

>>DICHTWAND: NOCH KEINE ERKENNTNISSE ZUR WIRKUNG

  • Bereits vor vier Jahren wurde nördlich der B 288 eine 60 Zentimeter breite Dichtwand aus Quellbeton auf 1,6 Kilometern Länge in bis zu 20 Metern Tiefe ins Erdreich gesetzt. Sie soll vor allem die Häuser in Mündelheim vor aufsteigendem Wasser schützen, das bei hohen Pegelständen unter dem Deich hindurchdrückt.
  • Zur Wirkung der Sperre gebe es noch keine Erkenntnisse, sagt Jan Rother. Es erfolge zwar ein Monitoring, eine Auswertung der Daten stehe allerdings noch aus.