Duisburg. Ein Duisburger will Regenwasser im Garten versickern lassen. Er beklagt hohe Verwaltungshürden. So wehren sich die Wirtschaftsbetriebe.
Seit 2022 gibt es als Reaktion auf den Klimawandel die Regenagentur bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg (WBD). Sie soll als Anlaufstelle alle Bürger beraten, die ihr Grundstück gegen Starkregen sicherer machen möchten. Die Agentur beantwortet auch Fragen zu einem bewussteren Umgang mit Regenwasser. Warum ein Duisburger sich schlecht beraten fühlt und zudem hohe Verwaltungshürden beklagt: „Als Bürger hat man eher den Eindruck, es soll verhindert werden, dass die Stadt Einnahmen, in dem Fall Niederschlagswassergebühren, verliert.“
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Sein Vorhaben: „Als Hausbesitzer hatte ich die Idee, das Regenwasser vom Dach im Garten vor und hinter dem Haus versickern zu lassen“, erklärt der Duisburger. „Auf der Internetseite der Regenagentur steht, dass man sich von der Niederschlagseinleitungspflicht befreien lassen muss. Voraussetzung dafür ist ein hydrologisches Gutachten, das der Garten versickerungsfähig ist.“
Hohe Verwaltungshürden? Duisburger verärgert über Regenagentur
Allerdings: „Wer solche Gutachten macht, wird von der Regenagentur nicht beantwortet“, kritisiert er. „Weiter muss man sich von der Unteren Wasserbehörde eine wasserrechtliche Erlaubnis einholen, also ob unter meinem Haus Schadstoffe liegen oder Lehmboden die Versickerung verhindern.“ Die Planung, Bemessung und der Bau einer Versickerungsanlage sei nach einem genauen technischen Regelwerk vorzunehmen. „Wer das macht, wird von der Stadt auch nicht beantwortet“, sagt der Duisburger.
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Er habe bereits im vergangenen November die Regenagentur kontaktiert, zuletzt am 10. Januar 2023 eine Mail geschrieben, die unbeantwortet geblieben sei. Vor einigen Wochen habe ihm eine Mitarbeiterin am Telefon einen Rückruf versprochen, den es nicht gegeben habe. Entscheidende Fragen seien immer noch offen.
Wirtschaftsbetriebe wehren sich gegen Vorwürfe
„Aufgrund der Vielzahl von Anfragen ist es in dem Einzelfall zu einer verzögerten Bearbeitung der Anfrage gekommen. Dafür haben wir uns schon entschuldigt“, sagt WBD-Sprecher Volker Lange auf Nachfrage der Redaktion. Die Wirtschaftsbetriebe wehren sich aber gegen den Vorwurf, extra Verwaltungshürden aufzubauen, um nicht auf Niederschlagswassergebühren zu verzichten.
„Durch die in den letzten Jahren zunehmende Flächenversiegelung und der dadurch resultierenden vermehrten Zuführung von Niederschlagswasser sind einige Kanäle an ihrer hydraulischen Belastungsgrenze“, betont WBD-Sprecher Lange. „Zudem führen die immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse dazu, dass vermehrt große Mengen Niederschlagswasser punktuell in die Kanalisation geleitet werden. Die hieraus erforderlichen Baumaßnahmen zur Vergrößerung der Kanäle werden über Abwassergebühren finanziert. Durch eine Abkopplung befestigter Flächen von der Kanalisation werden diese Maßnahmen reduziert und somit hohe Investitionskosten eingespart.“
Hinzu komme, dass durch die Abkopplung von Flächen der natürliche Wasserkreislauf gestärkt wird. „Somit wird auch das Mikroklima innerhalb der Stadt verbessert“, so der WBD-Sprecher.
Persönliches Beratungsgespräch vor Ort abgesagt
Was das hydrogeologische Gutachten betrifft, sei ein geotechnisches Ingenieurbüro für die Untersuchungen zuständig. „Bei der Suche sind wir gerne behilflich, können aber keine Firmen nennen“, so Lange. Er betont hinsichtlich des Vorhaben des Duisburgers, dass die Planung durch ihn beziehungsweise durch ein von ihm beauftragten Fachunternehmen zu erbringen seien. Die Wirtschaftsbetriebe geben bei der Auswahl von Fachfirmen keine Empfehlung, „da wir als öffentliche Hand dem Gleichbehandlungsgrundsatz unterliegen“, stellt der WBD-Sprecher klar. „Wir unterstützen aber auch hier bei der Suche.“
Um dem Duisburger zu helfen, gebe es nun ein Beratungsgespräch vor Ort, das die Wirtschaftsbetriebe nun aber aus personellen Gründen abgesagt haben. Ein neuer Termin müsse vereinbart werden. „Damit“, sagt der Duisburger genervt, „setzt sich das Kommunikationsdesaster leider fort.“
>> REGENAGENTUR IN DUISBURG: MEHRERE HUNDERT ANFRAGEN IM JAHR 2022
- Seit Gründung der Regenagentur 2022 ziehen die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) nach eigenen Angaben eine positive Zwischenbilanz.
- „Im ersten Jahr haben wir mehrere hundert Anfragen bearbeitet und auch viele Beratungen auf Grundstücken durchgeführt“, sagt WBD-Sprecher Volker Lange. Der Bedarf für einen entsprechenden Service sei also vorhanden.
- Auch seien laut Lange bereits viele Projekte zur naturnahen Regenwasserbewirtschaftung auf Grundstücken durch die Regenagentur gefördert.
- Weitere Informationen – auch zu den Kontaktmöglichkeiten – gibt es online auf www.regenagentur-duisburg.de.